Fang Fang

 4 Sterne bei 123 Bewertungen
Autor*in von Wütendes Feuer, Wuhan Diary und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. Ihr 2020 auf Deutsch erschienenes Wuhan Diary stand wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Zuletzt erschienen von ihr bei Hoffmann und Campe der vielfach gefeierte Roman Glänzende Aussicht (2024) sowie Blume Vollmond (2025).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Fang Fang

Cover des Buches Wütendes Feuer (ISBN: 9783455013849)

Wütendes Feuer

(34)
Erschienen am 03.05.2022
Cover des Buches Wuhan Diary (ISBN: 9783455010404)

Wuhan Diary

(31)
Erschienen am 03.08.2021
Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: 9783455011401)

Weiches Begräbnis

(27)
Erschienen am 02.03.2022
Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)

Glänzende Aussicht

(20)
Erschienen am 03.02.2024
Cover des Buches Blume Vollmond (ISBN: 9783455019575)

Blume Vollmond

(9)
Erschienen am 06.08.2025
Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: B08MHZQN6N)

Weiches Begräbnis

(2)
Erschienen am 01.04.2021
Cover des Buches Ich geh' jetzt los und bring mich um (ISBN: 9783455021165)

Ich geh' jetzt los und bring mich um

(0)
Erscheint am 01.07.2026

Neue Rezensionen zu Fang Fang

Cover des Buches Glänzende Aussicht (ISBN: 9783455016789)
Karola_Dahls avatar

Rezension zu "Glänzende Aussicht" von Fang Fang

Karola_Dahl
Ein bewegender Roman über die Armen und Entrechteten Chinas

Die Szenerie spielt in Wuhan. Im Zentrum steht eine 11-köpfige Arbeiterfamilie in erbärmlichen Lebensumständen, was Wohnraum, Ernährung und die menschenunwürdigen Überlebensverhältnisse anbelangt. Als Ich-Erzähler fungiert der früh verstorbene Bruder Acht, der alle Familienmitglieder schwerpunktmäßig behandelt, dabei die Familiengeschichte aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts  in 14 Kapitel unterteilt. Politische Wirren wie die Kulturrevolution bringen zusätzliche Härten in Form von Landverschickung junger Menschen und Strafverfolgung der bürgerlichen Bevölkerung. Ein späteres Umdenken hinsichtlich Kapitalismus erleben Zwillingsbrüder als Kleingewerbetreibende unter von Gewalt angereicherten Arbeitsbedingungen. Diesem Ambiente entkommt der schwächste Bruder erfolgreich und steigt auf im kommunistischen Parteikader. Thematisiert werden neben Brutalität und Alkoholismus auch ständige Kämpfe mit Dock-Gangs, typische Mitgliedschaften in Bruderschaften,  teils lebensgefährlicher Stehlerei von vorbeifahrenden Zügen, beschrieben in ungeschminkter Ehrlichkeit. Emotional zarte Szenen sind Mangelware. Da diese hier vorgestellte Welt des Proletariats nicht dem politisch propagierten „Sozialistischen Realismus“ entspricht, werden Werke dieser Autorin nach wie vor in China nicht publiziert.

Ein überzeugendes Aufräumen der Autorin mit dem „MÜLL“ der Kommunistischen Partei Chinas.

Cover des Buches Blume Vollmond (ISBN: 9783455019575)
otegamis avatar

Rezension zu "Blume Vollmond" von Fang Fang

otegami
Gravierende Folgen einer Spielsucht

In China kann dieser Roman wegen eines faktischen, gegen die Autorin Fang-Fang verhängten Publikationsverbotes gegenwärtig nicht erscheinen! 

Das kann sich unsereins (aufgewachsen und lebend in einer Demokratie) überhaupt nicht vorstellen: ‚es geht doch nur um die Spielsucht einer Frau und ihre Geschichte‘, war auch mein Gedanke, besonders zu Beginn des Buches. Nein, geht es eben nicht nur! 

 Geschickt verwebt die Autorin die Geschichte von Hua Manyue, einer verwöhnten Tochter aus dem reichen Hause Hua, mit der chinesischen Geschichte. Wir erleben ihren gesellschaftlichen Absturz, nur weil sie sich im entscheidenden Augenblick nicht von ihrem geliebten Mah Yongg-Spiel trennen konnte. Ihre Familie flüchtete somit ohne sie Ende der 40er Jahre vor der kommunistischen Herrschaft. 60 Jahre lang dürfen wir Yue Manhua, wie sie sich jetzt aus Sicherheitsgründen nennt, begleiten. 

Was mir auffiel (und viele wahrscheinlich auch abstößt), ist die Distanziertheit der Personen – keine wirkt empathisch und auch nicht sympathisch. Das ist aber durch die diversen ‚Massenkampagnen‘ der Parteiführung verursacht, so dass ‚nur Angst und Leidenschaft neben dem praktischen Nutzen die allgegenwärtigen Antriebskräfte der handelnden Personen des Romans‘ übrigbleiben. (Millionen Menschen kosteten sie nicht nur die Freiheit, sondern auch das Leben.) 

Es war nicht das 1. Buch von Fang-Fang für mich, auch all ihre früheren haben mich schon begeistert, angefangen mit ‚Wuhan Diary‘. Ich bewundere ihre ‚Bemühungen, gegen das Vergessen und gezielte Verzerren und Verleugnen von für die Herrschenden unangenehmen historischen Ereignisse anzuschreiben‘. Sehr hilfreich waren wieder die erklärenden Fußnoten und das Nachwort des Übersetzers Michael Kahn-Ackermann. (Sehr interessant fand ich auch seine Erklärungen zu der Faszination für das Mah-Jongg-Spiel und welche Herausforderungen damit verbunden sind.) 

Fünf Sterne gebe ich voller Überzeugung und empfehle es allen Lesern, die sich für China und seine Geschichte interessieren. 

Cover des Buches Blume Vollmond (ISBN: 9783455019575)
Sirenes avatar

Rezension zu "Blume Vollmond" von Fang Fang

Sirene
Kurz und eindringlich!

„Blume Vollmond“ ist mittlerweile das dritte Buch von Fang Fang, das ich gelesen habe – und wieder hat sie es geschafft, mich mit ihrer besonderen Erzählweise in eine ganz eigene Welt zu ziehen. Auch wenn der Roman mit weniger als 200 Seiten eher schmal wirkt, steckt in ihm eine erstaunliche Tiefe.

Im Mittelpunkt steht Hua Manyue, Tochter einer wohlhabenden Familie, die nichts lieber tut als Mah-Jongg zu spielen. Während die chinesische Gesellschaft 1948 im Chaos des Bürgerkriegs versinkt und ihre Eltern zur Flucht nach Taiwan gezwungen sind, bleibt Hua Manyue zurück – ausgerechnet, weil sie ihre 100 zugesagten Spielrunden beenden will. Diese scheinbar banale Sturheit markiert den Beginn eines radikalen Bruchs in ihrem Leben. Von der reichen Tochter wird sie zur mittellosen Frau, die sich eine neue Identität zulegen muss. Wang Vier, einst Kutscher der Familie, nimmt sie auf, und schließlich heiratet sie ihn sogar und bekommt einen Sohn. Doch ihr Herz hängt nirgends – nicht an der Familie, nicht am neuen Leben, sondern einzig an ihrem unerfüllten Versprechen, die Mah-Jongg-Partien zu vollenden.

Fang Fang erzählt diese Geschichte in einer Sprache, die eher nüchtern als emotional wirkt. Gerade dadurch entfaltet sich eine beklemmende Wirkung: Man spürt die Kälte einer Gesellschaft, die ihre Menschen verschlingt, und das Schicksal einer Frau, die innerlich leer wird, weil sie im Grunde alles verloren hat. Die Protagonistin ist keine Identifikationsfigur, im Gegenteil – ihre Selbstbezogenheit und ihr fehlendes Mitgefühl machen es schwer, Sympathie zu entwickeln. Und dennoch bleibt man an ihr hängen, weil sie etwas Essenzielles verkörpert: die Flucht in eine Obsession, wenn die Realität unerträglich wird.

Besonders spannend fand ich, wie Fang Fang den historischen Hintergrund nur anklingen lässt: die Bodenreform, die Kulturrevolution, die alltäglichen Drangsalierungen. All das bleibt Kulisse, während die Hauptfigur wie in einer Blase lebt. Gerade dadurch wirkt die Geschichte umso bitterer – weil man sieht, wie wenig Platz für individuelles Glück in dieser Zeit war und wie schnell Menschen aus der Oberschicht in völlige Bedeutungslosigkeit abrutschen konnten.

Mich hat der Roman nicht so wuchtig getroffen wie Weiches Begräbnis oder Wütendes Feuer, die stärker mit der Geschichte Chinas arbeiten. Aber „Blume Vollmond“ hat auf andere Weise Eindruck hinterlassen: über Verdrängung, Spielsucht und das Gefühl, im eigenen Leben kaum Handlungsspielraum zu haben. Dass Fang Fang in China mit Publikationsverbot belegt ist, macht den Text noch einmal bedeutungsvoller – man liest zwischen den Zeilen eine leise, aber deutliche Kritik am System.

Ein schmaler Roman mit viel Tiefe. Kein leichtes Buch, aber eines, das nachwirkt und Fragen offenlässt. Wer Fang Fang liest, sollte sich darauf einstellen, weniger Unterhaltung und mehr Nachdenken mitzunehmen. Und gerade das macht den Reiz aus bei ihr und weswegen ich sie immer wieder gerne lese. 

Und Lob an dieses wunderbare eindringliche Cover!

 

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