Fauziya Kassindja

 4,2 Sterne bei 40 Bewertungen

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Cover des Buches Niemand sieht dich, wenn du weinst. (ISBN: B0026606AU)
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Rezension zu "Niemand sieht dich, wenn du weinst." von Fauziya Kassindja

Barbara_Nelting
Eine emotionale Berg- und noch vielmehr Talfahrt über 16 Monate Aufenthalt in amerikanischen Gefängnissen

In beeindruckender, z.T. fast protokollarischer Weise berichtet die Autorin von ihrem Schickaal. Dabei stehen die warmen und farbigen Erinnerungen ihrer Kindheit im Togo der 80er-Jahre im krassen Kontrast zur schmutzigen, düsteren, gewalttätigen und Verzweiflung atmenden Atmosphäre verschiedener amerikanischer Gefängnisse. Eine der bemerkenswertesten Facetten dieses Romans ist es, dass es hier, obschon die Praxis der Beschneidung, vor der Fauziya flieht, deutlich verurteilt wird, dennoch gelingt, ihre afrikanisch-islamische Herkunft nicht zu verteufeln, sondern sie in einem differenzierten Licht darzustellen. Weniger Licht findet sich im zweiten Teil, in dem die unfassbaren Zustände in verschiedenen amerikanischen Gefängnissen, in denen die Protagonistin sich wiederfindet und willkürlich von einem zum anderen verlegt wird, fast schon klinisch detailliert beschrieben werden. Wie Fauziya trotz ihrer zunehmenden reaktiven Depressivität, welche ehrlich und ungeschönt geschildert wird, all dies übersteht, ist bewundernswert.

Auch, wenn man literarisch manches anders hätte machen können (bspw. Kürzung des juristisch-bürokratischen Backgrounds), ist dies ein wichtiges und gleichzeitig fesselndes Buch und erhält deshalb von mir die maximale Stern-Anzahl!

Herzzerreißend

Fauziya führt ein glückliches Leben, doch als ihr Vater verstirbt, ändert sich alles denn ihr Onkel und ihre Tante beschließen gegen ihren Willen, sie zu verheiraten und zu beschneiden. Um den zu entkommen, flieht Fauziya - erst nach Deutschland und von da aus nach Amerika; nur um sich im nächsten Albtraum wiederzufinden, denn man steckt sie ins Gefängnis, aller Rechte und ihrer Menschenwürde beraubt. Die nächsten Monate sind geprägt von einem Kampf darum, Asylrecht zu bekommen.


Das Buch ist mir wirklich unglaublich unter die Haut gegangen. Hier geht es nicht nur um diese grausame Verstümmelung vor der Fauziya geflohen wird, hier ging es um Ignoranz der Gesellschaft, die die Augen verschließt, sofern sie nicht persönlich betroffen ist oder keinen Mehrwert aus der Situation ziehen kann, um Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, um einen Kampf der von einer Gefangenschaft in die nächste führt und um Rassenhass, Einsamkeit und Trennungsschmerz.


Mehr als einmal habe ich mir gedacht, dass das eigentlich ein Roman sein könnte. Eine Geschichte, die sich jemand aus den Finger gesaugt hat, um irgendwie Spannung aufzubauen. Dass alles was in dem Buch stand aber tatsächlich geschehen ist, macht die ganze Geschichte umso erschreckender, denn es sind Dinge die so nicht sein sollten. Niemand sollte der Willkür irgendwelcher Menschen ausgesetzt werden, die sich das Recht herausnehmen, nach persönlicher Meinung darübe zu entscheiden, ob ein Mensch Schutz gewährt bekommt oder nicht.


Es ist wirklich ein tiefergreifendes Buch und eine unglaublich berührende Geschichte. Trotzdem komme ich nicht drumherum, dem Buch nur 3/5 Sternen zu geben. Die Bewertung geht auch nicht um die Geschichte per se sondern eher um die Darstellung. Ab einem bestimmten Punkt hatte ich das Gefühl, immer wieder das gleiche zu lesen und die teilweise seitenlangen Aufzählungen wer jetzt wann was gemacht hat, fand ich irgendwann sehr anstrengend. Klar verstehe ich, dass das eine Darstellung dessen ist, wieviel Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, damit Gerechtigkeit ihren Platz findet. Aber es war einfach unglaublich langatmig und eine Informationsflut, die beim Lesen sehr angestrengt hat.


Außerhalb dessen war es aber definitiv ein tiefergreifendes Buch, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.

Cover des Buches Niemand sieht dich, wenn du weinst (ISBN: 9783896670809)
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Rezension zu "Niemand sieht dich, wenn du weinst" von Layli M. Bashir

Julli
Rezension zu "Niemand sieht dich, wenn du weinst" von Layli M. Bashir

Ein wirklich erschreckendes und aufrüttelndes Buch!
Die 17jährige Fauziya flieht in den 90er Jahren aus ihrem Heimatland Togo vor der drohenden Beschneidung und der Zwangsheirat mit einem 44jährigen Mann, der schon 3 weitere Frauen hat.
Zunächst landet sie in Düsseldorf, doch in DEutschland kennt sie niemanden und sie kann auch die Sprache nicht. Also kauft sie von einem Afrikaner, den sie zufällig kennenlernt, einen Pass und reist in die USA ein. Dort bittet sie sofort nach der Ankunft um Asyl. Die Odyssee beginnt...
Die Beamten am Flughafen glauben ihr nicht dass sie aus Togo stammt und verfrachten sie nach Esmor, einer Auffanganstalt für Flüchtlinge. Hier sind die Bedingungen schlecht, die Wärterinnen entscheiden willkürlich über die Gefangenen und nicht nur hier ist das so, sondern auch in den 3 weiteren Gefängnissen wo Fauziya landen wird. Sie übersteht den Hochsicherheitstrakt genauso wie die (unbegründete) Isolationshaft und die ständigen Erniedrigungen.
Doch es gibt eine GRuppe von Anwälten, die ihr schließlich helfen herauszukommen, mit unermüdlichem Einsatz arbeiten sie an Fauziyas Fall und dafür, dass es Frauen nach ihr mit demselben Anliegen besser ergeht.
Die ganze Zeit über fragt man sich, wie Menschen so unwürdig und böse behandelt werden können, man ist schockiert und fühlt mit der jungen Frau.
Ich empfehle dieses Buch ausnahmslos jedem, es hilft einem die Augen zu öffnen für die Unterdrückung von Frauen in Afrika und anderen Ländern, man fängt an über Menschenrechte und die Haltung von großen Industrienationen gegenüber diesem Thema nachzudenken.

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