Das 1975 herausgekommene Buch spielt vermutlich Anfang der 1960-er Jahre.
Inhalt: Susanne Mertens ist nach 15 Ehejahren frisch geschieden - das ist in dieser Zeit eine noch größere Herausforderung als heutzutage: sie war bis jetzt Nur-Ehefrau und steht plötzlich nicht nur ohne Mann sondern auch ohne Einkommen und ohne Berufserfahrung da.
Glücklicherweise findet sie schnell einen Job bei einer Werbefirma - und von da an könnte das Buch auch heißen "Eine berufstätige Frau", denn die Beschreibung ihres Arbeitslebens nimmt mindestens genausoviel Raum ein wie die ihres Privatlebens.
Ich möchte von der Geschichte nicht zu viel verraten - es kommt zu beruflichen und privaten Problemen, aber auch guten Zeiten mit Liebe und Erfolg - wie das wirkliche Leben halt so spielt.
Beurteilung: Bei dieser Nähe zum wirklichen Leben liegt sowohl die Stärke als auch die Schwäche des Romans. Vermutlich hieß Susanne Mertens in Wirklichkeit Evelyn Peters und die ursprüngliche Grundlage des Romans war ihr eigenes Tagebuch.
Das Gute daran: als Leser erlebt man das Leben der Protagonistin hautnah mit - und mit ihr wird man Zeuge einer anderen Zeit. Unglaublich, wie sehr sich die Gesellschaft in einem halben Jahrhundert gewandelt hat. Vor allem die Reaktion der Männerwelt auf die alleinstehende Frau als "Freiwild" ist wirklich manchmal schockierend und erinnert mich sehr an das, was man heute oft aus dem Ausland hört.
Aber leider kommt jetzt das große ABER: ein Tagebuch ist nicht automatisch auch als Roman geeignet - da muss viel bearbeitet werden, damit daraus mehr wird als nur ein Zeitdokument. Und das hat die Autorin leider zu wenig gemacht. Es fehlt der Handlungsbogen, die "große Geschichte", die den Leser in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt. (Einschränkung: zumindest für mich. Ich bin kein großer Fan von Liebesromanen - und das soll der Roman vermutlich sein. Vielleicht ist für andere Leser die vorkommende Liebesgeschichte ausreichend fesselnd.)
Fazit: 3 Sterne für eine Geschichte, die phasenweise interessante Einblicke in den Alltag der 60-er Jahre bietet, aber deren Inhalt mich nicht fesseln konnte.