Cover des Buches Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen: Erinnerungen (ISBN: 9783455851618)
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Rezension zu Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen: Erinnerungen von Eva Umlauf

Eine Lebensgeschichte, wie sie beispielhafter nicht sein kann

von TanteGhost vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Zeitgeschehen, dass mal über den Tellerrand hinaus blickt!

Rezension

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TanteGhostvor 6 Jahren
Zeitgeschehen, dass mal über den Tellerrand hinaus blickt!

Inhalt:
Eva Umlauf erzählt quasi ihre Lebensgeschichte. Sie wird in einem Konzentrationslager geboren und entgegen aller widriger Umstände übersteht Sie das erste und zweite Lebensjahr, übersteht die Experimente von Mengele und den Hunger.
Zusammen mir ihrer Mutter, die noch ein zweites Kind zur Welt gebracht hat, wird sie befreit und will ein normales Leben führen.
Als Jüdin hat sie es aber auch in den folgenden Jahren nicht immer leicht. Der Antisemitismus ist mit der Niederlage nicht aus den Köpfen der Deutschen verschwunden.
Eva Umlauf geht ihren Weg, auch wenn der nicht immer einfach ist. Sie macht Umwege, bis sie da ist, wo sie jetzt steht und findet sich immer wieder selbst. Uhr Schicksal, im Konzentrationslager geboren zu sein und dieses auch überlebt zu haben, holt sie immer wieder ein. Es hat sie mehr geprägt, als sie anfangs selber gedacht hat.

Der erste Satz:
"Die Vorzeichen waren da. Nur ignorierte ich sie lange Zeit. Seit ich lebe oder besser: seit jenen Monaten, die ich als Kleinkind im Konzentrationslager Auschwitz verbracht habe, versucht mein Körper, mir den Rhythmus meines Lebens zu diktieren."

Der letzte Satz:
"Beide Seiten, sowohl Täter als auch Opfer, geben dieses Erbe an ihre jeweiligen Nachkommen weiter, so lange, bis diese mutig und bewusst bearbeitet werden."

Fazit:
Am Ende war das Buch anders, als ich es mir anfangs vorgestellt hatte. Was am Ende aber auch wieder logisch war, denn als Säugling hat man nun mal keine Erinnerungen.
Eva Umlauf erzählt statt dessen ihre Geschichte, was sie aus dem Hörensagen weiß und wie ihr Leben durch ihre Geburt geprägt war.
Hautnah bekam der Leser, also ich, mit, wie weit der Antisemitismus doch verbreitet war. Dass nach dem Krieg bei Weitem nicht alle Verräter und Denunzianten gefasst worden sein können.
Alles war leicht verständlich geschrieben. Sowohl auf der emotionalen Schiene, als auch auf der erzählerischen. Ich hatte immer wieder Bilder vor Augen, von dem, was da gerade beschrieben wurde.
Apropos Bilder: Der Text war immer wieder durch Bilder aus ihrem Familienalbum aufgelockert. Dabei ist mir aufgefallen, dass ihre Tätowierung nie zu sehen war. - Im Buch schreibt sie allerdings auch, dass ihr immer wieder gesagt wurde, sie solle sie verbergen. Ob das wohl Damit zusammen hängt?
Ich war auf jeden Fall von Anfang bis Ende gefesselt. Da wurde nicht beschönigt, nichts unnötig ausgeschmückt und auch nicht mit Gewalt auf die Tränendrüse gedrückt. Es wurde einfach nur die Wahrheit auf den Tisch gebracht. Sowohl die angenehmen, als auch die weniger schönen Seiten. - Einfach nur krass, was diese Frau in ihrem Leben alles durch gemacht hat.

Ich kann hier einfach nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Das war alles so ehrlich, so authentisch und sachlich, dass man es besser nicht hätte machen können. Wenn dieses eine, unfreiwillige Opfer, so wenig eigentlich mitbekommen hat und das Leben doch so geprägt war, wie mag es dann erst denen ergangen sein, die alles bewusst und komplett mitbekommen haben...

Prädikat: UNBEDINGTES MUSS!!

(Auszüge des Textes sind auch auf meiner Website und in meinem Blog zu finden.)
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