Eva Völler schreibt auch den zweiten Fall ihres Ermittlers Carl Brun mit viel Augenmerk und Liebe für ihre Figuren , das Setting und die zeitlichen Umstände. Es ist ein spannender, wenn auch eher langsam ermittelter Kriminalfall, in dem Carls Hartnäckigkeit auf die Probe gestellt wird. Doch gerade das passt natürlich zu den Möglichkeiten des Ermittlers Ende der 1940er Jahre, in denen noch sehr vieles knapp ist ... Stifte, Polizeiautos, Waffen.
Das Mordopfer ist. ein Richter, der während der Nazizeit in Amt und Würden war und nun unbehelligt seines Amtes weiter waltet. Im Zuge der Ermittlungen gerät er nicht nur seine Vergangenheit wegen in den Fokus und die Fassade des ehrenwerten Juristen bröckelt immer mehr.
Die Autorin nimmt sich auch diesmal wieder ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte heraus, nämlich wie Recht zu Unrecht gemacht wurde und was es bedeutet, das viel Unrecht, das während der Nazi-Zeit begangen wurde, letztlich ungesühnt blieb - und sei es nur, weil die Siegermächte die Notwendigkeit eines funktionierenden Staates im Auge behandelten mussten und somit nicht alle wichtigen Funktionen im Staat einfach neu besetzten konnten. So stellt sich auch in diesem Buch wieder die Frage nach Schuld und nach Gerechtigkeit.
Trotz allem geht es aber auch viel um Neuanfänge, etwa für Bärbel, Bruns Nachbarskind, für seine Schwägerin Freda und natürlich für ihn und Anna, deren Hochzeit ansteht - natürlich gibt es auch hier Stoplersteine, aber da war ich als Leser stets sehr zuversichtlich, dass eine Happy End in Aussicht steht.
Eine gelungene Fortsetzung. Für die Entwicklung der Figuren würde ich empfehlen, zuerst Teil 1 zu lesen, für den Kriminalfall an sich ist es egal, wenn man direkt mit diesem Buch einsteigt.