Rezension zu "Die Spieler" von Fedor Dostojewski
Es gibt wenige Autoren, die fesselnder schreiben können als Dostojewski. Und noch weniger gibt es, die dabei so einfache Worte zu finden in der Lage sind. Auch in der Roman-Sammlung "Der Spieler" offenbart sich dieses Talent. Oft hat man das Gefühl, Dostojewski könnte auch über seinen letztwöchigen Einkauf oder seinen Weg zum Arzt berichten und man wäre dennoch nicht in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen.
Am meisten jedoch tritt in diesem Buch die Fähigkeit des Autors ans Licht, den Menschen und dessen Innerstes zu beschreiben. Hierbei kommt es jedoch nicht nur darauf an, dass die Art der Beschreibung großartig ist - nein, Dostojewski beherrscht eine Sache besser als jeder andere Autor: Ehrlichkeit. Niemand sonst ist fähig, den Menschen in seinem Wesen, seinen Gedanken und Regungen so ausführlich und so gnadenlos realistisch zu zeichnen wie er. Auch in eigentlich ehrenhaften, edlen, ja schlicht guten Momenten des menschlichen Wesens, versteht es der Autor, genau den Aspekt zu benennen und dem Leser zugänglich zu machen, der dennoch einen Schatten zu werfen vermag - und zwar ohne, dass es als bewusst gezwunge Kritik oder Schwarzmalerei verstanden werden muss, sondern als nichts als die schlichte Wahrheit. Das ist der größte Verdienst dieses Buches.
Zwar ist die Spannung und der Lesefluss nicht ganz so großartig wie beispielsweise in "Schuld und Sühne" oder den "Brüder Karamasoff", aber das muss man von einem Kompendium mehrerer Geschichten auch nicht zwangsläufig erwarten können. Letztlich bleibt zu sagen: Man muss kein Freund des russischen Autors sein, um dieses Buch zu mögen.