Cover des Buches Die Schwester des Tänzers (ISBN: 9783458361787)
Rezension zu Die Schwester des Tänzers von Eva Stachniak

Der Gott des Tanzes und seine Schwester

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein wunderbarer biografischer Historienroman mit viel Liebe zum Detail, sodass man problemlos in eine fremde Welt & Zeit eintauchen konnte.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Was für ein toller Historischer Roman von Stachniak. Bisher kannte ich nur "Die Zarin der Nacht" von der Autorin. Während mich der Roman nicht so ganz überzeugen konnte, konnte mich dieser Roman hier total mitreißen!
Aber um was geht es in diesem Roman eigentlich? Wie schon der Titel erahnen lässt, geht es um Ballett. Genauer gesagt, um eine Geschwisterpaar, das versucht in die kaiserliche Ballettschule des Zaren aufgenommen zu werden, da tanzen für sie alles bedeutet. Dabei handelt es sich um Waslaw Nijinsky und Bronislawa Nijinskaja. Beide Polen, die in Russland aufwachsen und sogar im Verlauf ihrer Karriere Weltruhm erlangten.
Bisher hatte ich leider noch nie etwas von diesen Personen gehört. Und deswegen bin ich unter anderem auch so froh diesen Roman gelesen zu haben. Denn natürlich habe ich beim Lesen des Romans ein wenig im Internet über die beiden recherchiert in der Hoffnung vielleicht Videoaufnahmen von ihren Tanzkünsten zu finden. Denn Stachniak beschreibt vor allem Waslaws Tanz- und Sprungkünste so fantastisch, dass ich sie unbedingt in Echt sehen wollte. Leider sind die erhaltenen Videoaufnahmen nicht von so guter Qualität, was ein wenig enttäuschend war. Aber da Waslaw Nijinsky nicht nur Ballett tanzte sondern auch Ballett erschuf, gibt es andere Tänzer, die Nijinskys Ballett nachahmten. Und gerade an "Le sacre de Printemps", der damals einen Skandal auslöste, kann ich mich derzeit nicht satt sehen.
Aber es geht nicht hauptsächlich um Waslaw, sondern selbstverständlich um Bronia (was die Kurzform von Bronislawa ist), aus deren Sicht der ganze Roman beschrieben wird. Stachniak schreibt sehr detailverliebt, sodass der Roman nicht einfach so wegzulesen ist. Aber ich mochte das gerade. Vor allem durch die ganzen liebevollen Details und Anekdoten wirkte der Roman so authentisch, dass ich mich wunderbar in eine Zeit und eine Welt verlieren konnte, die außerhalb meines Erfahrungsbereichs liegt.
Während Waslaw zwar als Genie dargestellt wird, merkt man doch schnell dass ihm einige Sozialkompetenzen fehlen, sodass er einem schnell unsympathisch wird. Aber wie schon gesagt, der Roman wird aus Sicht von Bronia erzählt und diese Romanfigur ist anders! Man trifft wirklich selten auf eine so starke Persönlichkeit. Ich muss sagen, als ich die letzten Seiten las und das Buch zuschlug, war ich absolut begeistert von ihr. Eine wirklich bewundernswerte Frau, die trotz vieler schwerer Schicksalsschläge dennoch weitermacht. Unfälle in der Familie, Krankheit, Trennung der Eltern, die russische Revolution, Kriege und Flucht sind hier nur ein paar Dinge, die ich an dieser Stelle nennen möchte.
Auch viele andere Figuren (ja auch der unsympathische Waslaw) sind mir sehr ans Herz gewachsen. Das merkte ich daran, dass mich die Schicksale von einigen Figuren sehr bewegt und ergriffen haben. Und ja, ich hatte manchmal sogar feuchte Augen, was mir wirklich selten passiert.
Und wie ich schon schrieb: Der Roman wirkte für mich so real, dass ich mich hüten muss diese fiktive Vorlage über das Original zu stülpen. Ich hatte den Eindruck, dass Stachniak es dieses Mal sehr gut gelungen ist Fakten und Fiktion in einem guten Verhältnis zu mischen, sodass am Ende ein unterhaltsamer biografischer Historienroman rauskam, von dem ich trotzdem noch ein wenig über die Geschichte des Balletts lernen konnte.
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