Cover des Buches Spriessbürger (ISBN: 9783952452400)
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Rezension zu Spriessbürger von Eveline Dudda

Ein außergewöhnlich informatives, klares und logisch aufgebautes Buch (nicht nur für die Schweiz)

von Dr_M vor 7 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 7 Jahren

Dieses "Handbuch für den Anbau von Gemüse und Salat in der Schweiz" kann man getrost auch in Deutschland benutzen. Zwar gibt es einige klimatische Besonderheiten in der Schweiz, aber diese sind für den Inhalt des Buches eher unbedeutend. Lustig ist dagegen die gelegentliche Benutzung von in Deutschland nicht so geläufigen Begriffen. Einige von ihnen erschließen sich sofort und zaubern ein Lächeln ins Gesicht, etwa "Blumenkistli", andere brauchen eine Übersetzung, die man am Ende des Buches auch tatsächlich findet. Dort lernt man zum Beispiel, was ein Chuchichäschtli ist. Gewöhnungsbedürftig dagegen erschien mir bis zuletzt die Weigerung der Autoren, Farbe in ihr Buch zu bringen. Sämtliche Bilder erscheinen also nur in schwarz-weiß.

Inhaltlich besticht dieses recht schwere Handbuch jedoch durch einen sehr logischen Aufbau, der sich an der Praxis orientiert. Es ist nicht schwer zu begreifen, dass Monatsangaben für die Aussaat, wie man sie etwa auf Samenpackungen findet, nicht besonders zielführend sind. Die Autoren benutzen statt einer solchen unflexiblen Angabe die Flexibilität der Natur. Ihr "Spriessbürger-Phänokalender" lehrt beispielsweise, was man anzüchten oder aussäen kann, wenn bekannte Pflanzen anfangen zu blühen oder Blätter zu treiben. Sie unterscheiden dabei zehn Perioden, angefangen vom Vorfrühling bis zum Winter.

Danach gehen sie auf das Fruchtfolgeprinzip ein, das besagt, dass man Nutzpflanzen aus derselben Familie wegen ihrer ähnlichen Ansprüche an den Boden nicht wieder auf derselben Fläche anbauen sollte, wenn man gute Erträge ernten möchte. Es ist nur folgerichtig, dass gleich danach die einzelnen Pflanzenfamilien kurz vorgestellt werden, woran sich wenig später mehrere Beispiele für Fruchtfolgepläne anschließen. Damit ist der einführende erste Teil des Buches beendet.

Im zweiten Teil stellen die Autoren dann zahlreiche Vertreter der im ersten Teil erklärten Pflanzenfamilien vor. Auswahlkriterien waren dabei der Geschmack, die Einfachheit des Anbaus und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten. Der Aufbau dieser in der Regel zwei bis drei Seiten langen Abschnitte zu den einzelnen Pflanzen folgt dabei immer folgender Struktur: Allgemeine Bemerkungen, Geschichte, Typen, Standortansprüche, Fruchtfolge, Aussaat, Abstände, Pflanzenschutz, Ernte und eventuelle Lagerung, Sorten. Zusätzliche geben die Autoren noch kurze Tipps zur Selbstversorgung und Hinweise oder Antworten zu anderen speziellen Fragen oder Problemen.

Nachdem das Was damit geklärt ist, kommen die Autoren im dritten Teil zum Wie. Wenn man nicht schon bis jetzt von diesem Buch sehr angetan sein sollte, dann wird man es bestimmt nach diesem Teil sein, denn er enthält wirklich alles, was man praktisch wissen muss. Angefangen von der Standortwahl eines Beets, über die Beurteilung und Verbesserung des Bodens und seiner Vorbereitung für die Aussaat bzw. das Auspflanzen von Setzlingen bis hin zur Ernte und Lagerung findet man kurz und knapp geballte praktische Erfahrung, die beispielsweise auch Fragen der Düngung, des Mulchens, des Kompostes, des Pflanzenschutzes und dabei auftretender Probleme beinhaltet.

Teil 4 schließlich beendet das Buch und heißt "Tipps und Tricks". Dort gehen die Autoren auf typische Fehler, häufige Fragen, Werkzeuge und Zubehör ein und erläutern die Gartenarbeiten im "Lauf der Jahreszeiten".

Meine anfängliche Skepsis gegenüber diesem auf den ersten Blick etwas farblos wirkendem Buch wich recht schnell zunehmender Begeisterung, schon weil man mit ein wenig eigener Erfahrung einfach der Kompetenz, mit der dieses Buch verfasst wurde, sofort Respekt zollt. Alles erscheint sehr übersichtlich, logisch und durchdacht. Kurz: ein hervorragendes, sehr ausführliches und sehr verständliches Buch, mit dem man sofort loslegen kann. Ein wirkliches Spitzenprodukt.
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