Rezension zu "Verlorene Wege" von Farley Mowat
Der Autor Farley Mowat war einer der wenigen Menschen, der die Geschichte der nordamerikanischen Natives - bei uns auch als Inuit oder Eskimos bekannt - intensiv verfolgt und mit ebensoviel Herzblut wie Engagement erzählt hat. Er wurde bis zu seinem Tod im Jahre 2014 als 92-jähriger nicht müde, auf die Not der Inuit aufmerksam zu machen und die Versäumnisse und die Ignoranz der kanadischen Politik gegenüber den Natives, insbesondere in den 1940er bis 1960er Jahren anzuprangern.
In "Verlorene Wege" berichtet Mowat über verschiedene Katastrophen die einige ihm gut bekannte Stämme der Inuit Mitte des 20. Jahrhunderts erleben mussten und die fast zur völligen Ausrottung dieser Stämme geführt hätte. Er schildert persönliche Schicksale vieler Inuit-Familien und das Bemühen einzelner engagierter Personen, die den Natives helfen wollten in ihrer Welt ihren ursprünglichen Lebensstil treu bleiben zu können. Letztlich kam es aber aufgrund von Ignoranz, Unwissenheit und zu einem großen Teil auch aufgrund von Selbstherrlichkeit vor allem staatlicher und kirchlicher Organisationen zu schockierenden Katastrophen vor Ort, die mit ein wenig mehr Einfühlungsvermögen, Akzeptanz und Respekt den Inuit gegenüber mit Sicherheit hätten gemildert, wenn nicht sogar verhindert werden können.
Berichte wie dieser von Farley Mowat sind deshalb wichtig, weil sie Aufrütteln und den Fokus zumindest für kurze Zeit auf entwurzelte, völlig fremdgesteuerte Menschen lenken, die die moderne Welt nicht verstehen und sich in ihr nicht zurechtfinden können - auf schwache und beschützenswerte Menschen, denen zu häufig ihre Rechte und ihre Würde geraubt wurde und noch heute geraubt wird.