Cover des Buches Friedelind Wagner (ISBN: 9783492054898)
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Rezension zu Friedelind Wagner von Eva Rieger

Portrait einer eigenwilligen Frau und einer eigenartigen Familie

von JuliaB vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Ein spannendes Buch für alle, die sich für klassische Musik und eigenwillige Persönlichkeiten interessieren.

Rezension

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JuliaBvor 10 Jahren
Friedelind, die älteste Tochter von Siegfried und Winifred Wagner, wächst auf im Bewusstsein, als Enkelin des großen Meisters dessen Werk und den Bayreuther Festspielen verpflichtet zu sein. Durch diese früh geförderte Verbundenheit zum Familienunternehmen und aufgrund ihrer vielfältigen künstlerischen Talente erwartet Friedelind ganz selbstverständlich, in die Organisation der Festspiele eingebunden zu werden, doch die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, die die Söhne bevorzugt, sorgt schon früh für Spannungen. Als Friedelind dann in den 30er Jahren beginnt, die Politik von Familienfreund Adolf Hitler zu hinterfragen, und aus Protest gegen das Treiben der Nazis letztlich nach England und später in die USA emigriert, wird der Graben zwischen ihr und dem Rest des Wagnerclans nahezu unüberwindbar. Auch nach dem Krieg ist eine Annäherung schwierig. Als Einzige aus der Familie, die politisch unbelastet ist, scheint sie eigentlich dafür prädestiniert zu sein, die Festspielleitung zu übernehmen. Doch während sie noch zögert, in die kriegsversehrte Heimat zurückzukehren, wird sie von der Mutter und den beiden Brüdern geschickt von jeglicher aktiver Teilnahme an den Bayreuther Festspielen ausgeschlossen...

Eva Riegers Buch ist ein Portrait einer spannenden Frauenfigur. Die Biographie ist sehr sachlich und ausführlich, allerdings zeigt sich diese Detailverliebtheit für meinen Geschmack nicht immer an den passenden Stellen. Die Gründe für Friedelinds Wandel von der familienbedingten Schwärmerei für Hitler zur erklärten Nazigegnerin hätten gerne genauer beleuchtet werden dürfen. Auch wäre es hilfreich gewesen, die Gründe für ihr ständiges berufliches Scheitern genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei anderen Passagen dagegen scheint die Ausführlichkeit übertrieben. So hätte etwas weniger Name-Dropping nicht geschadet, denn auch wenn ihre Vernetztheit mit bekannten Künstlern aus aller Welt prägend war, trägt die bloße Aufzählung, neben welchen Berühmtheiten Friedelind in der Oper gesessen hat, wenig zum tieferen Verständnis ihres Charakters und ihrer Lebensgeschichte bei. Dafür interessiert sich die Autorin nicht nur für Friedelind selber, sondern sie beleuchtet auch detailliert die Beziehungen und Mechanismen im ganzen Wagner-Clan und ermöglicht so Einblicke in eine Familie, deren Geschichte mit ihren Licht- und Schattenseiten die Opernwelt bis heute prägt.
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