Evelyne Lever

 3,6 Sterne bei 31 Bewertungen
Autor*in von Marie Antoinette, Marie Antoinettes geheimes Tagebuch und weiteren Büchern.

Alle Bücher von Evelyne Lever

Cover des Buches Marie Antoinette (ISBN: 9783491961265)

Marie Antoinette

 (13)
Erschienen am 01.06.2004
Cover des Buches Marie Antoinettes geheimes Tagebuch (ISBN: 9783492244787)

Marie Antoinettes geheimes Tagebuch

 (9)
Erschienen am 01.11.2005
Cover des Buches Madame de Pompadour (ISBN: 9783492251761)

Madame de Pompadour

 (7)
Erschienen am 13.03.2008
Cover des Buches Ludwig XVI. (ISBN: 9783608931020)

Ludwig XVI.

 (1)
Erschienen am 01.01.1994
Cover des Buches Louis XVI (ISBN: 9782818504000)

Louis XVI

 (1)
Erschienen am 07.05.2014

Neue Rezensionen zu Evelyne Lever

Cover des Buches Madame de Pompadour (ISBN: 9783492251761)
pinkdinoprincesss avatar

Rezension zu "Madame de Pompadour" von Evelyne Lever

Interessant!
pinkdinoprincessvor einem Monat

Inhalt: Schon als Kind wird Jeanne Antoinette Poisson (1721–1764) prophezeit, was sich später auf märchenhafte Weise erfüllen sollte: Als erste ihres Standes zieht die Bürgerstochter in Versailles ein und wird die offizielle Mätresse Ludwigs XV. Vom König zur Marquise de Pompadour geadelt, bestimmt sie an seiner Seite fast zwei Jahrzehnte die französische Politik maßgeblich mit. Durch ihre Schönheit, ihre Bildung und ihre Macht wurde sie zur berühmtesten Mätresse des absolutistischen Zeitalters.

Fazit: Während mir der Name "Madame de Pompadour" natürlich schon ein Begriff war, war es doch beeindruckend, zu erfahren, was für eine Persönlichkeit sich hinter der berühmtesten Mätresse von Ludwig XV. verbarg. Denn nicht nur das Bett teilten die beiden, sondern später v.a. eine tiefe Freundschaft. Madame de Pompadour wurde zu einer der wichtigsten politischen Berater des französischen Königs und beeinflusste maßgeblich Entscheidungen, die über Krieg und Frieden bestimmten. Der Schreibstil der deutschen Übersetzung war für mich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, da größtenteils auf Konnektoren zwischen den Sätzen verzichtet wurde, so liest es sich zeitweise doch etwas trocken. Dennoch konnte ich viel aus dem Buch mitnehmen.

Empfehlung: Wer einen tiefen Einblick in das Leben von Madame de Pompadour haben möchte, bekommt ihn in diesem Buch.

Cover des Buches Louis XVI (ISBN: 9782818504000)
A

Rezension zu "Louis XVI" von Evelyne Lever

Altes Buch, neues Cover
Andreas_Oberendervor 4 Monaten

Evelyne Lever (geb. 1944) gehört zu den bekanntesten französischen Historikerinnen und Historikern der letzten Jahrzehnte. Sie ist eine Expertin für die Geschichte des französischen Königshauses im 18. Jahrhundert. Seit den 1980er Jahren hat Lever zahlreiche Biographien und Quelleneditionen (Briefe, Memoiren) veröffentlicht. Auch in Deutschland ist Lever einem breiten Leserkreis bekannt. Ihre Bücher über Ludwig XVI., Marie-Antoinette und Madame de Pompadour liegen in deutscher Übersetzung vor. Die Biographie Ludwigs XVI. erschien 1985 bei Fayard. Im Vorfeld des Revolutionsjubiläums von 1989 brachte der Verlag Klett-Cotta das Buch als Teil der Reihe "Biographien zur Französischen Revolution" auf Deutsch heraus. Allerdings hat der Verlag das Buch für die deutsche Ausgabe um etwa ein Fünftel gekürzt. Weggelassen wurden nicht nur längere Blockzitate aus Quellen, sondern auch ganze Absätze des Textes. Es ist empörend, dass sich nirgendwo im Buch ein Hinweis auf diese massiven Kürzungen findet. Seit 1985 hat der Verlag Fayard die Biographie regelmäßig neu aufgelegt. Es handelt sich, wie betont werden muss, um bloße Nachdrucke ohne inhaltliche Überarbeitungen. Der Verlag brachte 2014 auch eine Taschenbuchausgabe in der hauseigenen Reihe Pluriel heraus. Der Rezension liegt ein Exemplar dieser Taschenbuchausgabe zugrunde. 

Die Angabe nouvelle édition auf dem Cover ist irreführend, ein veritabler Etikettenschwindel. Wie ein Kenner des Buches ohne Mühe feststellen kann, hat Lever kein neues Material eingearbeitet. Sie hat an manchen Stellen Formulierungen verändert und kleinere Streichungen vorgenommen, hier ein ganzer Satz, dort nur ein Halbsatz. Außerdem hat sie die 22 Kapitel in Abschnitte aufgeteilt und Zwischenüberschriften eingefügt. Einerseits kann man von Autoren nicht erwarten, dass sie ihre Bücher Jahrzehnte nach der Entstehung grundlegend überarbeiten. Doch andererseits ist es problematisch, wenn ein Buch fast 30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in unveränderter Gestalt neu aufgelegt wird. Lever und der Verlag haben es nicht einmal für nötig gehalten, die Bibliographie zu ergänzen und zu aktualisieren. Das ist vollkommen inakzeptabel. Das Literaturverzeichnis spiegelt den Forschungsstand der frühen 1980er Jahre wider. In jüngerer Zeit sind etliche wichtige Bücher über Ludwig XVI. und Marie-Antoinette erschienen. Jeder, der sich für die Spätphase des Ancien Régime und die Revolution interessiert, sollte diese Werke zur Kenntnis nehmen: 

+ Félix, Joël: Louis XVI et Marie-Antoinette. Un couple en politique (2006).

+ Hardman, John: French Politics 1774-1789 (1995).

+ Hardman, John: The Life of Louis XVI (2016).

+ Hardman, John: Marie-Antoinette. The Making of a French Queen (2019).

+ Petitfils, Jean-Christian: Louis XVI (2005).

+ Price, Munro: The Fall of the French Monarchy. Louis XVI, Marie Antoinette and the baron de Breteuil (2002).

Die mehrfach preisgekrönte Biographie von Petitfils verdient trotz ihres monumentalen Umfanges den Vorzug vor Levers Werk, allein schon deshalb, weil sie mit einem ordentlichen Anmerkungsapparat ausgestattet ist. Da bei Lever Fuß- oder Endnoten fehlen, kommt das Buch für die Nutzung im Rahmen wissenschaftlicher Arbeit nicht in Betracht.

Lever ist eine Historikerin und Autorin mit Stärken und Schwächen. Das weiß jeder, der mit ihren Werken vertraut ist. Auf der einen Seite beeindruckt Lever mit profunder Kenntnis der Sekundärliteratur und des edierten Quellenmaterials aus dem 18. Jahrhundert. Für einige Werke, etwa die Marie-Antoinette-Biographie, hat Lever in größerem Umfang Archivrecherchen durchgeführt. Auf der anderen Seite weisen Levers Bücher gravierende formale Mängel auf, die man bei einer professionellen Historikerin nicht erwartet. Lever verzichtet grundsätzlich auf Vorworte und Einleitungen. Sie formuliert keine Fragen und stellt keine Thesen auf. Sie setzt sich nicht mit dem Forschungsstand auseinander, und sie erörtert die Quellenlage nicht. Lever ist stark in der Erzählung, aber schwach in der Analyse. Die Biographie Ludwigs XVI. ist ein anschauliches Beispiel für dieses eigentümliche Spannungsverhältnis zwischen Vorzügen und Mängeln. Ein zweites Ärgernis ist die ärmliche Ausstattung des Buches. Es fehlen Abbildungen, Landkarten und Stammtafeln. Irritierend ist ferner der häufige Wechsel vom Präteritum ins historische Präsens, der keinem erkennbaren Prinzip folgt.

Nach einem kurzen Prolog über den Tod Ludwigs XV. im Mai 1774 beginnt Lever ihre Erzählung, die dem klassischen Muster "von der Wiege bis zur Bahre" folgt, im Falle Ludwigs XVI. bis zum Schafott. Eine Zusammenfassung, ein Schlusskapitel sucht der Leser vergebens. Lever steht dem König kritisch gegenüber. Sie streicht Ludwigs Schwächen heraus: Der Monarch trat unbeholfen und linkisch auf; es fehlte ihm an Würde und Charisma. Im Umgang mit anderen Menschen war er unsicher und gehemmt. Es gebrach Ludwig an Führungsstärke, Standfestigkeit und Durchhaltevermögen. Seine Minister intrigierten unaufhörlich gegeneinander, und mehrfach ließ Ludwig unter dem Druck seiner Umgebung redliche und verdiente Ratgeber und Mitstreiter fallen. Der König tat sich schwer, Entscheidungen zu treffen. Er war zu Reformen bereit, knickte aber ein, sobald sich konservative Kräfte zum Widerstand gegen seine Pläne formierten. Als sich die Krise der Monarchie Ende der 1780er Jahre zuspitzte, wirkte Ludwig XVI. zunehmend ratlos und überfordert. Bald nach Beginn der Revolution wurde er zu einer politischen Nebenfigur. Das revolutionäre Geschehen ging weit über die – für sich genommen gut durchdachten – Reformpläne des Monarchen hinaus. Lever bezweifelt, dass Ludwig begriff, was ab Sommer 1789 in Frankreich vor sich ging. Er verstand die Welt nicht mehr. 

Es fehlt der Biographie an Kontextualisierung. Levers Fokus ist auf Versailles und Paris, die Königsfamilie, den Hofstaat und die Ministerriege verengt. Es entsteht kein plastisches Bild von der Gärung, in der sich Frankreich in den 1780er Jahren befand. Nirgendwo erläutert Lever die sozioökonomischen Veränderungen, die Frankreich seit dem Tod Ludwigs XIV. im Jahr 1715 erlebt hatte. Für das Land, über das Ludwig XVI. herrschte, interessiert sich Lever überhaupt nicht. Daher wird das zentrale Problem nicht deutlich, das zur Revolution führte: Die Gesellschaft hatte sich im Laufe des Jahrhunderts weiterentwickelt, während die absolute Monarchie erstarrt, verkrustet und unzeitgemäß wirkte. Ludwig XVI. erkannte zwar, dass Reformbedarf bestand, aber er wollte Reformen durchführen, ohne das überkommene politische System und die Ständeordnung anzutasten. Lever, die zu viel erzählt und zu wenig analysiert, arbeitet nicht heraus, warum Ludwig XVI. scheiterte, und sie verzichtet auf eine abschließende kritische Würdigung Ludwigs als Mensch und Monarch. Das mindert den Wert ihres Buches erheblich. Levers Kollege Jean-Christian Petitfils kontextualisiert Leben und Herrschaft Ludwigs XVI. in vorbildlicher Weise. Im Vergleich mit seinem Werk zieht Levers Buch in jeglicher Hinsicht den Kürzeren.

Aufgrund ihres Alters und der genannten Mängel verdient Evelyne Levers Biographie Ludwigs XVI. keine Leseempfehlung. Der Verlag Fayard sollte das Buch endlich aus dem Programm nehmen und durch eine neue Biographie des Königs ersetzen, die sich auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes bewegt. Das gilt auch für die vielen anderen Biographien französischer Herrscher, die Fayard in den 1970er und 1980er herausgebracht hat und seit Jahrzehnten unverdrossen ohne Überarbeitungen und Aktualisierungen nachdruckt.

Cover des Buches Madame de Pompadour (ISBN: 9783492251761)
A

Rezension zu "Madame de Pompadour" von Evelyne Lever

Sechs Bücher über Madame de Pompadour. Teil 4: Evelyne Lever
Andreas_Oberendervor 2 Jahren

Nur wenige Frauengestalten der französischen Geschichte üben eine so starke und dauerhafte Faszination aus wie Madame de Pompadour, geborene Jeanne-Antoinette Poisson (1721-1764), die langjährige Geliebte, Vertraute und Ratgeberin Ludwigs XV. Ein ähnlich intensives Interesse wecken allenfalls Katharina von Medici und Marie-Antoinette. Mehr als zwanzig Jahre lang war Madame de Pompadour in wechselnden Rollen Gefährtin des Königs. Im Gegensatz zu vielen anderen Mätressen bewahrte sie ihre prominente Stellung am Hof und ihren Einfluss, nachdem sich die Liebesbeziehung zwischen ihr und dem König in eine Freundschaft gewandelt hatte. Die Tochter einer bürgerlichen Familie, vom Monarchen zur Marquise von Pompadour erhoben, lernte die Licht- und Schattenseiten des Daseins als königliche Favoritin kennen, das Luxusleben am glänzendsten Hof Europas ebenso wie Spott und Verachtung vieler Zeitgenossen. Die Frage, wie sich Madame de Pompadour so ungewöhnlich lange im Zentrum der Macht halten konnte, von welchen Motiven und Impulsen sie getrieben wurde, fesselt Historiker, Sachbuchautoren und das Lesepublikum bis heute. Jede Generation wendet sich aufs Neue dieser bemerkenswerten Frau zu. Entsprechend umfangreich und schwer zu überschauen ist die ältere und neuere Literatur über die Marquise. Seit dem 18. Jahrhundert hat das Pompadour-Bild mehrere Wandlungen erfahren. Zu ihren Lebzeiten musste die Favoritin als Sündenbock für politische Mißstände und Frankreichs Niederlagen im Siebenjährigen Krieg herhalten. In der von bürgerlichen Moralvorstellungen geprägten französischen Geschichtswissenschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts dienten Ludwig XV. und seine Geliebte als Symbol für die vermeintliche Dekadenz des Ancien Régime. Der König galt als willensschwach, verantwortungsscheu und manipulierbar, seine Mätresse als intrigant, machtversessen und verschwendungssüchtig. Viele Autoren hielten es nicht für nötig, Fakten und Fiktionen zu unterscheiden; sie kolportierten in ihren Büchern Legenden, Gerüchte und Hofklatsch. Ähnlich wie im Falle Katharinas der Großen sind viele ältere Werke über Madame de Pompadour der historischen Trivialliteratur zuzuordnen. 

Doch schon zu Zeiten der Dritten Republik (1871-1940) bahnte sich die allmähliche Rehabilitierung der vielgeschmähten Marquise an. Die Brüder Goncourt und der Historiker Pierre de Nolhac erarbeiteten auf der Grundlage vertrauenswürdigen Quellenmaterials ein realistisches Bild von der Rolle, die Madame de Pompadour am Hof Ludwigs XV. spielte. Ihre Einflussnahme auf die Politik war geringer, als viele Zeitgenossen mutmaßten. Moderne Biographen Ludwigs XV., etwa Michel Antoine und Jean-Christian Petitfils, halten den politischen Einfluss der Marquise für vernachlässigbar. In Anlehnung an die Goncourts und Nolhac heben Autorinnen und Autoren der neueren und heutigen Zeit Madame de Pompadours Bedeutung als Förderin der Künste und Wissenschaften und als Bauherrin hervor. Das Mäzenatentum und die Bautätigkeit der Marquise waren in jüngerer Zeit wiederholt Gegenstand kunsthistorischer Forschungen. Die Pompadour-Biographik steht unvermindert in Blüte. Kaum ein Jahrzehnt vergeht, ohne dass neue Biographien über die Marquise erscheinen. Die günstige Quellenlage war schon immer ein Anreiz, eine Pompadour-Biographie in Angriff zu nehmen. Die Korrespondenz der Marquise ist in großen Teilen erhalten geblieben, mit einer Ausnahme: Der Briefwechsel mit dem König ist komplett verloren. Eine Pompadour-Biographie, die ernst genommen werden will, kann sich nicht in der Erzählung sattsam bekannter Fakten erschöpfen. Sie sollte anhand der verfügbaren Quellen bestimmte Aspekte untersuchen, etwa das politische Wirken und die Vermögensverhältnisse der Marquise. Sechs Bücher werden hier vorgestellt und vergleichend rezensiert. Sie stammen von französischen, angelsächsischen und deutschen Autorinnen und Autoren: Nancy Mitford (1954), Tibor Simanyi (1979), Danielle Gallet (1985), Evelyne Lever (2000), Christine Pevitt Algrant (2002) und Uwe Schultz (2004). Die Bücher von Gallet und Pevitt Algrant liegen nicht in deutscher Übersetzung vor. Sie dürften in Deutschland weitgehend unbeachtet geblieben sein.

Evelyne Lever (geb. 1944) ist eine Expertin für die Geschichte des französischen Königshauses im 18. Jahrhundert. Seit den 1980er Jahren hat sie zahlreiche Biographien und Quelleneditionen (Briefe, Memoiren) veröffentlicht. Auch in Deutschland ist Lever einem großen Leserkreis bekannt, denn neben ihrer Pompadour-Biographie sind auch ihre Bücher über Ludwig XVI. und Marie-Antoinette auf Deutsch erschienen. Lever ist eine Historikerin und Autorin mit Stärken und Schwächen. Das weiß jeder, der mit ihren Werken vertraut ist. Einerseits beeindruckt Lever mit profunder Kenntnis der Sekundärliteratur und des Quellenmaterials aus dem 18. Jahrhundert. Auf der anderen Seite weisen Levers Bücher gravierende formale Mängel auf, die man bei einer professionellen Historikerin nicht erwartet. Lever verzichtet grundsätzlich auf Vorworte und Einleitungen. Sie formuliert keine Fragen und stellt keine Thesen auf. Sie setzt sich nicht mit dem Forschungsstand auseinander, und sie erörtert die Quellenlage nicht. Lever ist stark in der Erzählung, aber schwach in der Analyse. Die Pompadour-Biographie ist ein anschauliches Beispiel für dieses eigentümliche Spannungsverhältnis zwischen Vorzügen und Mängeln. Da ein Vorwort fehlt, bleibt der Schreibanlass unklar. Eigentlich stand Lever unter besonderem Rechtfertigungsdruck, denn seit dem Zweiten Weltkrieg sind in Frankreich zahlreiche Bücher über Madame de Pompadour erschienen. Neben dem Werk von Danielle Gallet fanden auch die Biographien von Jacques Levron (zuerst 1961, zahlreiche Auflagen) und René de Castries (1983) weite Verbreitung. Levers Buch enttäuscht auf ganzer Linie. An keiner Stelle geht es über das hinaus, was man schon in älteren Werken lesen konnte. Zu keinem einzigen Aspekt präsentiert Lever neue Fakten oder Erkenntnisse, sei es die Beziehung zwischen König und Favoritin, seien es Bautätigkeit und Mäzenatentum der Marquise oder ihre Einflussnahme auf die Politik. Das Buch wirkt wie ein schwacher Abklatsch der vorzüglichen Biographie von Danielle Gallet. Auch der Vergleich mit Christine Pevitt Algrant fällt zu Levers Ungunsten aus. Lever bemüht sich nicht darum, die Vermögensverhältnisse der Marquise zu klären. Sie erwähnt den Kauf des Hôtel d’Evreux, des heutigen Elysée-Palastes, im Dezember 1753 für 730.000 Livres (S. 230). Wie Madame de Pompadour diese für damalige Verhältnisse astronomische Summe aufbrachte, bleibt unklar. Mitunter setzt Lever beim Leser zu viel Vorwissen voraus: Als sich Ludwig XV. und Madame de Pompadour 1745 kennenlernten, tobte seit fünf Jahren der Österreichische Erbfolgekrieg. Lever macht sich nicht die Mühe zu erklären, wer in diesem Krieg gegen wen kämpfte und worum es eigentlich ging. Störend ist nicht zuletzt der häufige Wechsel vom Präteritum ins Präsens, der keinem erkennbaren System folgt. 

FAZIT

Eine Leseempfehlung verdienen nur die Biographien von Danielle Gallet und Christine Pevitt Algrant. Nancy Mitfords Buch ist unbestreitbar bezaubernd, doch für eine ernsthafte, vertiefte Beschäftigung mit Madame de Pompadour ist es aufgrund seines hohen Alters nicht geeignet. Die Bücher von Tibor Simanyi, Evelyne Lever und Uwe Schultz sind mehr oder weniger missglückt, läppisch, ohne Wert. Es fällt auf, dass alle sechs Autorinnen und Autoren nicht versuchen, die Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Marquise systematisch zu durchleuchten. Daher bleibt unklar, wie Madame de Pompadour ihren aufwendigen Lebensstil finanzierte. 

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