Rezension zu "Rosafarbenes Morgenlicht draußen" von Evelyn Safian
Zum Cover: Perfekt. Es ist ansprechend und passt prima in die beschriebene Epoche.
Die Geschichte spielt in den von der RAF geprägten 60er Jahren. Protagonistin ist Hanna. Eine Frau, die meines Erachtens über allzu wenig Entscheidungskraft verfügt, die sich im Ausloten von diesem und jenem übt, versucht, nicht anzuecken, sich den Wünschen anderer weitestgehend fügt. Auch aus diesem Grund erlebt sie eine emotionale Achterbahn, weil sie zwar weiß, was sie nicht will, nämlich ihren rücksichtslosen und brutalen Ehemann, aber sie weiß dennoch nicht, was sie stattdessen will. Den Vater ihrer Tochter, der eine stabile Beziehung mit ihr anstrebt, dennoch auch nicht ganz ohne Machoallüren auskommt und mit dem sie, nostalgisch angeregt, wieder ein Verhältnis beginnt? Oder will sie doch mehr die dominante, aggressive, selbstgerechte und politisch aktive Brigitta, mit der sie sich auf eine lesbische Beziehung einlässt und die gleichzeitig mit Hannas mehr als minderjährigem Sohn ein sexuelles Verhältnis anfängt, um ihn politisch zu manipulieren? Beim Lesen drängte sich mir die ganze Zeit die Frage auf, ob sie mit Brigitta nicht vom Regen in die Traufe gerät, weil sie anscheinend den Hang dazu hat, sich dominieren zu lassen.
Dadurch, dass Hanna sich allzu häufig darauf besinnt, was andere von ihr wollen und durch das ständige Zögern und Abwägen, bringt sie sich selbst immer wieder in eine Art seelischer Zwangssituation. Allerdings lernt sie mit der Zeit, sich nicht mehr allzu sehr von der Meinung anderer abhängig zu machen.
Ich hätte der Protagonistin am Ende gewünscht, dass sie es schafft, tatsächlich selbst zu bestimmen, was sie wirklich will, aber das hat zum Schluss nun das Schicksal oder vielmehr der Lauf der Geschehnisse für sie getan. Schade.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, aber klar, kein typischer Autoren-Sound und deswegen kurzweilig.
Alles in allem hatte ich eine schöne Lesezeit mit diesem Buch.