Fang Fang

 4 Sterne bei 82 Bewertungen
Autor*in von Wütendes Feuer, Wuhan Diary und weiteren Büchern.

Lebenslauf von Fang Fang

Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. In den letzten 35 Jahren hat sie eine Vielzahl von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Stets spielen die Armen und Entrechteten in ihren Werken eine große Rolle. 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik gefeierten Roman Weiches Begräbnis, für den sie mit dem renommierten Lu-Yao-Preis ausgezeichnet wurde und der auch in Deutschland ein großer Erfolg wurde. Ihr 2020 auf Deutsch erschienenes Wuhan Diary stand wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Fang Fang

Cover des Buches Wütendes Feuer (ISBN: 9783455013849)

Wütendes Feuer

 (30)
Erschienen am 03.05.2022
Cover des Buches Wuhan Diary (ISBN: 9783455010404)

Wuhan Diary

 (29)
Erschienen am 03.08.2021
Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: 9783455011401)

Weiches Begräbnis

 (21)
Erschienen am 02.03.2022
Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: B08MHZQN6N)

Weiches Begräbnis

 (2)
Erschienen am 01.04.2021
Cover des Buches Wuhan Diary (ISBN: 9783869745299)

Wuhan Diary

 (0)
Erschienen am 17.07.2020

Neue Rezensionen zu Fang Fang

Cover des Buches Weiches Begräbnis (ISBN: 9783455011401)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Weiches Begräbnis" von Fang Fang

Einzelschicksal vs. kollektives Erlebnis.....
dunkelbuchvor 17 Tagen

Klappentext:  

Wer China verstehen will, sollte diesen Roman lesen: In ihrem zuerst gefeierten, dann verfemten Roman rührt Fang Fang an die Traumata der chinesischen Seele.

Als Weiches Begräbnis 2016 in China erscheint, wird der Roman als wichtigstes chinesisches Werk der letzten Jahrzehnte gefeiert und mit dem renommierten Literaturpreis Lu Yao ausgezeichnet. Doch als bei einer Parteizusammenkunft der Roman mit dem Vokabular der Kulturrevolution als „Giftpflanze“ verbrämt wird, verschwindet das Buch vom Markt. Denn Fang Fang rührt darin an ein unverarbeitetes Trauma der chinesischen Gesellschaft, die Landreform nach 1948, als Millionen Chines*innen hingerichtet und in „weichen Begräbnissen“, d.h. ohne Sarg, verscharrt wurden.

In einem kleinen Dorf wird eine junge Frau halbtot aus einem Fluss gezogen, sie erinnert sich an nichts. Der Dorfarzt Dr. Wu rettet ihr das Leben, und sie beginnt ein neues: Sie wird Haushälterin des KP-Kaders vor Ort, heiratet ihren Retter Dr. Wu, und sie bekommen einen Sohn. Doch im Laufe der Jahre löst sich der schützende Kokon des Vergessens. Sie sind verdammt zu schweigen, denn das Schweigen schützt die Familie: auch dafür steht „weiches Begräbnis“, die Erinnerung so tief zu begraben, dass gefährliches Wissen für immer verlorengeht. Im Schatten dieses Traumas wächst ihr Sohn auf – doch alles ändert sich, als er beginnt, die Vergangenheit zu erforschen.

Was in einer fernöstlichen Seele vorgeht, wird  Europäern wohl ein ewiges Rätsel bleiben. So wird, wenn man diese an sich packende, aber sehr in die Länge gezogene Geschichte zu Ende gelesen hat, wohl enttäuscht sein, dass am Schluss der Sohn der Heldin darauf verzichtet, das dunkle Geheimnis seiner Mutter vollends zu ergründen. Etwas irritierend  und uns unbekannt die chinesische Mentalität, etwa die Freude am Derben oder die Gewohnheit, auf durchaus Ernstes mit (verlegenem) Lachen zu reagieren - oder wenn die Autorin im Nachwort erzählt, was sie aß, während sie das Buch schrieb. 

Alles in allem sehr philosophisch, politisch leise und laut zugleich....

Kommentare: 3
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Cover des Buches Wütendes Feuer (ISBN: 9783455013849)
N

Rezension zu "Wütendes Feuer" von Fang Fang

Und ewig grüßt der Wutanfall
Nadezhdavor 3 Monaten

Nach ihrem grandiosen Roman „Weiches Begräbnis“ war ich sehr gespannt auf den neuen Roman von Fang Fang. Zumindest dachte ich (ohne genaue Lektüre der Verlagsinformationen am Anfang des Buches), er sei neu, und war dann sehr überrascht über die Information am Ende, dass der Roman schon 2001 entstanden ist. Dies erklärt vielleicht einige Irritationen rund um die Frage, wie die Autorin nach „Weiches Begräbnis“ ein so gravierend schlechteres Buch abliefern konnte: es handelt sich um ein m.E. völlig unausgegorenes Frühwerk.





Die Grundidee der Geschichte ist an sich interessant: Eine junge, lebenshungrige Frau vom Dorf, die vom schnellen Reichtum träumt, ohne sich dafür zu sehr abmühen zu müssen, schon gar nicht auf den Feldern, scheint dieses Ziel als Sängerin einer beliebten Band fast erreicht zu haben. Doch dann wird Yingzhi nach einer dummen Tändelei schwanger und ist aufgrund des sozialen Drucks im Dorf gezwungen, den Kindsvater zu heiraten. Dieser erweist sich als absoluter Taugenichts, seine Eltern als bösartige Tyrannen, und auch die Herkunftsfamilie kann Yingzhi aufgrund der sozialen Gepflogenheiten nur noch bedingt unterstützen.

 So setzt bereits vor der Heirat eine Dauerschleife ein: Yingzhi hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, z.B. ihre Karriere oder eine bestimmte zu verdienende Geldsumme (harmlos beim Singen oder nicht mehr so harmlos für verschiedene Liebesdienste), aber ihr Mann und ihre Schwiegereltern machen ihr einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihr das Geld mit List abschwatzen, gar nicht erst auszahlen oder ihr Verbote im Blick auf die Verwendung auferlegen; der Mann verspielt regelmäßig ihr Geld und trägt seinerseits nichts zum Familieneinkommen bei. Yingzhi reagiert stets mit frechen, teils möchtegern-feministischen Sprüchen, um dann doch wieder einzuknicken und das jeweils Erreichte zu verlieren, woraufhin sie vor Zorn kocht, alle wüst beschimpft, teilweise verprügelt wird, zu ihrer Herkunftsfamilie flieht, mit den Geschehnissen hadert, aber dann aufgrund der sozialen Strukturen gezwungen wird, vor ihrem ihr bald verhassten Mann und den Schwiegereltern zu Kreuze zu kriechen. Das Spiel beginnt von vorn (anders, als der Verlagstext behauptet, gibt es nicht die eine kleine Unbedachtheit, sondern eine Summe von vielen großen Dummheiten), dabei im Vergleich zum vorherigen Mal immer etwas stärker eskalierend, dennoch mit wenigen Überraschungen. Ich verzichte hier auf weitere Details und werde natürlich auch das Ende nicht verraten.



 Nach zwei oder drei Durchläufen hat man als Leser*in das Muster verstanden, durch das die Autorin einen im Laufe des Buches ein gutes Dutzend Mal quält – quält, weil das zwar von den Handlungsabläufen an sich schon aufreibend genug ist, aber vor allem, und hier komme ich zu meiner Kritik an dem Buch, weil es handwerklich so schlecht umgesetzt ist. Das hätte ein spannender Roman werden können, wenn die Autorin auf die Hälfte der Runden in dieser Spirale verzichtet und die bleibenden ordentlich ausgebaut hätte. So aber finden kaum Dialoge statt, die Gespräche und auch Handlungen werden oft nicht ausgeführt, sondern lesen sich über weite Strecken wie eine Zusammenfassung des Geschehens. Ich möchte das als Leserin gern detailliert ausgebreitet bekommen, nicht so heruntergeschludert und immer wieder auf dieselbe Weise, mit ähnlich groben Bildern und in hölzerner, oft auch ordinärer, unflätiger Sprache (und zwar nicht nur in den Dialogen, sondern auch in den schildernden Passagen). Die Figuren bleiben flach und eindimensional; vor allem bei der Protagonistin hätte ich mir gewünscht, noch etwas mehr über ihr Wesen zu erfahren, als dass sie geldgierig ist, bei jeder Gelegenheit direkt vor gleißender Wut explodiert, in jeder weiteren Handlungsschleife ein Stück tiefer sinkt, ihr Schicksal verflucht und beweint, aber nichts daraus lernt, und herzlich wenig Liebe für ihr Kind verspürt - und dann das Ganze wieder von vorne. Überhaupt gibt es kaum Sympathieträger in diesem Roman; ich persönlich brauche das auch nicht unbedingt, aber mir wird nicht deutlich, ob die Autorin ihre Figuren einfach aus Unvermögen so lieblos gezeichnet hat oder ob sie damit das Wertevakuum im China der Neunzigerjahre andeuten will, wo im bröckelnden Kommunismus die alten, nie gänzlich verschwundenen patriarchalen Strukturen wieder aufblühen. Auf dieses Wertevakuum weist vielleicht auch der schockierend grobe, respektlose Umgangston der Leute sowohl in den Familien als auch in den Dörfern hin. Der einzige Gegenentwurf findet sich andeutungsweise in der Nebenfigur Chunhui, die nicht aufs leichte, schnelle Geld aus ist, sondern erst einmal zum Studieren in die Stadt geht – und dafür zunächst verspottet wird. Über sie und ihren Lebensweg hätte ich, als Kontrastprogramm zu Yingzhi, gern mehr erfahren.





 Fazit:


Ich verstehe ansatzweise, auf welche gesellschaftlichen Kritikpunkte die Autorin hinauswollte, glaube, dass diese Gedanken im modernen China notwendig und wichtig sind, finde die Grundidee zu diesem Roman auch gut, aber die literarische Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt.

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Cover des Buches Wütendes Feuer (ISBN: 9783455013849)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Wütendes Feuer" von Fang Fang

Eine Schwangerschaft fesselt sie nun an einen Mann, einen Taugenichts, den sie nicht liebt und an eine verhasste Schwiegerfamilie.
Gwhynwhyfarvor 4 Monaten

«Von dem roten Sparbuch in ihrer Hand ging wie in Wellen eine Hitze aus, die ihr tiefstes Inneres erreichte. ... Sie war die Einzige in der Familie, die ein Sparkonto auf der Bank besaß, und das nur wenige Tage, nachdem sie die Schule verlassen hatte.»


In China wird die Gleichberechtigung zu Beginn der 1990er Jahre propagiert, die Freiheit der Frauen. Nur die Realität sieht ganz anders aus. Ein Roman über die Unfreiheit von Frauen im modernen China. Gleich zu Anfang erfahren wir, die Icherzählerin sitzt im Gefängnis und wartet auf ihre Hinrichtung. Sie erzählt ihrer Zellengenossin ihre Geschichte. Yingzhi, die im provinziellen China lebt, hat einen Traum: Sie will Sängerin werden, strebt nach finanzieller Unabhängigkeit. Sie es geschafft, als Karaoke-Sängerin in einer kleinen Band bekannt zu werden, die auf Hochzeiten und Festivitäten auftritt. 


«‹Dort gehöre ich nicht zur Familie, und hier werde ich rausgeschmissen. Kurz gesagt, ich habe überhaupt keine Familie, nirgends. Das ist ungerecht.›

‹Ja, das ist ungerecht. Aber was willst du tun, so ergeht es uns Frauen seit ein paar tausend Jahren.›»


Als beste Sängerin spart sich eine beachtliche Summe, denn sie will in die Stadt gehen, benötigt Startkapital. Nach einem Auftritt, bei dem sie gefeiert wurde, lässt sie sich im Glücksrausch von Guiqing verführen und wird prompt schwanger. Der Mann ist glücklich, denn er ist verliebt in Yingzhi. Sie liebt ihn nicht, traut dem Geschichtenerzähler und «trinkfreudigen Faulpelz» nicht so recht über den Weg. Doch ihre Familie zwingt sie zur Heirat. Ein uneheliches Kind ist eine Schande. So muss sie in sein Elternhaus einzuziehen, wie die Tradition es verlangt. Die Schwiegereltern verabscheuen Yingzhis lockeren Lebenswandel als Sängerin. Sie erklären sogleich, was sie erwarten: Abrackern im Haus und auf dem Feld – denn wozu sonst soll eine Schwiegertochter gut sein. Guiqing ist den ganzen Tag mit seinen Freunden unterwegs, Spaß haben, saufen, spielen – er kehrt erst spät am Abend zurück. Yingzhi beschwert sich, er sei ein Hallodri, solle arbeiten gehen. Doch die Schwiegereltern halten sein Verhalten für richtig. Ein junger Mann muss sich amüsieren, er wird anfangen, zu arbeiten, wenn die Alten nicht mehr dazu in der Lage sind, er wird sie dann versorgen.


Als aber die Spielschulden von Guiqing zu hoch werden und Yingzhi Geld verdienen soll, sieht sie den Weg, der ihr ein klein wenig Freiheit schenkt: das Singen. Sie verdient wieder sehr gut, hält es im Haus der Schwiegereltern nicht aus. Das Grundstück ist groß genug, um ein zweites Haus zu bauen; eins für ihre Familie. So versteckt sie das Geld vor ihrem Mann und beginnt mit dem Hausbau – Stück für Stück. Yingzhi wird zwischen den alten Traditionen und der modernen Welt förmlich aufgefressen und ihr fauler Mann wird immer dreister und brutaler. Die moderne Welt kracht mit der Tradition in Form knallharter Gewalt aufeinander – die Musikgruppe wird parallel immer zügelloser. Yingzhis Zusammenleben mit der Familie ihres Mannes wird unerträglich.


«Den Übersetzer stellt die Verwendung der farben- und bildreichen Wendungen und Ausdrücke der bäuerlichen Lokalsprache in ihrer Heimatprovinz vor Herausforderungen. ... Vieles im Roman und im Verhalten seiner Personen mag den deutschen Lesern fremd und manchmal schwer verständlich erscheinen» (Michael Kahn-Ackermann, Übersetzer)


Eine junge Frau sucht ihr Glück, versucht den Ausbruch aus den starren gesellschaftlichen Konventionen in einer Zeit des sozialen Umbruchs. Man hört von den Städten im Süden, wo viele Leute Arbeit finden, gutes Geld verdienen. Ländliches China in den 90-ern, eine Zeit, die den Frauen viel verspricht, den Traditionellen Angst macht, Unverständnis auslöst. Yingzhi hat Wut im Bauch, auch sie packt der Jähzorn. Sie will für sich ein besseres Leben, ist sehr fixiert darauf, Geld zu scheffeln, um unabhängig zu sein; sei es drum, den faulen Gatten mitzuschleifen. Sie kann dabei recht durchsetzungsfähig sein – stößt dann aber immer wieder an ihre Grenzen, weil sich alle gegen sie stellen, inklusive ihre eigene Familie. Der Mann hat das Sagen – Ende. Ihr Kind hat für sie keinen Stellenwert; das gibt sie bei der Schwiegermutter ab. Yingzhi ist kein navies Unschuldslamm; etwas das mir an diesem Buch gefällt. 


Einerseits ist der Roman spannend, interessant, aber andererseits gibt es viele Wiederholungen, immer wieder die gleichen Situationen. Sprachlich eine andere Tonalität, als das, was wir gewohnt sind, naiver einfacher, man liest im Flug hindurch. Eine Geschichte, die erzählt wird, in der wenig Dialoge vorkommen, die in der Struktur natürlich zu der einfältigen Protagonistin passen. Der Übersetzer Michael Kahn-Ackermann erklärt im Nachwort, dass die Befreiung der Landbevölkerung (Anfang der 90-er circa 80 Prozent der Chinesen) zwar einerseits zu mehr Wohlstand geführt hat, andererseits die gesellschaftlichen Strukturen ins Althergebrachte zurückfielen. Die Volkskommunen, in denen jeder arbeiten musste, waren aufgelöst, und die Familien und Clans hatten wieder das Sagen: Schwiegertöchter mussten sich unterwerfen, Männer übernahmen wieder die Macht. Das erklärende Nachwort ist eine wichtige Zugabe. 



Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. In den letzten 35 Jahren hat sie eine Vielzahl von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Stets spielten die Armen und Entrechteten in ihren Werken eine große Rolle. 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik gefeierten Roman Weiches Begräbnis, für den sie mit dem renommierten Lu-Yao-Preis ausgezeichnet wurde.

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