Anlässlich seines siebzigsten Geburtstags ist wieder einmal ein Buch von Franz Böni erschienen, von dem man lange nichts mehr gehört hat. Ein Lesebuch, das geeignet ist, unsere Bekanntschaft mit dem Autor, der ein Teil unserer Jugend war, aufzufrischen. Vor vierzig Jahren war Böni noch ein gefragter Mann, der, auch wenn er dies manchmal vergessen zu haben scheint, gute Kritiken, Literaturpreise und Stipendien erhielt. Der hochangesehene Germanist Peter von Matt führte in einem seiner Bücher einzelne Stellen aus Bönis Werk an, die für ihn zum Besten gehörten, was die schweizerische Literatur seit langem hervorgebracht hatte. (Soweit ich mich erinnere, handelte es sich um ein paar Seiten aus "Der Knochensammler" von 1980.)
Diese Anthologie gewährt auch einen Einblick in das Poetenleben, das der Autor gegen die Unbilden der Zeit aufrechtzuerhalten versuchte, wobei er sich öfter als genug unter dem Existenzminimum durchschlagen musste. Immerhin war es ihm vergönnt, mit Autoren wie Peter Rosei und Josef Winkler auf freundschaftlichem Fuss zu verkehren. Auch an einer Freundin, die ihn auf seinen Reisen begleitete, fehlte es ihm nie. Ein Zug, der mir besonders sympathisch war, machte sich schon früh bei ihm geltend: Noch in seiner erfolgreichsten Zeit setzte er sich für Kollegen ein, die trotz ihres Talents nie die Anerkennung fanden, die ihnen gebührt hätte, und schrieb werbende Essays über Clemens Mettler und Reto Arlati - einfühlsame Porträts, die zeigten, dass er ein Herz für die "schönen Verlierer" hatte.
Was seine "schmucklose Sprache" betrifft, so haben nicht wenige ein Wort für sie eingelegt - unter anderen Peter Hodina, der sie gegen den Kritiker Samuel Moser in Schutz nahm. Moser gestand Böni einerseits zwar zu, seine Sprache "dem Schweigen entrissen" zu haben, empfand sie anderseits jedoch als "unbeholfen und schwerfällig. Während Hodina gerade darin eine Stärke sah, dass Bönis Prosa ohne "jegliche rhetorischen Elemente" auskomme, und fand, dass das Ergebnis "bei minimalem Aufwand gewaltig" sei.