Wie lange schreibst Du schon und wie und wann kam es zur Veröffentlichung Deines ersten Buches?
Als Quereinsteigerin schrieb ich von 1998 bis 2006 als freie Mitarbeiterin für die Lokalpresse. Von 2006 bis 2008 absolvierte ich an der Akademie für Fernstudien in Hamburg ein Schreibstudium. Ich beteiligte mich an Wettbewerben, schrieb für eine Internetplattform über Südafrika, veröffentlichte Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien und reichte im vergangenen Frühjahr Exposé und Textprobe für „Leeres Versprechen“ bei der edition doppelpunkt ein. Im Sommer bekam ich einen Autorenvertrag und mein Roman durchlief ein fantastisches Lektorat. Am 10. Februar erschien mein Buch. In meiner freien Zeit unterstützte ich durch mein schriftstellerisches Wissen mehrere Autorenforen, bevor ich mich endgültig für das Autorenforum buCHreif von meiner Lektorin Cristine Hochberger.
Welcher Autor inspiriert und beeindruckt Dich selbst?
Grundsätzlich beeindrucken mich Autoren, die das Handwerk beherrschen und mit klarer Sprache im eigenen Stil schreiben. Wie Henning Mankell, Doris Gercke, Ferdinand von Schirach, James A. Michener und vor allem die südafrikanischen Schriftsteller, wie Athol Fugard, J. M. Coetzee, André Brink, Deon Meyer und Roger Smith, um nur einige zu nennen.
Woher bekommst Du die Ideen für Deine Bücher?
Auf die Aussiedlergeschichte in meinem Roman „Leeres Versprechen“ bin ich gestoßen, weil ich mich an Maria Theresia und ihre Siedlungspolitik erinnerte. Als Kind bekam ich von meiner Großmutter einen alten Maria Theresia Thaler und ich hatte stets das Brustbild dieser imponierenden Persönlichkeit vor Augen. Ich recherchierte und fand Informationen über Aussiedler aus dem Sauerland. Darüber hatte ich noch nichts gelesen, aus der Zeit gibt es wenig Romane. Mir war wichtig, ein Thema zu finden, über das noch nicht geschrieben wurde. Es gibt viele Auswanderungsgeschichten, die nach Australien, Amerika und Neuseeland führen, aber nicht ins „Nachbarland“. Für meinen zweiten Roman hatte ich zuerst die Idee, dann suchte ich nach einem interessanten historischen Hintergrund für meine Figuren gestoßen. Jetzt beginnt die Recherchearbeit.
Wie hältst Du Kontakt zu Deinen Lesern?
Da „Leeres Versprechen“ mein erster Roman ist, verfüge ich über wenig Erfahrung. Für meine Kurzgeschichten habe ich regelmäßig an den Literatur Sessions im Billerbecker Forum teilgenommen. Mit dem Roman möchte ich über öffentliche Lesungen möglichst viele Leser erreichen. Erste Termine in meiner Umgebung habe ich bereits ausgehandelt. Ich spreche die Menschen an, werde auf der Leipziger Buchmesse Informationen verteilen und habe am Ende meines Romanes eine E-Mail-Adresse ( HYPERLINK "mailto:leeres-versprechen@online.de" leeres-versprechen@online.de) eingefügt, über die hoffentlich viele Leser mit mir in Kontakt treten. Ich werde jede Nachricht beantworten.
Wann und was liest Du selbst?
Zur Recherche habe ich viel themenbezogene Bücher studiert. In meiner Freizeit lese ich gerne Krimis und Thriller, moderne Literatur oder Historisches, vor allem südafrikanische Literatur. Manchmal lese ich beim Frühstück, während einer Bahnfahrt, im Flugzeug, im Urlaub oder abends vor dem Einschlafen. Je nach Jahreszeit genieße ich es, die Füße vor dem Kamin hochzulegen, oder mich auf einer Liege in der Sonne zu räkeln.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wie hat sich Deine Arbeit als Schriftsteller mit der Zeit verändert?
Es dauerte wenige Sekunden, die im Mai 1988 mein Leben einschneidend veränderten. Ein paar Monate später begann ich Tagebuch zu schreiben, je nach Situation mehr oder weniger intensiv. 1998 startete ich meine „journalistische Laufbahn“ als freie Mitarbeiterin in einer Lokalredaktion. Die positive Resonanz der Leser, denen ich auf der Straße begegnete, ermutigte mich, daran festzuhalten, doch es dauerte weitere acht Jahre, in denen ich für verschiedene Redaktionen als Reporterin, Fotografin und Redakteurin unterwegs war, bis der Verlag die Anzahl seiner freien Mitarbeiter drastisch reduzierte und ich mich entschloss, mehr aus meinem Können zu machen. Ich durchforstete das Internet und entschloss mich zu einem Studium. Ich lernte die Bestandteile einer Kurzgeschichten kennen, schuf Charaktere, baute Spannungsbögen auf, entwarf Plots, kreierte Dialoge, befasste mich mit Cliffhangern, wurde umfassend in die Königsdisziplin, das Romanschreiben, eingeführt und absolvierte abschließend ein Studium der Sach- und Fachliteratur. Damit legte ich einen entscheidenden Grundstock für mein heutiges Schreiben.
Mein erstes Romanmanuskript entstand 2007 beim National Novel Writing Month. Dort erschuf ich, ohne nachzudenken, eine Geschichte mit mehr als 100 000 Wörtern in 30 Tagen und befreite mich vom journalistisch kurzen, knappen Schreibstil. Ich überarbeitete mein Manuskript mehrmals, fügte spannende historische Details ein. Ich reduzierte, wo ich reduzieren konnte und erweiterte, wo es notwendig war, ich schrieb anschaulich und packend, informierte, ohne zu belehren. Ich lernte, meine Protagonisten auf die Reise zu schicken, die der Leser spürbar miterlebt. In den Jahren bis zur Veröffentlichung meines Debütromans „Leeres Versprechen“, habe ich meinen eigenen Stil gefunden. Ich möchte die Leser unterhalten, lege großen Wert auf eine gute Sprache und die bisherigen Resonanzen bestätigen, dass mir das gelungen ist.
Welche Vorteile bietet für Dich das Internet und wie nutzt Du hier den Kontakt zum Leser, wie z.B. in einer Literaturcommunity wie LovelyBooks.de
Mit der Veröffentlichung meines Romans habe ich mich als Autorin der Öffentlichkeit preisgegeben. Ich erstellte meine Autorinnenseite, www.evelyn-barenbruegge.de, auf der ich meine Veröffentlichungen anzeige. Dort gibt es Leseproben und einen Blog, in dem ich mich über mein neues Projekt äußere, in dem kleine Szenen oder Dialoge stehen, in dem ich ebenfalls einen Einblick in mein Schreibleben gebe. Ich versuche ihn täglich zu bedienen, was nicht immer gelingt, und verknüpfe die Neueinträge mit facebook und twitter. Über bookcrossers.de habe ich einen BCID-Code generiert und mein Buch in einen Zug nach Binz gelegt. Jetzt warte ich auf einen Eintrag und hoffe, dass der Roman auf diesem Wege viele Leser erreicht, die ihn finden, lesen und wieder in die Wildbahn aussetzen, nachdem sie einen Kommentar auf der Seite hinterlassen haben. Natürlich habe ich auf meine Webseite auch das Buchfragewidget von LovelyBooks eingebunden. Bei LovelyBooks beteilige ich mich in den Autorengruppen, melde dort meine Lesungen und beantworte nicht nur an mich gestellte Fragen.
Bei der Buchfrage können sich neuerdings Leser in Echtzeit über Autoren und ihre Bücher austauschen, damit ist ein weiterer Platz für Lob und Kritik geschaffen. Wie gehst Du damit um?
Mein Buch ist gerade auf dem Markt uund ich warte noch auf Fragen, Lob oder Kritik. Ich bin ein offener Mensch und habe keine Probleme, über meine Arbeit zu plaudern. Im Gegenteil würde ich mich freuen, wenn Leser sich über meine Arbeit informieren oder konstruktive Kritik loswerden möchten. Lob nehme ich natürlich auch gerne entgegen.
Welche Bücher/Autoren liest Du selbst gern und wo findest bzw. suchst Du Empfehlungen für den privaten Buchstapel?
Einen großen Platz haben seit ein paar Jahren die südafrikanischen Autoren in meinem Regal eingenommen. Sie faszinieren mich durch ihre Sprache und ihren Stil. Es gibt unter ihnen viele sehr gute Schriftsteller wie Roger Smith, Deon Meyer, Zakes Mda, Andre Brink, Nadine Gordimer, Etienne van Heerden, Gillian Slovo, Nelson Mandela, J. M. Coetzee, um nur einige zu nennen. Viele dieser Romane verarbeiten historische Hintergründe, z.B. die Entwicklung Südafrikas, oder die Apartheid. Aber die Autoren schreiben auch Krimis, Thriller, Erzählungen und Märchen. Wer Interesse hat, findet in meiner Bibliothek bei Lovelybooks viele gute Leseempfehlungen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mit dem Lesen nicht mehr nachkomme. Henning Mankell und James A. Michener zählen ebenso zu meinen Favoriten. Auch hier sind es die klare Sprache (Henning Mankell) und die fundierte Recherche (James A. Michener), die mich faszinieren.
Empfehlungen such ich nicht über Bestsellerlisten, meistens wurde ich dort enttäuscht. Vereinzelt finde ich Lesestoff durch zufällig entdeckte Rezensionen in Zeitschriften oder Magazinen, Buchvorstellungen im Radio oder Lesetipps im Fernsehen. Ich stöbere am liebsten in Buchhandlungen. Wenn mich der Klappentext überzeugt, lese ich die ersten zwei Seiten, wenn mich der Stil überzeugt, kaufe ich das Buch. Oft lege ich Bücher nach einem überzeugenden Klappentext wieder weg, weil ich auf den ersten Seiten über handwerkliche Schwächen stolpere oder der Autor es einfach nicht versteht, mich in seine Geschichte hineinzuziehen.
Von welchem Autor würdest Du Dir mal ein Vorwort für eines Deiner Bücher wünschen und warum?
Das ist schwierig zu beantworten, weil ich mir ein Vorwort von Athol Fugard und Henning Mankell wünschen würde und es fiele mir sehr schwer, mich für einen von beiden zu entscheiden.
Athol Fugard ist ein großer südafrikanischer Dramatiker und seine literarische Sprache in „Tsotsi“ hat mich sehr beeindruckt. Henning Mankell besticht durch die Melodie seiner Sprache und die Melancholie in seinen Geschichten. Besonders beeindruckend fand ich „Tiefe“.
Man wird als Schriftsteller schnell in Schubladen gesteckt. Würdest Du gerne mal das Genre wechseln und Deine Leser mit einer völlig neuen Seite überraschen?
Das Genre hat mir die Idee zu meiner Geschichte gegeben. Wenn es nach meinem Lesegeschmack ginge, müsste ich Krimis oder Thriller verfassen. Ich werde versuchen, mir die Freiheit zu bewahren, das aufs Papier zu bringen, was aus meinem Innern kommt. Im Moment sind es Themen aus der Neuzeit, ich habe ein Konzept für ein Sachbuch und möchte etwas Biografisches schreiben. Die Verwirklichung meiner Idee zu einem historischen Krimi muss noch warten.
Wo holst Du Dir die Ideen und Inspiration für Deine Bücher?
Als „junge“ Autorin muss ich mit einem Stoff überzeugen, der bisher noch nicht verarbeitet worden ware. Es existieren unzählige Siedlergeschichten aus sämtlichen Ländern Europas in die unterschiedlichsten Regionen Amerikas, Australiens und Afrikas, meine Geschichte spielt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und handelt von einer Bauernfamilie der Neuzeit, die nach Ungarn auswandert. Dazu muss ich anmerken, dass die Eltern meiner Großmutter Ende des 19. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Gründen von Ungarn kamen und sich im Ruhrgebiet ansiedelten. Es ist nicht belegt, ob deren Vorfahren der Einladung Maria Theresias gefolgt waren und zu den Siedlern der ungarischen Tiefebene gehört haben.
Auch für meinen zweiten Roman habe ich ein außergewöhnliches Thema gefunden.
Eine interessante Person, ein besonderes Gebäude, ein ausgefallenes Handwerk, eine historische Begebenheit sind oft die Auslöser für meine Geschichten oder einen neuen Roman.
Wie und wann schreibst Du normalerweise, kannst Du dabei diszipliniert vorgehen oder wartest du, bis Dich in einer schlaflosen Nacht die Muse küsst?
Klar kann es vorkommen, dass ich nachts eine Notiz mache, weil mir eine gute Idee gekommen ist, das ist aber selten. Ich stehe häufig im Morgengrauen auf und setze mich an den Schreibtisch. Je ungezwungener und spontaner ich mit dem Schreiben umgehe, desto flüssiger fügen sich die Sätze zu Szenen. Wenn ich mal nicht aktiv schreibe, entwickelt sich die Geschichte in meinem Unterbewusstsein weiter. Drängt sie dann aufs Papier, kann der Ort meines Schreibens genauso unterschiedlich sein wie die Zeit. Ich schreibe mit meinem Alpha Smart im Zug, in einem Café, auf einer Bank im Wald oder am Computer in meinem Büro. Es spielt keine Rolle.
Gibt es eine lustige Anekdote aus Deinem Schriftstellerdasein, die Du uns erzählen möchtest? Vielleicht das ein oder andere Erlebnis auf einer Lesereise?
Nein, bisher nicht.
Welche Wünsche hast Du im Bezug auf Deine Bücher und Deine Arbeit für die kommenden Jahre?
Für meine Bücher wünsche ich mir, dass sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, dass sie viele Leser erfreuen, dass sie Menschen erreichen, die auf eine gute Sprache wert legen, und dass sie bei allen Lesern in guter Erinnerung bleiben. Für meine Arbeit wünsche ich mir, dass ich immer den Ehrgeiz besitze, mein Manuskript solange zu überarbeiten, bis jedes Wort an der richtigen Stelle steht, bis es nichts Überflüssiges mehr zu streichen gibt. Außerdem wünsche ich mir, dass ich weiterhin die Unterstützung erhalte wie bisher und dass mir nie die Ideen ausgehen.