Rezension zu Ellbogen von Fatma Aydemir
Heimatlos
von sar89
Kurzmeinung: Wenn man nirgendwo dazugehört...
Rezension
sar89vor 6 Jahren
Hazal ist in Deutschland geboren, lebt aber durch ihre Familie teilweise in türkischen Traditionen. Gleichzeitig versucht die Familie in Deutschland irgendwie voranzukommen. Hazal wird 18, findet noch immer keinen Job und fühlt sich nicht respektiert. Sie hängt mit Gül, Elma und Ebru ab. Ebru driftet in religiösen Fanatismus ab, Elma jobbt als Kellnerin, ist aber auch nicht zufrieden. In den drei staut sich jahrelange Wut. Wut, in ihrem Leben nicht voranzukommen und von allen gestoppt und schikaniert zu werden oder einfach die Wut, nicht akzeptiert zu sein, sondern nur geduldet. Als die drei an Hazals Geburtstag an einem Club abgewiesen werden, eskaliert die Situation und Hazal und ihre Kolleginnen töten einen ebenfalls betrunkenen Studenten am U-Bahn-Bahnhof indem ihn Hazal auf das Geleise schubst. Darauf flieht Hazal nach Istanbul zu Mehmet, den sie auf Facebook kennengelernt hat. Auch er ist an seiner Situation in Deutschland gescheitert. Der Ausgang des Romans bleibt offen, vermutlich wird sich Hazal in Deutschland für ihre Tat verantworten müssen, denn Gül und Elma sind schon in U-Haft. Hazal macht zu und kriecht in ihr Schneckenhaus. Sie wirkt verzweifelt, kalt und am Schluss auch Ignorant gegenüber anderen und sich selbst. Sie wird wie Mehmet, den sie eigentlich ein Opfer findet. Langsam wird auch Hazal immer orientierungsloser und abgefuckter. Selbst Tante Semra, die es geschafft hat, kann die Situation nicht retten....Trotz der krassen Geschichte, die viel Realität in sich hat, konnte es mich nicht immer packen. Teilweise bin ich mit Hazal durch die Strassen gehetzt, dann habe ich mich wieder unglaublich an ihr und ihrem Charakter genervt. Irgendwie auch schade, dass das Ende so sehr offen ist. Aber insgesamt ein glungenes Debut.