Eva Schmidt

 4,3 Sterne bei 30 Bewertungen
Autorin von Ein langes Jahr, Die untalentierte Lügnerin und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ein großartiges Comeback: Die österreichische Schriftstellerin Eva Schmidt ist 1952 in Lustenau, Vorarlberg, geboren und lebt heute in Bregenz.

Schmidt veröffentlicht zunächst ab 1985 mehrere Erzählsammlungen, bevor sie 1997 mit »Zwischen der Zeit« ihr Debüt als Romanschriftstellerin gibt. Anschließend legt sie eine lange Schaffenspause ein, in der das Leben, wie sie selbst sagt, einfach wichtiger ist als das Schreiben.

Nach fast 20 Jahren meldet sie sich 2016 mit dem Roman »Ein langes Leben« zurück und versetzt die Literaturwelt damit in Aufsehen. Das Buch wird ein großer Erfolg und schafft es direkt auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. 2019 ist Schmidt erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert, diesmal steht ihr Roman »Die untalentierte Lügnerin« auf der Longlist.

Für ihre Arbeit wird die Autorin mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Förderpreis zum Hermann-Hesse-Preis oder dem Nicolas-Born-Preis. Schmidt schreibt nicht nur eigene Romane und Hörspiele, sie übersetzt zudem Literatur aus dem Italienischen.

Neue Bücher

Cover des Buches Neben Fremden (ISBN: 9783990274262)

Neben Fremden

(7)
Neu erschienen am 21.08.2025 als Gebundenes Buch bei Jung u. Jung.

Alle Bücher von Eva Schmidt

Cover des Buches Ein langes Jahr (ISBN: 9783990270806)

Ein langes Jahr

(12)
Erschienen am 24.02.2016
Cover des Buches Die untalentierte Lügnerin (ISBN: 9783990272305)

Die untalentierte Lügnerin

(9)
Erschienen am 10.09.2019
Cover des Buches Neben Fremden (ISBN: 9783990274262)

Neben Fremden

(7)
Erschienen am 21.08.2025
Cover des Buches Die Welt gegenüber (ISBN: 9783990272503)

Die Welt gegenüber

(2)
Erschienen am 02.03.2021

Neue Rezensionen zu Eva Schmidt

Cover des Buches Neben Fremden (ISBN: 9783990274262)
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Rezension zu "Neben Fremden" von Eva Schmidt

Lust_auf_literatur
Neben Fremden

Mist, mein Wunschzettel wächst einfach ins Unendliche, aber nachdem ich „Neben Fremden“ von Eva Schmidt gelesen habe, möchte ich unbedingt noch mehr von der österreichischen Schriftstellerin lesen.


Und zwar nicht, weil „Neben Fremden“ so unvorstellbar aufregend oder spannend war, sondern weil Schmidt in ihrem Roman so grandios und so treffsicher von einem ganz banalen Leben erzählt. Von so einem Leben, wie du und ich es vielleicht auch haben.

Die Ich-Erzählerin Rosa ist eine ältere, mittlerweile verrentet Frau, die zusammen mit ihrem Hund in einer kleinen Wohnung wohnt. Gerade erst ist ihr Freund Fred gestorben, mit dem sie eine längere Beziehung hatte, obwohl er noch mit einer anderen Frau verheiratet war.

Von Fred hat sie auch erst vor kurzem cheinen Campingbus geschenkt bekommen, eigentlich für gemeinsame Touren und Ausflüge.

Rosa hat außer einer Freundin und ihrer Mutter ansonsten nicht viele Sozialkontakte, sie hält Distanz zu Nachbarn und sucht auch nicht aktiv nach Anschluss. Nur dass sie zu ihrem Sohn schon lange keinen Kontakt mehr hat, schmerzt sie manchmal.

Freds Tod hat sie nachdenklich gemacht, und sie beschließt, mit dem Camping Bus ein paar Tag wegzufahren.

Was bei anderen Autor*innen vielleicht der Anfang zu einem aufregenden Selbst-Findungs-Roadtrip inklusive Neustart und YOLO-Vibes wäre, ist es bei Schmidt all das nicht.

Die Gewohnheiten, der Alltag und die inneren und äußeren Zwänge und Verstrickungen sind eng für die Erzählerin und binden sie an ihr Leben.


„Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte.

Andere hatten einen Plan. Ich hatte keinen, hatte nie einen gehabt. Sehnsüchte ja, Wünsche, aber keine Ziele.

Eigentlich habe ich immer nur reagiert, dachte ich.“



Und dann wird ihre Mutter krank, zu der Rosa ebenfalls ein merkwürdig distanziertes Verhältnis hat. Schmidt beschreibt eine Mutter-Tochter Beziehung, die vielleicht typisch ist für die Generation meiner Eltern, zu der auch die Autorin gehört.


„Ich hatte sie gekränkt, hatte sie nicht ernst genommen, hatte versucht, sie aufzumuntern, anstatt zu trösten. Ich hatte kein Verständnis für sie, obwohl sie meine Mutter war und alles für mich getan hatte.“


Es ist diese Sprach- und Wortlosigkeit, die in so vielen Familien herrscht, die auch Rosas Aufwachsen geprägt hat und die in Schmidts Roman so deutlich hervorsticht.


„Neben Fremden“ ist auch ein Roman über Abschiede, über ungelebtes Leben, über „hätte, hätte, Fahrradkette“, über verpasste und verstrichene Möglichkeiten. Über die Enge des Lebens und die Unfähigkeit und Unmöglichkeit diese zu überwinden.


„Meinem Vater fehlte es an Ehrgeiz, mehr aus sich zu machen. Er wollte leben, wusste nur nicht, wie. Genau wie ich.“


Und immer wieder das große Überthema, das auch schon im Titel steckt: “Neben Fremden” ist ein Roman über den Wunsch nach einer Verbindung zu anderen Menschen und über die Sehnsucht, anderen wirklich nahe zu sein.

Großartig finde ich dabei, wie leise und realistisch Schmidt diese großen und universellen Themen heraus arbeitet. Ich finde leise Erzähltöne oft, naja, langweilig, aber hier finde ich es berührend. Gerade auch, dass Schmidt mir keine Wertung vorgibt, gefällt mir und rührt mich.

„Neben Fremden“ ist damit so ein bisschen der Gegenentwurf von Romanen wie „Eat, Pray, Love“ (die natürlich ebenfalls toll seien können und ihre Berechtigung haben).


Ich find „Neben Fremden“ ganz unspektakulär einfach toll.


Kritik habe ich allerdings für die Kurzbeschreibung auf der Umschlagsseite, die meiner Meinung nicht gut gelungen ist, zuviel und das Falsche vorweg nimmt und dem Roman nicht gerecht wird.

Cover des Buches Neben Fremden (ISBN: 9783990274262)
Hyperikums avatar

Rezension zu "Neben Fremden" von Eva Schmidt

Hyperikum
Eindringliche Erzählung

Jeden Morgen zur gleichen Zeit verlässt sie mit Dom das Haus. An diesem Morgen hält der prasselnde Regen sie eine Stunde zurück. Über ihr Balkongeländer gebeugt, beobachtet sie die Nachbarin, die die Terrasse schrubbt. Er mäkelt, dass die Polster nass geworden sind, weil sie vergessen hat, sie reinzuholen. Es klirrt. Sie schreit, warum er nicht besser aufpassen kann. 

Fred hatte sie gefragt, ob sie nicht heiraten wollten. Warum, wollte sie wissen. Wegen des Geldes. Sie bekäme dann einen Teil seiner Pension. Das Geld und das Haus hatte er schon Frau und Kindern vererbt. Sie ist keine Romantikerin, aber hätte er ihr einen richtigen Antrag gemacht, sie hätte wahrscheinlich Ja gesagt. 

Sie überquert mit Dom den Marktplatz. Die Sonne hat sich durchgesetzt. Auf dem Friedhof sieht sie nach Freds Grab. Seine Familie hat die Pflege übernommen. Es gibt nichts zu tun. Die Kerze brennt, kein welkes Blatt, die Bepflanzung verträgt Hitze und muss nicht gegossen werden. 

Fred verstarb plötzlich, keiner hatte damit gerechnet. Als er aus der Haustüre trat, fiel er einfach um. Seine Tochter rief sie an. Sie könne ihn noch im Aufbewahrungsraum besuchen, solle sich aber bloß nicht bei der Beerdigung blicken lassen. 

Fred war bis zum Schluss mit seiner Frau verheiratet gewesen, aber sie lebten schon lange getrennt. Die Tochter hatte sie einmal zufällig kennengelernt, als sie an ihnen vorbeigegangen war. Er war ihr hinterhergelaufen, hatte sie gebeten, noch kurz mit ins Lokal zu kommen und sie kennenzulernen. Sie war nach kurzer Zeit aufgestanden und wieder gegangen. 

Fazit: Eva Schmidt hat eine eindringliche Geschichte erschaffen. Sie lässt ihre Ich-Erzählerin über ihren Ist-Zustand sinnieren. Sie hat einen Hund und eine unfreiwillige Freundin, die ehemals Kollegin war. Der Partner verstarb, der Sohn hat schon lange den Kontakt abgebrochen. Rosa ist einsam. Sie vermisst ihren Sohn und ihren besten Freund Fred. Was mich an dieser Erzählung so fasziniert ist, dass sie so unaufgeregt daherkommt. Rosa ist ein bisschen resigniert, weiß nicht, was sie vom Leben noch erwarten kann, ob das alles gewesen sein soll. Die Autorin lässt mich in die ganz triviale Alltagstiefe hinabblicken. Zeigt mir die Fallhöhen, die wir alle zu bewältigen haben, Verlust, Einsamkeit, Altwerden, seltsame Nachbarn, unverständliche Feindschaften, oberflächliche Freundschaften, eine emotional manipulative Mutter und der Wunsch nach Intimität und Wertschätzung. Eva Schmidt zeigt mir das pure Leben, frei von Hysterie und Geschwätz. Und ich habe mich in diese Rosa verliebt, weil sie voll knorke ist, ihr Leben wuppt, ohne daran zu zerbrechen, gnadenlos ehrlich zu sich ist und eine Nüchternheit an den Tag legt, die ich mir auch manchmal wünsche. Das hat mir so gut gefallen. Bravo!

Cover des Buches Neben Fremden (ISBN: 9783990274262)
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Rezension zu "Neben Fremden" von Eva Schmidt

_leserin_
Macht nachdenklich über das Alter

Der Roman erzählt die Geschichte von Rosa - einer pensionierten Altenpflegerin.

 

Rosa führt ein tristes Leben: ihr Lebensgefährte Fred ist vor ein paar Wochen unerwartet verstorben. Ihren Hund Don musste sie einschläfern, ihre Mutter kränkelt und fordert immer mehr Aufmerksamkeit. Sie möchte, dass Rose sich um sie kümmert und dann sind da noch die Nachbarn von unten. Das ist Mele, die einen Freund hat, der ihr nicht guttut, es ihr jedoch schwerfällt, sich von ihm zu trennen - sie hat Angst vor der Einsamkeit. Meles Teenager-Tochter Paz besucht Rosa immer wieder und erzählt von ihrem Leid: dass sie sich mit ihrer Mutter Mele nicht mehr versteht, seit sie diesen Freund hat.

 

Und dann gibt es noch Tom, Rosas Sohn, zu dem sie seit sieben Jahren den Kontakt verloren hat. Weder weiß sie, wo er lebt, noch was aus ihm geworden ist.

 

Es geht um das einsame Leben einer älteren Frau. Jene sozialen Kontakte, die sie hat, versucht sie mit Ausreden möglichst kurz zu halten oder ihnen aus dem Weg zu gehen, wie zum Beispiel mit ihrer ehemaligen Arbeitskollegin Margreth. Gespräche, die sie früher mit ihrem Lebensgefährten Fred hatte, vermisst sie sehr.

 

Was bleibt von einem Leben, wenn man in Pension geht, sein Leben lang geschuftet hatte, keine Freunde hat und alle jene, die für einen wichtig waren, nun tot sind.

 

Ein Roman, der mich schon sehr nachdenklich gemacht hat, was aus dem eigenen Leben wird, wenn die Arbeit vorbei ist, wichtige Menschen verstorben sind, die Kinder sich nicht mehr melden und man trotzdem vom Leben noch etwas wünscht: gute Gespräche, Ziele oder schöne Reisen.

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Zusätzliche Informationen

Eva Schmidt wurde am 17. Mai 1952 in Lustenau (Österreich) geboren.

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