Rezension zu "Die Radioschwestern" von Eva Wagendorfer
Frankfurt in den 50ern: Für die drei Freundinnen Gesa, Inge und Margot steht alles auf Neuanfang. Nach Kriegsende versuchen sie, privat und beruflich wieder Fuß zu fassen und ihre Leidenschaft für das Radio neu zu entdecken. Doch bis zum persönlichen Glück sind noch einige Hindernisse zu überwinden…
"Die Radioschwestern - Melodien einer neuen Welt" stammt aus der Feder von Eva Wagendorfer und ist der zweite Band ihrer Radioschwestern-Saga. Der Auftakt hatte mir schon gut gefallen, doch hier legt die Autorin noch eine Schippe drauf und begeistert mit einer mitreißenden Fortsetzung, die absolut keine Wünsche offenlässt.
Schnell war ich wieder mittendrin im Geschehen, das den Zeitraum 1945 - 1955 umfasst, mit einem Prolog aus dem Jahr 1934. Gesa, Inge und Margot sind drei sympathische und starke Frauen, mit denen ich richtig mitgefühlt und mitgelitten habe. Denn die Nachkriegszeit bringt viele Entbehrungen mit sich. Es mangelt an Nahrung, Heizmaterial und Wohnraum - und die Schatten des Krieges sind noch lang. Die Atmosphäre in den kriegszerstörten Städten, aber auch die Aufbruchstimmung in der Bevölkerung hat die Autorin wunderbar eingefangen. Ein Neuanfang aus Schutt und Asche, Hunger und Leid, der den drei Protagonistinnen einiges an Mut und Kraft kostet. Sei es Gesa, die um ihrem verschollenen Mann Albert bangt und nun allein für ihre zwei Kinder sorgt. Inge, die nicht mehr als Sängerin auftreten will und eine neue erfüllende Aufgabe sucht. Oder Margot, deren Ehe kriselt. Denn ihrem Mann Fritz wurde Berufsverbot erteilt. Doch das Radio führt alle Schicksale zusammen und bringt neue Hoffnung für die drei patenten Radioschwestern. Drei Freundinnen, die immer füreinander da sind und gemeinsam einige Höhen und Tiefen überwinden müssen, Liebe und Glück erleben, aber auch Leid und Verlust.
Die Autorin punktet dabei mit ihrem lebendigen Schreibstil aus verschiedenen Perspektiven, viel Zeitgeist und hessischem Lokalkolorit. Politische und kulturelle Entwicklungen werden sehr kurzweilig eingeflochten und wir erfahren viel Interessantes über das Radiomachen und die Anfangsjahre des Hessischen Rundfunks. Jedes Kapitel wird auch wieder von einer interessanten Radionachricht zu einer berühmten Person der damaligen Zeit eingeleitet, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Die Seiten flogen nur so dahin und ich fühlte mich durchweg bestens unterhalten. Am Ende wird schon der Bogen gespannt zu Band drei, in dem dann die nächste Generation um Glück und Liebe kämpft. Ich freue mich schon sehr auf "Die Radioschwestern - Tanz in ein neues Leben"!
Insgesamt kann ich daher "Die Radioschwestern - Melodien einer neuen Welt" uneingeschränkt empfehlen. Radio, Liebe und Drama - eine mitreißende Fortsetzung, für die ich begeisterte 5 Sterne vergebe.