Cover des Buches Teufelspoker (ISBN: 9783954002665)
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Rezension zu Teufelspoker von Eva Reichl

Glücksspiel und Finanzkrise. Ein Krimi mal anders

von Miss_Sunshine vor 10 Jahren

Rezension

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Miss_Sunshinevor 10 Jahren
Linz zur Zeit der Finanzkrise. Alexander Wallner ist, wie viele andere Leute, von ihr betroffen. Er verlor seinen Job als Maurer beim Bauriesen BAGAÖS und schafft es nun seit einem Jahr nicht dies seiner schwangeren Frau zu beichten. Wallner rastet aus, als er erfährt, dass seine ehemalige Firma massenhaft Leute kündigt und sich die Manager riesige Boni auszahlen lassen, um die gleichzeitigen Rekordgewinne zu feiern.
Währenddessen fordert der Teufel Gott zu einem Pokerspiel heraus. Der Gewinner bekommt natürlich die Weltherrschaft. Wer wird gewinnen und wird das vom Teufel herbei gesehnte Blutbad in Linz stattfinden oder nicht?


Dieser Regionalkrimi von Eva Reichl ist ein Krimi ganz eigener Art. Der Leser erfährt von einem zukünftigen Mord bzw. Blutbads und verfolgt die Ermittlungen der Himmelswesen sowie von der Linzer Polizei. Die Leiche, die üblicherweise in einem Krimi bereits auf den ersten Seiten auftaucht, tritt erst relativ am Ende des Buchs in Erscheinung.

Der Leser verfolgt abwechselnd im Himmel und auf der Erde das Geschehen. Dieser Wechsel wird besonders während des Pokerspiels von Gott und dem Teufel sehr spannend. Ich muss gestehen, dass ich mich am Anfang damit wenig anfreunden konnte. Das lag vor allem an der Charakterisierung der Himmelswese, aber im Laufe der Lektüre fand ich die Himmelsdarstellung ganz amüsant.
Durch das Spiel der himmlischen Gegner und dessen Auswirkungen auf die Erde, gewinnen klassische Redewendungen, wie „vom Teufel geritten werden“, eine neue Bedeutung. Das Lesen wird dadurch auch sprachlich zu einem Vergnügen.
Die Darstellung des Teufels ist relativ klischeehaft (Gestank, Pferdefuß, Hinterlist), während die Figur Gottes überrascht. Er ist nicht allwissend, muss das Pokern erst lernen und ist in seinen Emotionen doch sehr menschlich (Wut, Rache, Überraschung).

Wie Alexander Wallner versucht auch Eva Reichl dem „kleinen Mann“, der in den Artikeln über die Finanzkrise „vergessen“ wird, eine Stimme zu geben. Die Erfahrungen der vielen Figuren mit der Krise werden im Krimi sehr authentisch beschrieben und regen zum Nachdenken an. Trotz des ernsthaften Themas schafft es Reichl einen humorvollen Schreibstil zu verwenden und der Leser hat zwischendurch immer wieder die Gelegenheit zu lachen.

In den Krimi haben sich auch ein, zwei kleine Recherchefehler eingeschlichen, die aber nur jenen auffallen werden, die in Linz und Umgebung leben. Also nicht sonderlich tragisch.

Fazit: Ein Krimi mit Tiefgang, trotzdem amüsant und kurzweilig zu lesen. An alle zu empfehlen, die einmal etwas anderes als den klassischen blutrünstigen Krimi lesen wollen. (Also perfekt für mich^^)
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