Fang Fang

 4 Sterne bei 95 Bewertungen
Autor*in von Wütendes Feuer, Wuhan Diary und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. In den letzten 35 Jahren hat sie eine Vielzahl von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Stets spielen die Armen und Entrechteten in ihren Werken eine große Rolle. 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik gefeierten Roman Weiches Begräbnis, für den sie mit dem renommierten Lu-Yao-Preis ausgezeichnet wurde und der auch in Deutschland ein großer Erfolg wurde. Ihr 2020 auf Deutsch erschienenes Wuhan Diary stand wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)

Glänzende Aussicht

 (10)
Neu erschienen am 03.02.2024 als Gebundenes Buch bei Hoffmann und Campe.

Alle Bücher von Fang Fang

Cover des Buches Wütendes Feuer (ISBN: 9783455013849)

Wütendes Feuer

 (32)
Erschienen am 03.05.2022
Cover des Buches Wuhan Diary (ISBN: 9783455010404)

Wuhan Diary

 (29)
Erschienen am 03.08.2021
Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: 9783455011401)

Weiches Begräbnis

 (22)
Erschienen am 02.03.2022
Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)

Glänzende Aussicht

 (10)
Erschienen am 03.02.2024
Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: B08MHZQN6N)

Weiches Begräbnis

 (2)
Erschienen am 01.04.2021
Cover des Buches Wuhan Diary (ISBN: 9783869745299)

Wuhan Diary

 (0)
Erschienen am 17.07.2020

Neue Rezensionen zu Fang Fang

Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)
Fee04s avatar

Rezension zu "Glänzende Aussicht" von Fang Fang

Kraftvolles Werk
Fee04vor einem Monat

“Glänzende Aussicht” von Fang Fang wurde verlegt von Hoffmann und Campe. 


“Das Leben war ein Ameisendasein, der Tod wie ein Staubkorn. War das nicht die Beschreibung unzähliger gewöhnlicher Existenzen…? “ (Pos.915/6.Kapitel) 


Der Roman handelt von einer Arbeiterfamilie aus Wuhan, in welcher die Anzahl der Kinder hohen Wert besitzt. Die Familie, ehrenwerte Bewohner der Henan-Baracken in Hankou, hat acht Söhne, zwei Töchter und bewohnt einem Raum mit dreizehn Quadratmetern. 

Der achte Sohn, der Liebling des Vaters, geboren am selben Tag und zur selben Zeit, starb am 16. Tag seines Lebens.  Aus Sicht dieses Sohnes wird die Geschichte erzählt. 

Der Vater ist ein echter Kerl, er schlägt seine Frau und Kinder, ist in Kämpfe verwickelt und dem Schnaps nicht abgeneigt. 

Die Mutter eine attraktive Frau betet ihren Mann an und empfindet bei den Prügeln eine gewisse Genugtuung. 

Bruder Sieben ist das jüngste und schwächste Kind; der Unmut des Vaters und der Geschwister wird an ihm ausgelassen. Zerlumpt und hungrig lernt er früh Müll und später Gemüse aufzusammeln. Als er die zwei Jahre ältere Gougou kennenlernt, gibt diese seinem Leben etwas Sinn. Der Gedanke an das Mädchen leuchtet wie ein Stern in der Finsternis für ihn. Er bewahrt die Erinnerung an Gougou in seinem Herzen. In seiner Familie wird er schlechter behandelt als ein Hund. Er musste auf allen vieren kriechen, unter dem feuchten Bett schlafen und wenn sein Vater ihn verprügelt, blickt die Mutter nicht auf, obwohl sie es gerne mag, wenn ein Hund gezüchtigt wird. 

Großer Bruder beschimpft den Vater, der sein Leben verplempert und seinen Kindern dieses Leben als erstrebenswert mit auf den Weg gibt. Obwohl diese hungern und in Lumpen gekleidet wie Schweine in einer Bruchbude hausen mussten. 

Die Kinder verlassen alle nach und nach die Eltern. Bruder Sieben hat das Glück, durch seine Landverschickung den Weg zur Universität zu finden. Dadurch wird er sein Schicksal verändern. Sein Bestreben nach Macht und Einfluss und das Brechen mit seiner Herkunft aus dem Elend lassen ihn ein schönes und erfreuliches Leben leben. Es gibt  ihm das Ansehen, dass der kleine schüchterne und verängstigte Junge nie hatte. 

Fang Fang erzählt von den unterschiedlichen Entwicklungen der Kinder, von dem Elend und den gewalttätigen Attacken der Familienmitglieder untereinander. Sie berichtet von Transportarbeitern, Hungersnot , patriarchalischen Familienstrukturen und bringt den Leser:innen mit diesem Roman die Strukturen Chinas nahe. Sie erzählt von Konflikten innerhalb der Generationen, zeigt den materiellen Erfolg von Personen der Unterschicht auf und die Wege zum sozialen Aufstieg. Nicht immer moralisch nachvollziehbar und doch realistisch beschreibt Fang Fang das Leben zur damaligen Zeit. Ungeschönt mit verstörenden Ansichten der damaligen Generation zeigt sie uns urbane Lebensbedingungen der Arbeiterfamilien auf. 


Ein beeindruckendes, kraftvolles Werk mit einer absoluten Leseempfehlung. 


“Das Leben gleicht dem Blatt am Baum, alles Entstehen und Werden führt in den Tod, Egal welchen Weg du einschlägst, es kommt immer aufs Gleiche heraus.”(Position 1737/14.Kapitel). 



Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)
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Rezension zu "Glänzende Aussicht" von Fang Fang

Eindrucksvolle chinesische Familiengeschichte
otegamivor 2 Monaten

Nein, inniges, harmonisches Familienleben stellen wir uns alle miteinander anders vor als in ‚Glänzende Aussicht‘ geschildert! Auch der Vergleich ‚wie ein Rudel Wölfe‘ hinkt, weil man nämlich damit den Wölfen unrecht tut! (Sie gehen liebevoll miteinander um, haben z.B. richtig zärtliche Begrüßungs-Zeremonien.) Einzig die Hierarchie ist eine Gemeinsamkeit!

Erzählt wird uns diese chinesische Familiengeschichte von Bruder acht, der 1961 am 16. Tag seines kurzen Lebens starb, seitdem das Leben seiner Familie aus seinem Grab unter dem Fenster der Baracke beobachtet und kommentiert (und von ihr beneidet wird). 

Seine sieben Brüder, zwei Schwestern und die Eltern leben in einem Ortsteil von Wuhan in einer der Henan-Baracken auf 13 qm und die Züge Peking-Kanton, die durchschnittlich alle sieben Minuten vorbeifahren, ‚scheinen an der Dachtraufe entlangzuschleifen‘. Streit, Schnaps, Demütigungen und Prügeleien sind an der Tagesordnung! Schon als 5-Jähriger muss auch der Jüngste seinen Beitrag zum Überleben der Familie leisten. Dazu – eingangs als Kontrast – die gewonnenen Lebensweisheiten von Bruder sieben! 

Wir dürfen die Lebensläufe der Kinder verfolgen und werden auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung Chinas im ausgehenden 20. Jahrhunderts konfrontiert, wie z.B. die blutigen Kämpfe der Dockgangs und die Landverschickung. Sehr hilf- und aufschlussreich waren dazu das Nachwort und die Fußnoten. 

‚Glänzende Aussicht‘ (übersetzt von Michael Kahn-Ackermann) war das 1. Buch von Fang-Fang und erschien 1987 in China (wurde da als bedeutendes Werk des ‚neuen Realismus‘ gefeiert), bei uns leider erst Anfang Februar 2024. Damit habe ich alle vier von ihr, bei uns, erschienenen Werke gelesen und wieder viel Neues über China erfahren. Ja, es sind teilweise heftige und schockierende Szenen (und deshalb rate ich empfindsamen Gemütern von dieser Lektüre ab). All jenen, die Interesse an anderen, fremden Kulturen haben, empfehle ich es wärmstens. Fünf Sterne gebe ich dafür! 

Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)
SimoneFs avatar

Rezension zu "Glänzende Aussicht" von Fang Fang

Beeindruckend und komplex
SimoneFvor 2 Monaten

Ein außergewöhnlicher Roman, erzählt aus der auktorialen Perspektive des bereits kurz nach der Geburt verstorbenen achten Sohnes und jüngsten Kindes einer chinesischen Familie von Hafenarbeitern. Diese lebt unter ärmlichen Verhältnissen zu elft in einer 13qm kleinen Baracke. Das Leben ist hart, Gewalt in der Familie die Regel, Zuneigung und Liebe Fehlanzeige. Als Nachkommen einer Flüchtlingsfamilie aus Zentralchina werden eher ländliche Traditionen gepflegt: Harte körperliche Arbeit ist angesehener als Bildung, viele Söhne mehren das Ansehen, und es gibt strenge Hierarchien in der patriarchal geprägten Familie. 


Dieser Roman beschreibt klar, desillusioniert und ungeschönt die Härte des Lebens der sozial Schwächsten. Das Individuum zählt nichts, der Mensch und sein freudloses Leben sind Spielball der äußeren Umstände. In der Generation der Kinder hat der gesellschaftliche Aufstieg um jeden Preis Priorität. Wer nach persönlicher Integrität und Moral strebt, scheitert.


Der tote achte Bruder hat ein schlechtes Gewissen, in Frieden ruhen zu dürfen, während sich die Lebenden täglich quälen müssen. Auch ist der Achte der einzige, der jemals Elternliebe erfahren hat. Und nur denjenigen, die taubstumm oder blind sind, ist ein glückliches Leben vergönnt. Dass derart deutliche Kritik im Zuge einer Phase des Aufbruchs im Erscheinungsjahr 1987 nicht nur möglich war, sondern auch mit einem nationalen Preis bedacht wurde, hat mich doch erstaunt. Heute wird das Buch in China jedoch nicht mehr verlegt.


Um die Geschehnisse im Buch nachvollziehen zu können, ist ein Basiswissen über die Geschichte Chinas im letzten Jahrhundert hilfreich, insbesondere über die Machtübernahme durch die Kommunisten 1949, den "Großen Sprung nach vorn" (1958-1961) und die Kulturrevolution (1966-1976). Ich hatte mich zuvor noch nie mit der chinesischen Geschichte beschäftigt und habe mich erst parallel zu diesem Buch in die politischen und wirtschaftlichen Umstände eingelesen.


Aufgrund häufiger Zeitsprünge im Buch ist es manchmal schwierig, die chronologischen Zusammenhänge und Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder zu erfassen, und ich habe oft zurückgeblättert und Passagen nochmals nachgelesen. Dies lohnt jedoch in jedem Fall, und mir hat dieses Buch einen interessanten Einblick in eine turbulente Zeit in China ermöglicht. Ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen.

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