Nachdem ich jetzt die Trilogie zum zweiten Mal gelesen habe und nicht ausschließe, dass ich es zum dritten Mal tun werde, will ich einen Kommentar dazu schreiben
- mit einem Wort: Wahnsinn!
- mit einem Satz: Das ist Science fiction in reinster Form. Die Zutaten nämlich, Science in Kombination mit Fiction, erreichen hier einen absoluten Höhepunkt.
Und nun ausführlich:
Lange war ich nicht mehr so fasziniert von einem Werk wie dieser Scadenweld. Ich kann mich an meinen allerersten Sience-fiction-Roman noch als Schüler erinnern. Ich war damals beinahe fassungslos, dass es so etwas von Literatur überhaupt geben kann. Und diese Faszination war diesmal wieder da.
Es ist kaum zu fassen, was Fabienne Gschwind für eine Fantasie entwickelt. Die bezieht sich auf derart viele Bereiche, dass es kaum glaubhaft ist, wie ein menschliches Gehirn das alles produzieren kann. Wandern durch Dimensionen, gut, das kennt man. Auch in eine Welt zu geraten, die eine Vielzahl intelligenter Bewohner beherbergt, das ist vielleicht noch nicht umwerfend. Dass aber all diese Wesen sich auf Mittelhochdeutsch als Universalsprache geeinigt haben, das ist schon ein genialer Zug. Und der wird vollkommen plausibel vorgebracht. Dass diese Wesen dort von Angst leben und insbesondere die menschliche Angst gut gebrauchen können, das ist absolut frappierend. Ohne dass das so in der Trilogie steht (man spinnt ja weiter) kommt man auf den Gedanken, dass doch die Angst eine riesige Energiereserve darstellt.
Die Bösartigkeit der Großkönigin ist faszinierend. Ich bin ein sehr friedfertiger Mensch. Aber ich konnte es kaum erwarten, dass sie ihre äußerst aggressiver Spielchen weiter betreibt und endlich menschlichen Armeen das Gruseln lehrt. Dass diese hochentwickelten Intelligenzen aber am liebsten mit Schwert, Morgenstern und Äxten kämpfen, all das wird einem nachvollziehbar beigebracht – weil das Schlachten eben unmittelbarer erlebt wird, auch wenn man dabei draufgeht.
Telepathie und Teleportation sind dem Science-Fiction-Fan keine Neuigkeiten. Wie aber Frau Gschwind diese Fähigkeiten einsetzt, das sind schon richtige Leckerbissen. Und die Erklärungen gehen in die Feinheiten. Immer wieder musste ich nachschauen, ob es bestimmte wissenschaftliche Begriffe nicht vielleicht wirklich gibt, so plausibel sind sie dargestellt. Hier merkt man der Autorin die Chemikerin an. Aber sie scheint sich genauso sicher in Mathematik, Physik und anderen Bereichen zu fühlen. Und genau diese Mischung aus Wissenschaft und Fantasie ist es, die den Reiz ausmacht, und die mir besonders gut gefällt.
Die Erklärungen lassen selbst kleinste Details nicht aus. Beispiel: Die neue Welt wird natürlich englisch "New World" getauft, daraus entsteht die Abk. "NW". Ein nicht ganz sattelfester Nerd macht lautmalerisch daraus „En-wie“ statt „En-Boubble-IU“ und daraus wird nun wiederum Envy gebildet, was passend "Neid" bedeutet. Einfach genial.
Gelegentlich ist man sprachlich etwas verwirrt und muss sich klarmachen, dass der Text Schweizerdeutsch ist, z.B. "Ich hab kalt". Aber das macht die Sache eher noch reizvoller, zumal ja Frau Gschwind argumentiert, das Mittelhochdeutsch sei ja dem Schweizerdeutsch ziemlich ähnlich, so dass die Lucy, die Protagonistin, nicht viel Mühe hatte, die Scadenwelder zu verstehen.
Fazit: Ein ganz großer Science Fiction!
Science Fiction vom Feinsten