Cover des Buches Die Landkarte des Himmels (ISBN: 9783463406251)
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Rezension zu Die Landkarte des Himmels von Félix J. Palma

Die Landkarte des Himmels

von mecedora vor 11 Jahren

Rezension

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mecedoravor 11 Jahren
1829 sticht ein Forschungsschiff in See, um am Südpol den Eingang ins Innere der Erde zu entdecken, eine Utopie, die die Menschen dieser Zeit gleichermaßen fasziniert wie beängstigt. Doch was gefunden wird, das ist nicht der Eingang zum Erdinneren, sondern etwas ganz anderes, ungleich Bedrohlicheres: ein außerirdisches Flugobjekt ist im ewigen Eis abgestürzt. Und mit ihm ein extraterrestrisches Wesen, ein Individuum einer außerirdischen, den Menschen überlegenen Spezies auf der Suche nach einem neuen Planeten für sein durch die Galaxien vagabundierendes Volk. Und auch wenn es zuerst den Anschein hat: dieses Wesen ist nicht beim Absturz seines Flugkörpers gestorben... Eine ebenso rasante wie verwickelte, haarsträubende wie überraschende und seiten- wie inhaltsschwere Geschichte über mehrere Jahrzehnte wird angestoßen, die Félix J. Palma in seinem zweiten Landkartenroman (nach "Die Landkarte der Zeit") fulminant erzählt.

Vor der Lektüre dieses beinah 900 Seiten starken Wälzers empfiehlt es sich, den ersten Band Palmas zu lesen, treten doch einige der Hauptfiguren wieder auf und verweisen die Ereignisse an so einigen Stellen auf im Vorgängerband Geschehenes.
So treffen wir auch in diesem Band wieder auf H.G. Wells, den grandiosen Autor von "Zukunftsromanen", an dessen Ideenreichtum Félix J. Palma auch mit diesem Roman wieder eine Hommage setzt und dem er als Vorbild und Inspirationsgeber. Auch Hauptmann Shackleton aus Band 1 tritt auf, ebenso wie ein aus der Lektüre von "Die Landkarte der Zeit" nur allzu bekannter Mister Murray.

Grandios konstruiert und furios erzählt, in Worten schwelgend und in Formulierungen beinah genussvoll badend, unterhält "Die Landkarte des Himmels" ungemein - nicht nur auf sprachlicher Ebene, sondern auch mit dem inhaltlichen Ideenreichtum und der Detailpracht der Beschreibungen.
Immer wieder weiß dieses Buch zu überraschen, immer wieder kommt es zu unerwarteten Wendungen und (manchmal im ersten Moment ein wenig ennervierenden) Rückblenden und Einschüben des beinah vorwitzig zu nennenden Erzählers.

Den Leser erwartet nicht nur Science-Fiction der angenehm altertümlichen Art, sondern auch ein Expeditions- und nicht zuletzt ein Liebesroman mit schillernden Figuren, verqueren Charakteren, einem sehr eigenen und außergewöhnlichen Erzählstil und einer brillianten Konstruktion der Geschehnisse.

Das liest sich begeistert - und unterm Strich war ich auch begeistert. Einen Stern der eigentlich verdienten vollen fünf Sterne muss ich dem Roman aber aus einem für mich dann doch auch ausschlaggebenden Grund abziehen: so angenehm ich den Stil empfand, so kurios wie furios die erzählte(n) Geschichte(n), ich habe mich schwer getan, mich auf das Buch einzulassen. 7 lange Monate habe ich gebraucht, um das Buch nach der letzten Seite zu schließen. Immer und immer wieder habe ich die Lektüre unterbrochen und das Buch beiseite gelegt, ohne dass mich je am Buch oder am Stil etwas gestört hätte. Es konnte mich lange einfach nicht genügend fesseln, um am Ball zu bleiben. Woran das lag, das vermag ich nicht zu erklären. Erwähnt werden sollte es jedoch in meiner Einschätzung.

Trotzdem möchte ich dieses Buch als sehr gutes empfehlen, besticht es doch durch beinah wahnwitzige Phantasie und Fabulierkunst. Wem es gelingt, sich voll in dieses Buch zu stürzen, der wird reich belohnt mit einem Feuerwerk an kreativen Einfällen.


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