Cover des Buches Mitternachtsmesse (ISBN: 9783865523587)
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Rezension zu Mitternachtsmesse von F. Paul Wilson

Der Vampir als Bestie und nicht als Schmusekätzchen

von Rauschgift vor 8 Jahren

Rezension

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Rauschgiftvor 8 Jahren
Ein Buch, dessen Kurzbeschreibung schon verspricht, dass die hier vorkommenden Vampire alles andere als Schmusekätzchen sind, sondern wahre Bestien, weckt natürlich mein Interesse. Wer nicht auf der Suche nach der großen Romantik zwischen Blutsauger und Mensch ist, wird mit diesem Buch wahrscheinlich einen guten Fang machen. Thematisch hält der Autor nämlich astrein, was die Kurzbeschreibung verspricht: Die Vampire breiten sich immer weiter über die ganze Welt aus und erreichen schließlich auch das Dorf, in dem die Nonne Carol lebt. Diese führt, seit die Vampire eine für sie persönlich unverzeihliche Tat begangen haben, scheinbar ein ziemlich sündenbehaftetes Leben, genau wie Pater Joe, welcher längst vor dem bevorstehenden, unabwendbaren Schicksal resigniert hat und sich in den Alkoholismus fallen gelassen hat. Erst, als er erfährt, dass die Blutsauger seine Kirche für ihre schändlichen Zwecke entweihen wollen, versuchen er, sein Freund und die Nonne das Gotteshaus mit allen Mitteln zu verteidigen, was allerdings diverse Opfer fordert...

Man hat es hierbei mit einem Buch zu tun, welches sich leicht liest durch den schlichten Schreibstil. Auch die häufig vorkommenden Perspektivwechsel haben mich persönlich nicht sonderlich gestört. Es ist nicht schlecht, die Welt einmal durch die Augen aller Hauptcharaktere sehen zu können, wahrscheinlich sogar notwendig. Der Plot ist ebenfalls gut umgesetzt, wenn auch nicht überragend - ich hatte mir bei dieser Kurzbeschreibung etwas vorgestellt, was mich mehr zu fesseln weiß. Spannend an der Sache ist allerdings, dass kein abgegrenztes Gut-Böse-Schema existiert; auch die 'Guten', also die Hauptcharaktere, tun grausame Sachen, um sich zu rächen. Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob ein frommer Christ damit nicht gegen die Gebote verstößt. Die Charaktere und besonders Carol stehen im Konflikt, was das Ganze authentisch macht und auch den Leser nachdenklich stimmt: Sollte man Böses mit Bösem erwidern?

Das Einzige, was mir an diesem Buch nicht so sehr gefallen hat, war die doch sehr vulgäre Sprache, speziell der Cowboys, bei der sehr viele harte Ausdrücke fallen. Natürlich passt es zu den Charakteren, sie wirken dadurch authentisch, aber ich persönlich bin einfach kein Freund davon, wenn es überhand nimmt. Man sollte sich dessen vorab bewusst sein.

Alles in allem ist die Mitternachtsmesse ein Buch, das nicht damit geizt, Brutalität unbeschönt darzustellen. Wer schwache Nerven hat, sollte sich besser nach anderer Lektüre umsehen.

Diesem Buch gebe ich vier von fünf Sternen, da die Umsetzung gut, aber nicht sensationell war und mir diese obszöne Sprache ziemlich sauer aufgestoßen ist. Ansonsten nicht schlecht für Leute, die das klassische Bild von Vampiren mögen.
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