Eva Rass

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Lebenslauf

Eva Rass, Dr. paed., ist analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Dozentin und Supervisorin, war Vorstand des Institutes für Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Heidelberg. Sie lehrt an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und an der Ärztlichen Akademie für Kinder und Jugendliche in München und ist ausgewiesene Kennerin des Gesamtwerks von Allan N. Schore.

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Bindung und Sicherheit im Lebenslauf (ISBN: 9783608946864)

Bindung und Sicherheit im Lebenslauf

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Erschienen am 19.08.2011

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Cover des Buches Bindung und Sicherheit im Lebenslauf (ISBN: 9783608946864)
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Rezension zu "Bindung und Sicherheit im Lebenslauf" von Eva Rass

Rezension zu "Bindung und Sicherheit im Lebenslauf" von Eva Rass
WinfriedStanzickvor 13 Jahren

Manchmal habe ich den Eindruck, dass mit wachsender Erkenntnis der Entwicklungspsychologie über die Bedeutung der Bindung im Leben eines Menschen, sie im tatsächlichen Leben nachlässt. Schon John Bowlby hatte in seinen Büchern nachgewiesen, dass das „attachment“ ( so der Titel eines schon 1969 erschienenen und erst 1982 ins Deutsche übersetzten Buches) zwischen der Mutter und dem Kleinkind für dessen weitere Entwicklung eine unendlich wichtige Bedeutung hat. Die Bücher, die Karl-Heinz Brisch in den letzten Jahren bei Klett-Cotta veröffentlicht hat über die unterschiedlichen, auch therapeutischen Aspekte der Bindungstheorie, haben nicht nur Therapeuten der unterschiedlichsten Richtungen weiter geholfen, die Bedeutung früher Bindungserfahrung von Kindern zu erkennen, sondern auch unzähligen Eltern und Erziehern.

Die Therapeutin Eva Rass hat nun in diesem Buch „Bindung und Sicherheit im Lebenslauf“ für ihre KollegInnen, aber auch für Erzieher und Eltern, wie ich finde sehr verständlich und anschaulich, beschrieben, welche neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse die alte These stützen, die Bowlby so formuliert hatte:
"Die Bindungstheorie", hatte Bowlby einst geschrieben, "begreift das Streben nach engen emotionalen Beziehungen als spezifisch menschliches, schon beim Neugeborenen angelegtes, bis ins hohe Alter vorhandenes Grundelement ... Trotz der großen Bedeutung des Nahrungs- und Sexualtriebs ist die Bindung, ihrer lebenswichtigen Schutzfunktion wegen, als solche eigenständig."

Eva Rass führt das noch weiter: „Es kann heute als gesichert gelten, dass sich die Lebenseinstellung und die damit einhergehenden Lebensstimmung im höheren Erwachsenenalter nicht von ungefähr einstellt, sondern ganz wesentlich vom vorherigen Lebensverlauf bestimmt wird. Diese vorangegangene Entwicklung verläuft in aufeinanderfolgenden Phasen und Stufen, und die Bewältigung des jeweiligen Abschnitts ist mit dem Kontinuum des davor Gelebten verbunden.“

Es ist eine ganz wichtige, von Eva Rass auch hervorgehobene Erkenntnis, dass die Schwangerschaft und die Umstände der Geburt, also die pränatalen und perinatalen Erfahrungen von Kindern prägend sind für ihre weitere Entwicklung. Die Forschungen von Stanislaf Grof und anderen haben das schon vor einigen Jahrzehnten gezeigt. Der Rezensent hat vor einigen Jahren zusammen mit seiner Frau die beglückende Erfahrung einer fast idealen Schwangerschaft machen können und wir führen nach wie vor vieles in der Entwicklung unseres Sohnes auf dieses wunderbare Geschenk einer ungestörten und entspannten, von Konflikten und Sorgen freien Schwangerschaft zurück und auf eine natürliche Geburt, die ohne einen vorher festgesetzten Zeitplan von Eltern oder Ärzten stattfinden durfte.

In der gegenwärtigen Diskussion um die Lebensumstände unserer Kinder wird, so notwendig und begrüßenswert sie auch ist, viel zu spät angesetzt. Man ist mittlerweile im Kindergarten angelangt, einer Phase der Entwicklung der Kinder, wo im Aspekt auf die Eltern-Kind-Bindung vieles schon irreversibel falsch gelaufen sein kann und nach meiner Beobachtung nicht selten auch ist.

Dass man die Geburt von Kindern unterstützt, dass man Erwachsene durch entsprechende auch finanzielle Unterstützungen wie Elterngeld und Elternzeiten ermutigt zur Elternschaft ist begrüßenswert. Doch ist es auch in jedem Fall sinnvoll ? Müsste es nicht viel mehr Informationen für die allgemeine Öffentlichkeit geben über das, was da in einer Schwangerschaft abläuft und was wichtig ist für das weitere Leben von Eltern und Kind ? Müsste es nicht so etwas geben wie eine emotionale Lernschule und pränatale psychologische Angebote für werdende Eltern?

Diese Gedanken kamen mir bei der Lektüre dieses sehr empfehlenswerten Buches, das auf vorbildliche Weise und dazu noch auch für Laien verständlich, versucht, die Forschungsergebnisse der Neurobiologie, der affektiven Neurowissenschaften, der Bindungs- und Kleinkindforschung, der Affektregulationsforschung, der Traumaforschung und der psychodynamisch ausgerichteten Psychotherapie zu integrieren. Wichtig und sehr lehrreich fand ich als Vater insbesondere die Ausführungen über die große und oft vernachlässigte Bedeutung der Beziehung des Vaters zu seinen Kindern, besonders zu den Söhnen.

Am Ende bewegt mich die Hoffnung, dass, so wie bei früheren Erkenntnissen auch, diese Einsichten durch Popularisierung wenigstens soweit eine größere Zahl von Menschern erreicht, dass die schlimmsten Fehlentwicklungen in der Schwangerschaft und den entscheidenden ersten 18 Lebensmonaten eines Kindes vermieden werden können.

Ich kann das Buch allen interessierten Eltern, und denen, die es noch werden wollen, allen Erziehern und Lehrern und allen, die mit Kindern und Familien befasst sind und arbeiten, sehr ans Herz legen.

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