Rezension zu "Niemand sieht dich, wenn du weinst" von Fauziya Kassindja
Fauziya führt ein glückliches Leben, doch als ihr Vater verstirbt, ändert sich alles denn ihr Onkel und ihre Tante beschließen gegen ihren Willen, sie zu verheiraten und zu beschneiden. Um den zu entkommen, flieht Fauziya - erst nach Deutschland und von da aus nach Amerika; nur um sich im nächsten Albtraum wiederzufinden, denn man steckt sie ins Gefängnis, aller Rechte und ihrer Menschenwürde beraubt. Die nächsten Monate sind geprägt von einem Kampf darum, Asylrecht zu bekommen.
Das Buch ist mir wirklich unglaublich unter die Haut gegangen. Hier geht es nicht nur um diese grausame Verstümmelung vor der Fauziya geflohen wird, hier ging es um Ignoranz der Gesellschaft, die die Augen verschließt, sofern sie nicht persönlich betroffen ist oder keinen Mehrwert aus der Situation ziehen kann, um Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, um einen Kampf der von einer Gefangenschaft in die nächste führt und um Rassenhass, Einsamkeit und Trennungsschmerz.
Mehr als einmal habe ich mir gedacht, dass das eigentlich ein Roman sein könnte. Eine Geschichte, die sich jemand aus den Finger gesaugt hat, um irgendwie Spannung aufzubauen. Dass alles was in dem Buch stand aber tatsächlich geschehen ist, macht die ganze Geschichte umso erschreckender, denn es sind Dinge die so nicht sein sollten. Niemand sollte der Willkür irgendwelcher Menschen ausgesetzt werden, die sich das Recht herausnehmen, nach persönlicher Meinung darübe zu entscheiden, ob ein Mensch Schutz gewährt bekommt oder nicht.
Es ist wirklich ein tiefergreifendes Buch und eine unglaublich berührende Geschichte. Trotzdem komme ich nicht drumherum, dem Buch nur 3/5 Sternen zu geben. Die Bewertung geht auch nicht um die Geschichte per se sondern eher um die Darstellung. Ab einem bestimmten Punkt hatte ich das Gefühl, immer wieder das gleiche zu lesen und die teilweise seitenlangen Aufzählungen wer jetzt wann was gemacht hat, fand ich irgendwann sehr anstrengend. Klar verstehe ich, dass das eine Darstellung dessen ist, wieviel Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, damit Gerechtigkeit ihren Platz findet. Aber es war einfach unglaublich langatmig und eine Informationsflut, die beim Lesen sehr angestrengt hat.
Außerhalb dessen war es aber definitiv ein tiefergreifendes Buch, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.