Kurzweilig und interessant. Nah am Leben und absolut glaubhaft.
Inhalt: Jessica lebt im Berlin der Nachkriegszeit. Sie hat Geld wie Heu, weil sie ein Funkkind ist. Aber zu kaufen gibt es für das Geld wenig bis gar nichts.
In diesem Buch begleiten wir Jessica ein Stück ihres Lebens und auf ihrem Weg. Alle Zeichen stehen darauf, dass sie eine Karriere am Theater anstreben kann, soll sie doch als Kind schon den „Puck“ geben.
Doch bevor es zu ihrem großen Auftritt kommt, bekommen wir noch mit, wie sie vor einem seltsamen Mann flüchten kann, wie einfach und doch irgendwie glücklich sie mit ihrer Mama in einer Wohnung lebt. Wie der Vermietersohn meint, ihr zeigen zu müssen, wie es Männer und Frauen miteinander machen und wie sie dann die Aufnahmeprüfung für das Hölderlein-Mädchengymnasium schafft. – Am Tag des großen Auftritts muss Jessica feststellen, dass ihr noch nicht die Welt zu Füßen liegt. Stattdessen sabotiert man sie und und ihren Auftritt, was sie am Ende ins Krankenhaus und auf eine ganz andere Schule bringt.
Fazit: Ich weiß nicht, was mich bewogen hat, dieses Buch lesen zu wollen. Es kann aber auch gut sein, dass das eine Verbindung aus diesem niedlichen Mädchen auf dem Cover und dem Titel war. Der Klappentext hat mir nicht wirklich verraten, was genau mich da jetzt erwarten würde, aber bekommen habe ich ein leichtes Lesevergnügen, was man aber nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Regt es doch sehr gut zum Nachdenken an.
In einem zunächst eigenartigen Schreibstil hat es mich durch die ersten Seiten getrieben. Der Name der Protagonistin wurde dann erst im zweiten Kapitel verraten. Aber ab dann lernen wir sie richtig kennen. Sie ist ein kleines Mädchen, welches aufgrund ihres geringen Alters noch nicht eingeschult ist, aber mit jeder Menge Fantasie ihren Alltag bund und abwechslungsreich gestaltet. Sie lebt in der Nachkriegszeit, kauf von ihrem vielen Geld, welches sie beim Funk verdient, der Mama ihr Geburtstagsgeschenk auf dem Schwarzmarkt und muss sich an der Bushaltestelle vor einem komischen Mann in acht nehmen. – Die ganze Zeit war mir, als wenn ich an der Seite des Kindes mit ein Stück durch ihr Leben gelaufen wäre.
Jessica führt ein nicht sehr behütetes Leben. Ihre Mutter muss viel und lang arbeiten und dem entsprechend lang ist Jessica allein. Die zwei Stunden Unterricht, die sie privat bei einer Lehrerin bekommt, reichen lang nicht aus, um ihren Wissensdurst zu stillen. So liest sie viel nebenher und rutscht fast zufällig vom Ballett ins Theatergeschehen hinein.
Die Zeit, in der das Ganze spielt, ist zum einen sehr bildlich dargestellt, aber stellenweise fehlt mir dann doch etwas an Tiefe. Der Roman spielt nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Berlin. Dazu finde ich, ist diese Situation mit den ganzen Ruinen leider nicht wirklich so richtig zur Geltung gekommen. Dadurch verliert leider auch die Tatsache an Bedeutung, dass der Vater von Jessica im Krieg geblieben ist. – Sie denkt leider auch viel zu wenig an ihn. Das finde ich leider etwas unrealistisch. Aber am Ende handelt es sich eben doch „nur“ um einen Roman.
Ich hatte beim Lesen ein großes Kopfkino und konnte kaum von dem Buch lassen. Das Kopfkino, welches ich stellenweise hatte, lies mir zum Teil echt die Spucke wegbleiben. Wie verdorben doch manche Kinder damals waren. Wahrscheinlich einfach aufgrund der Tatsache, dass die Erziehungsberechtigten noch eine ganze Menge mehr um die Ohren hatten.
Die Sticheleien und Hetzereien, besonders am Theater, kommen sehr gut rüber, obwohl ihnen im Text selber nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Ein angenehm kurzer Roman, der die Nachkriegszeit mal von einer anderen Seite beleuchtet und durchaus als zeitgenössischer Roman durchgehen kann. Mir hat es gefallen und eigentlich könnte ich durchaus öfter mal so etwas lesen.
Ich kann dieses Buch all jenen ans Herz legen, die sich für die Nachkriegszeit und Einzelschicksale interessieren. Zwar weiß ich nicht, ob es diese Jessica wirklich gegeben hat, aber wenn sie es gegeben hat, dann sie voll und ganz in ihre Zeit gepasst.