Rezension zu "Das Glücksdiktat" von Edgar Cabanas
Ein Muss für all diejenigen, die den gesellschaftlichen Prozessen der Individualisierung (vgl. Ulrich Beck) hin zur Singularisierung (vgl. Andreas Reckwitz) und der Umformung des ordoliberalen Primats der sozialen Marktwirtschaft hin zur Logik einer scheinbar entgrenzten Herrschaft des neoliberalen Marktes (vgl. z. B. Butterwegge) kritisch gegenüberstehen. Die Autorin und der Autor paaren diese kritischen Dispositionen dabei mit der gegenwärtigen Vermaktungs- und Ideologiesierungsstrategie, welche durch Vertreterinnen und Vertreter der Positiven Psychologie, allen voran des Entwicklers des prominenten Konzeptes der "erlernten Hilflosigkeit" bei Depressionen Martin Seligman, prominent gemacht wurden. Die herrschenden Verhältnisse stellen sich dabei als ideale Spielwiese (oder gar als Ausdruck für die Möglichkeit dessen?) für eine singularisierte, neoliberale Glücksökonomie heraus. Erwähnung finden dabei zudem die Ideen rund um Resilienz (ebenfalls Seligman) und Achtsamkeit (vgl. Kabat-Zinn). Kurzum stellen die Autoren fest, dass unsere Gegenwart als ein perfider Alptraum des, oder feuchter Traum für deren Anhänger, Pursuit of Happiness und des urdeutschen Vetters "Jeder ist seines Glückes Schmied" angesehen werden kann. Der Schluss vergisst allerdings die Subversivität der Analyse, welche von den Autoren aufgestellt wurde bezüglich der Teilnahme an Machtdiskursen im Sinne von Foucaults Begrifflichkeit von Macht, auszuformulieren, weshalb die aufmerksame Leserin oder der aufmerksame Leser sich allenfalls in ihrer kritischen Haltung bestätigt und durch die Synthesis der partikulären Topoi Individualismus, Singularisierung, Entfremdung, Verdingleichung und Neoliberalismus anhand des Glücks bereichert, findet aber wenig nützliches bezüglich eines oppositionellen Gestus. Deshalb. 4 von 5 Sternen.