Rezension zu "Die Rebellinnen von Oxford - Furchtlos" von Evie Dunmore
Hattie ist mit ihrem Leben und ihrer Rolle darin nicht zufrieden. Dass aber eine unbedachte Handlung dazu führt, dass sie Lucien Blackstone heiraten muss, der einen zweifelhaften Ruf hat, ist auch nicht unbedingt besser. Obwohl beide eine deutliche Anziehung spüren, kann Hattie nicht ignorieren, dass er sie scheinbar durch eiskalte Berechnung in diese Situation gebracht hat. Doch als sie gemeinsam nach Schottland reisen, lernt sie eine ganz neue Seite an ihm kennen, und Hatties Widerstand beginnt zu bröckeln ...
Mir gefallen Die Rebellinnen von Oxford einfach sehr, weil sie mehrere Dinge vereinen, die ich mag: Liebesgeschichten, historisches Setting, Kampf für Frauenrechte; Grummelige Männer und starke Frauen. Das hat schon in Band 1 und 2 funktioniert. Ich war sehr gespannt auf Hatties Geschichte und wurde nicht enttäuscht. Sie ist wohl die behütetste der vier Freundinnen, die die am stärksten in der traditionellen, gut betuchten Tochterrolle verankert ist. War? Denn es geht relativ schnell für sie in eine andere Richtung, indem sie mit Lucian verheiratet wird, der als skrupellos gilt und fragwürdigen Geschäften nachzugehen scheint. Eine supergute Mischung, die mir sehr zugesagt hat und die direkt viel Potenzial für Reibereien mitgebracht hat.
Tatsächlich mag ich an Hattie als Person so, dass man ihr den Zwiespalt so gut anmerkt – sie ist nämlich durchaus gewillt, für Frauenrechte zu kämpfen, ihren Willen durchzusetzen, und sie will gehört werden, selbst bestimmen dürfen. Gleichzeitig ist sie aber so geprägt von den Bedingungen, unter den sie aufgewachsen ist, in Wohlstand, ohne große Sorgen, mit bestimmten Moralvorstellungen, dass es nur schwer ist, dies (teilweise) abzulegen. Das finde ich sehr authentisch gelungen. Auch Lucian ist deutlich ein Ergebnis seiner Kindheit, aber er will und kann sich ebenfalls ändern und versucht, das beste daraus zu machen. Aber alte Angewohnheiten sind hartnäckig. Zugegeben, ich hab etwas länger gebraucht, um mit ihm warmzuwerden, weil er wirklich unmöglich war am Anfang, und er hat es für mich auch nicht an die beiden Protagonisten aus den Vorgängern herangeschafft. Trotzdem hat er was, was ihn faszinierend macht. Und wie er und Hattie zusammengewachsen sind und wie sie beide sich langsam aufeinander eingelassen haben, sich – teils absichtlich, teils unbewusst – aneinander angepasst haben, fand ich super schön mitzuerleben. Allerdings hat mich die Liebesgeschichte nicht ganz so sehr gecatched wie die ersten beiden, für mich war sie ein wenig schwächer. Das Ende widerum war sehr besonders, nicht unbedingt klassisch, aber irgendwie sehr passend für die Reihe und vor allem für Hatties Geschichte. Ich war erst etwas irritiert, aber letztlich war es gut so!
Den Gerechtigkeitskampf, den wir hier miterlebt haben, fand ich echt interessant. Ich war erst etwas enttäuscht, dass es weniger ums Frauenrecht ging. Aber das, womit Hattie und Lucian sich beschäftigen, ist ebenso wichtig, und kommt letztlich auch den Frauen zugute. Von daher fand ich es schließlich doch ganz gut. Ich hab nicht genug Wissen, um das alles so auf seine Richtigkeit zu prüfen, aber die ganzen Infos wirkten wieder sehr gut recherchiert und absolut schlüssig, was bei so einem Buch natürlich wichtig ist. Wirklich gelungen.
Ein bisschen hab ich allerdings die Freundinnen vermisst. Ja, Lucy und Catriona kamen kurz vor, Annabelle fehlte jedoch ganz. Und allgemein ist die Freundschaft ein wenig untergegangen, dadurch dass Hattie nichtmal in London war. Mir haben die gemeinsamen Treffen, der Austausch zwischen den Frauen gefehlt, was ich an den Vorgängern so mochte. So hatte Hattie hier fast ausschließlich Kontakt zu ihrem Mann und zu den Arbeitern, das fand ich enorm schade.
Trotzdem war auch dieser Band wieder ein schönes, interessantes Leseerlebnis. Ich fühl mich einfach wohl bei ihnen, die Kombination ist toll und der Schreibstil absolut überzeugend. Ich freue mich schon auf Catrionas Geschichte. Gute 4 Sterne.