Eva Ladipo

 4,3 Sterne bei 27 Bewertungen
Autorin von Räuber und Wende.

Lebenslauf

Eva Ladipo, geboren 1974, studierte in Cambridge Politische Wissenschaften und wurde mit einer Arbeit über das russische Steuersystem promoviert. Sie begann als Journalistin bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« und arbeitete zuletzt für die »Financial Times«. Sie lebte längere Zeit in Russland und Kolumbien und wohnt jetzt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London. 2015 veröffentlichte sie ihren ersten Roman: »Wende«.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Eva Ladipo

Cover des Buches Räuber (ISBN: 9783896676788)

Räuber

 (16)
Erschienen am 08.03.2021
Cover des Buches Wende (ISBN: 9783711720283)

Wende

 (11)
Erschienen am 24.08.2015

Neue Rezensionen zu Eva Ladipo

Cover des Buches Räuber (ISBN: 9783896676788)
K

Rezension zu "Räuber" von Eva Ladipo

Ernstes Thema leicht erzählt: „Räuber“ wirft einen unterhaltsamen Blick auf die Gentrifizierung
KarinMichaelavor 9 Monaten

Viel haben Olli Leber und Amelie Warlimont nicht gemeinsam. Bis auf die Tatsache, dass sie beide in Berlin leben und sich früher mal zu einem Interview zum Thema Gentrifizierung getroffen haben. Systematisch verdrängen Immobilienkonzerne weniger betuchte Mieter aus dem Berliner Zentrum, indem sie dort Wohnkomplexe aufkaufen, luxussanieren und so teuer vermieten, dass sich die ehemaligen Mieter aus den unteren sozialen Schichten die Wohnungen nicht mehr leisten können. Journalistin Amelie Warlimont wollte darüber schreiben, hat die Geschichte aber nie abgeschlossen. Mit ihrem wenige Wochen alten Baby, ihrem zweiten Kind, hat sie auch genug anderes zu tun.

Doch dann trifft Amelie zufällig wieder auf Olli. Der junge, ungelernte Bauarbeiter hat eine lange Geschichte von Umzügen hinter sich – immer weiter raus aus der Stadt, immer dorthin, wo die Mieten gerade noch erschwinglich sind. Jetzt ist es wieder so weit: Die Sozialwohnung, in der er mit seiner Mutter lebt, ist verkauft worden. Doch diesmal will sich der junge Mann nicht so einfach geschlagen geben. Mit Amelie findet er eine tatkräftige Unterstützerin – sie will endlich wieder etwas Sinnvolles tun und schreitet energisch zur Sache: recherchiert, kontaktiert Experten, schreibt Anträge.

Doch es scheint, als sei der Kampf um soziale Gerechtigkeit, der Kampf gegen die Spaltung der Gesellschaft mit fairen Mitteln nicht zu gewinnen. So hecken die beiden ungleichen Verbündeten einen Plan aus, der mehr als gefährlich ist.

Vielleicht hört sich die Handlung erstmal etwas idealistisch an, doch Befürchtungen dieser Art sind unbegründet. Autorin Eva Ladipo entwickelt die Geschichte langsam und überlegt und mit viel Einfühlungsvermögen – jedes Detail ist sorgfältig gewählt, so dass sich die Story ganz logisch und ganz automatisch ergibt.

Eva Ladipo erzählt aus Ollis und aus Amelies Perspektive, aber auch aus dem Blickwinkel von Amelies Mann Stefan, den berufliche Sorgen plagen, und aus der von Falk Hagen, der als ehemaliger Finanzsenator einer der Schuldigen an der Wohnungsnot ist. Jeder Charakter ist fein ausgearbeitet und überzeugend dargestellt. So viel sei verraten: Keiner der vier entspricht den Klischees – jede Figur besitzt auch unvorhersehbare Charakterzüge, überrascht mit Ecken und Kanten. Mir persönlich sind alle Figuren ans Herz gewachsen, weil ich sie als sehr lebensecht empfunden habe und mich schon nach wenigen Seiten jeweils mit ihnen verbunden gefühlt habe. In welche Richtung jeweils ihr Handeln zielt, wird im Laufe des Buches immer klarer. Und so entwickelt die Geschichte ab der ersten Seite zunehmend Geschwindigkeit – ein irrsinniger Plan nimmt seinen Lauf.

Selbst wer nichts mit Berlin zu tun hat, wird sich spätestens nach einigen Seiten auf die Themen Gentrifizierung und Mietpreiswahnsinn einlassen – stehen sie doch exemplarisch für die wachsende Spaltung der Gesellschaft, für die Schere zwischen Arm und Reich. So erzählt der Roman nicht nur die Geschichte von Olli und Amelie, sondern auch, wie die Gesellschaft soziale Ungerechtigkeiten überwinden kann. Ich bin mir sicher, auch wenn ich das Buch schnell durchgelesen hatte, einige Themen daraus werden mich noch länger beschäftigen. Ich kann das Buch nur allen empfehlen, die gerne Geschichten mitten aus dem Leben lesen und ein bisschen gesellschaftliches und politisches Interesse mitbringen. Ein zeitgemäßes Thema unterhaltsam, aber keineswegs plump umgesetzt – dafür hat Autorin Eva Ladipo meinen Respekt.

Cover des Buches Räuber (ISBN: 9783896676788)
KataRafs avatar

Rezension zu "Räuber" von Eva Ladipo

Beste Unterhaltung mit Tiefgang
KataRafvor 3 Jahren

Wem gehört die Stadt?" 


Die Immobilien von Berlin, Gentrifizierung,  Klassismus und Wohnungsnot macht sich Räuber von @evaladipo zu Thema. 


Olli Leber, ein Bauarbeiter, der schon mehrmals mit seiner Familie immer weiter in die Peripherie des Prenzlauerbergs verdrängt wurde, hatte seiner gezeichneten Mutter versprochen, dass sie aus dieser Sozialwohnung nicht mehr ausziehen müssen. Nur dann werden die Sozialwohnungen privatisiert und an die börsennotierte Europäische Wohnen veräußert und diese beginnt sie zu "entmieten". 


Die Journalistin Amelie Warlimont ist eine der Neuprenzlauerberger Mütter, die statt der Ollis nun das Stadtteilbild prägen. Sie hat gerade ihr zweites Kind bekommen und dämmert zwischen Stillen, Schlaflosigkeit und Eheproblemen dahin. Als sie noch gearbeitet hatte, hatte sie Olli zu der Verdrängung Interviewt, konnte die Geschichte in der Zeitung ihres Mannes jedoch nicht platzieren. Ebenso beschäftigte sie sich mit Falk Hagen, der in seiner aktiven Zeit als Finanzsenator die Privatisierung und Abschaffung von sozialem Wohnraum in den Innenstadtbezirken vorantrieb. 


Falk Hagen ist ein "Gewinner", Alt-68er, der in "Realpolitik" machte, eitel und ein Machtmensch durch und durch. Er ist immer auf der Suche nach neuen Projekten und Eroberungen. Inzwischen handelt er mit Immobilien und schreckt auch nicht davor zurück, seine Partner übers Ohr zu hauen. 


Räuber wechselt die Perspektive zwischen diesen drei Figuren, lässt sie sich begegnen, berühren und kreiert einen munter-leichten Plot, in dem Olli versucht, die große Räuberei à la Robin Hood umzukehren und sich zu wehren. Mit Amelie findet er eine Komplizin, die durch diese Begegnung über sich hinaus wächst. Mit Klischees der drei sozialen Hintergründe wird gespielt und doch sind die Figuren individuell und warmherzig gezeichnet, dass sogar für Falk Hagen Mitgefühl entgegen gebracht werden kann. 


Räuber ist leichtfüßige Lektüre im besten Sinne. Wenn du gute, leichte und dennoch kluge Unterhaltung suchst und vor 500 Seitenbüchern nicht zurück schreckst, bist du mit Räuber gut beraten. Hier handelt es sich um einen Roman, der uns gekonnt vor Augen führt, dass Unterscheidung zwischen e und u Literatur eine künstliche ist. 


Cover des Buches Räuber (ISBN: 9783896676788)
Buecherschmauss avatar

Rezension zu "Räuber" von Eva Ladipo

Unter Räubern
Buecherschmausvor 3 Jahren

Eva Ladipo hat einen so unterhaltsamen wie relevanten Roman über den Immobilienmarkt (nicht nur) der Hauptstadt und die über die Einwohner hinwegbrausende Gentrifizierungswelle geschrieben. In wechselnden Perspektiven erzählt sie von Olli Leber, Amelie Warlimont und Falk Hagen, alle drei direkt von ihr betroffen. Olli Leber lebt mit seiner Hartz IV beziehenden Mutter in einer Sozialwohnung am Berliner S-Bahn-Ring. Einst war die Familie direkt im Herzen des Prenzlauer Berges beheimatet. Irgendwann konnten der Bauarbeiter und die Krankenschwester dort die Mieten nicht mehr bezahlen und wichen an den Rand des Viertels aus. Aber auch dort stiegen die Preise, die Sozialwohnung sollte nun ein stabiler Hafen sein. Bei der jetzigen Gentrifizierungsdebatte wird oft nicht erwähnt, dass bereits vor ca. zwanzig Jahren die große Verdrängung stattfand, als nämlich die niedrigen Einkommensklassen die begehrten Innenstadtvierteln verlassen mussten, weil die jetzt von der Gentrifizierung bedrohten Mittelklassefamilien dorthin zogen und die Preise steigen ließen. Die Lage der Familie Leber verschlechterte sich, als der Vater auf dem Bau einen schweren Unfall erlitt. Die Unfallkasse zahlte nicht, weil der obligatorische Helm nicht getragen wurde. Die Mutter glitt ab in Depressionen, konnte ihren Beruf nicht mehr ausüben, schließlich starb der Vater an den Unfallfolgen. Nun droht mit dem Ende der Sozialbindung der Wohnung Schlimmes. Die "Europäische Wohnen" - der Name ist wohlgewählt - plant die grundlegende Renovierung der Wohnanlage und damit faktisch die Entmietung der meisten Bewohner.

Eva Ladipo, die politische Journalistin, schreibt anspielungsreich. Der ehemalige Berliner Finanzsenator Falk Hagen, der einst die Sozialwohnungen in großem Stil verkauft hat, erinnert an einen ganz bestimmten Typ Politiker.


„Sozialdemokraten von gestern, die liberaler ticken als die Konservativen, damit die eigene Partei zugrunde gerichtet haben und sich seitdem die Taschen in der Wirtschaft vollstopfen.“


Mit ihm hat die Journalistin Amelie Warlimont noch eine Rechnung offen und verbündet sich deshalb mit Olli Leber und seiner Mieterinitiative. Sie selbst ist seit der Geburt ihres zweiten Kindes ständig überlastet und übermüdet, in ihrem Ehemann Stefan hat sie kaum Unterstützung, denn der ist gerade im Dauerstress, seitdem er als Chefredakteur die Berliner Regionalzeitung retten will, indem er sie einem Investor schmackhaft machen muss. Auch die Affäre mit einer Kollegin lastet auf der Ehe. So sieht man Amelie also selten ohne Kinderwagen. Dennoch fällt den Beiden ein waghalsiger Plan gegen Falk Hagen ein.

Spannend, lustig, mit treffenden Dialogen fesselt Eva Ladipo über mehr als 500 Seiten und streift dabei höchstens mal ganz leicht die bekannten Klischees. Und bleibt auch beim unerwarteten Ende angenehm realitätsnah. Sehr empfehlenswerter Roman, so unterhaltsam wie erhellend.

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