Ich fand dieses Buch richtig schlecht. Die Schreibweise war so durcheinander und nervig. Aber ich wollte dieses Buch unbedingt lesen. Erst bei den letzten 10 Seiten wurde das Buch spannend, denn Rest hätte ich mir sparen können.
Evelyn Grill
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Evelyn Grill
Das römische Licht
Der Sammler
Der Begabte
Immer denk ich deinen Namen
Der Sohn des Knochenzählers
Fünf Witwen
Das Antwerpener Testament
Vanitas oder Hofstätters Begierden
Neue Rezensionen zu Evelyn Grill
Es ist wirklich interessant, auf welchen Umwegen man manchmal auf Bücher stößt! „Der Begabte“ fiel mir auf, weil ich die Autorin Evelyn Grill zu kennen meinte und glaubte vor Jahren ein Buch von ihr gelesen zu haben, das ich als sehr unterhaltsam und skurril in Erinnerung hatte. Darin stehlen zwei Lebenskünstler Schleichkatzen aus einem Zoo, um reich zu werden mit Kaffeebohnen, die von ihnen verdaut und wieder ausgeschieden wurden. Inzwischen weiß ich, dass der Roman „Das Schöne und das Notwendige“ heißt und die Autorin nicht Evelyn Grill ist, sondern Andrea Grill.
Aber egal, jetzt war ich ja schon aufmerksam geworden auf diesen Roman hier und las den Klappentext. Ein begabter Junge, Pianist und Organist, im Gefängnis, der Großvater ignoriert ihn und leugnet, die Großmutter tot, ermordet,… Die Geschichte kam mir bekannt vor, ein Mordfall ganz in meiner Nähe, meine Eltern hatten den Jungen spielen gehört und waren mit seinem Vater bekannt gewesen! Ich musste das Buch einfach lesen.
Es ist ein kleiner Roman, nur 150 Seiten, eigentlich mehr ein Monolog als ein Roman, vor meinen Augen spielte er sich während des Lesens ab wie ein Theaterstück. Der junge Musiker, hochbegabt, laut Gutachten aber auf der emotionalen Stufe eines 12-Jährigen, keine Freunde, Einzelgänger, übergewichtig, befindet sich in Untersuchungshaft, er hat viel Zeit seinen Gedanken nachzuhängen, zu reflektieren, die Geschichte noch einmal zu erzählen, aus seiner Sicht, von seiner Kindheit mit abwesendem Vater, adoptiert von den Großeltern, dem Großvater, eine angesehene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens des Dorfes, notorisch untreu, tyrannisch und bestimmend, auch gewalttätig, doch der einzige, der immer zu ihm hält, ihn fördert und unterstützt, die Spannungen zwischen den Großeltern,… Bis hin zur Tat, lange vorher vom Großvater eingefädelt, der Enkel manipuliert von seinem eindringlichen: „Die Oma muss weg.“
Ein Krimi, der gar nicht wie ein Krimi daher kommt. Eher das erschütternde Portrait eines zutiefst einsamen und missbrauchten Genies dessen größter Wunsch in der Haft ist, ein Klavier zu bekommen und wieder üben zu können.
Intensiv, berührend, eindringlich,… Ein toller Titel aus dem Programm des österreichischen Residenz Verlags, der sich einem ambitionierten Literaturprogramm verschrieben hat.
"Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, nur wie sie meinen, daß sie sich zugetragen hätte." [Georg Christoph Lichtenberg]
Ein junger Mann in einer Gefängniszelle, einsam, sehnsuchtsvoll, irgendwie unbeholfen und im Abseits, dreht sich in einem Gedankenkarussell und beginnt sein Leben zu reflektieren.
Der Enkel wächst bei den Großeltern auf, wird sogar vom Opa adoptiert. Der Großvater ist angesehen im Ort, Oberschulrat und Bürgermeister. Er fördert seinen Enkel wo er nur kann – zumeist jedoch mit sehr strenger Hand. „Der kleine Mozart“ muss parieren, muss den Vorstellungen des Großvaters entsprechen, ansonsten gibt es Gewalt. Dass die Oma sich gegen diese Maßnahmen stellt, auch die Vielweiberei des Opas nicht ganz so entspannt sieht, wird ihr zum Verhängnis. „Die Oma muss weg“ predigt der Opa dem Enkel ständig und hat auch gleich einen perfiden Plan parat. Als dann alles nicht ganz so aufgeht wie geplant, werden Opa und der junge Mann verhaftet und dieser findet sich letztendlich in Untersuchungshaft.
So nach und nach reflektiert der junge Mann die Tat, versteht nicht warum ihn der Opa nicht mal mehr ansieht, ihn den „Wolferl“, erkennt ganz langsam, dass er manipuliert wurde. Viele Fragen tun sich auf, der junge Mann kommt immer wieder auf die Ablehnung des Opas, versteht die Welt nicht, findet keine Antworten. Erst nach und nach erfährt man als Leser was sich hinter dieser gutbürgerlichen Fassade zugetragen hat. Für den Begabten scheint es kein Entrinnen mehr zu geben, sein einziger Wunsch ist noch, wieder auf einem Klavier spielen zu können …
Die oberösterreichische Schriftstellerin Evelyn Grill hat einen sehr eindringlichen Erzählstil. Sie beschreibt ohne Emotion und Rührseligkeit über die Sachlage. Und doch (oder gerade deshalb) berührt die Geschichte ungemein. Irgendwie hatte ich während des Lesens Gänsehaut, diese subtile Manipulation des Opas, diese Grausamkeit, den Jungen an Blut zu gewöhnen, richtig gruselig.
Ein tiefgehendes Psychogramm eines jungen Mannes, der mit einer Hochbegabung gesegnet ist und einer abgründigen Manipulation zum Opfer fällt. 4 Sterne
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