Cover des Buches Weiblich, jung, flexibel (ISBN: 9783451305320)
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Rezension zu Weiblich, jung, flexibel von Felicitas Pommerening

Rezension zu "Weiblich, jung, flexibel" von Felicitas Pommerening

von WinfriedStanzick vor 11 Jahren

Rezension

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WinfriedStanzickvor 11 Jahren
Dieses Buch der in Mainz mit Ehemann und Tochter lebenden Medienwissenschaftlerin Felicitas Pommerening beschreibt aus eigenem Erleben und wohl vielfältiger persönlicher Umfeldrecherche das Leben der Generation der nach 1980 geborenen. Eine Generation, der auf der einen Seite mehr Möglichkeiten offen stehen, als jeder anderen Generation zuvor, die aber auch wegen der Vielzahl der möglichen Lebensoptionen nicht wirklich weiß, was sie will, und erhebliche Probleme hat, das eigene Glück zu finden. Ein Buch, das daher kommt wie ein Sachbuch oder ein Ratgeber, das aber in sich abwechselnden Perspektiven der beiden weiblichen Hauptpersonen sich auch liest wie ein Episodenroman. Das Buch beschreibt die Geschichte von Carlynn und Ellen. Beide sind sie „jung und flexibel“, so wie nicht nur die Frauen ihrer Generation es gelernt haben seit Kindertagen. Sie haben beide ohne große Zeitverluste zügig ihr Studium absolviert, das in diesen Zeiten mehr mit einer verlängerten Schulzeit zu tun hat, als mit dem Studium, das sich der Rezensent glücklich schätzt, erlebt zu haben. Doch flexibel wie sie ist, passt diese Generation sich an. Sie haben ja auch gar keine andere Möglichkeit, wollen sie den Abschluss erreichen, der ihnen, so hoffen sie zum dem Traumjob verhilft, für den schon ihre Eltern und dann sie selbst sich seit frühen Kindergartentagen krumm gemacht haben. Nun, da Carlynn und Ellen ihr Studium erfolgreich beendet haben, geht es um die Zukunft. Von der haben beide zunächst recht unterschiedliche Vorstellungen. Carlynn würde gerne irgendetwas machen in den Medien. Sie hat einen bilderbuchmäßigen Lebenslauf (diese Generation hat früh gelernt, alles was sie tut im Hinblick auf spätere Karrierechancen zu tun), bekommt aber dennoch auf ihre Bewerbungen eine Absage nach der anderen. Und wenn sie sich mal vorstellen darf, gibt man ihr das Gefühl, das sei doch wohl alles sehr glatt gegangen. Wo denn bitte schön die Brüche seien? Ellen jedoch möchte noch nicht voll hinein ins Berufsleben. Sie möchte ihr Leben noch etwas genießen und ernährt sich selbst mit einem Teilzeitjob. Doch auch das stellt sich als schwierig heraus. In wechselnden Kapiteln erzählen die beiden Freundinnen jeweils in der Ich-Form von ihrer Suche nach einem Weg aus dem Dilemma. Vielleicht, so denkt der Rezensent, weil sie vor lauter schnellem Lernen und Schielen auf die Berufschancen sich selbst und ihrer jungen Frauenseele gar keinen Raum und keine Zeit gelassen haben für Fragen, für Widersprüche, für reflektierende Auszeiten, für echte Krisen, wissen sie beide nicht, wo es hingehen soll. Menschen brauchen Zeit zum Reifen. Was nutzt, so denkt der Rezensent, ein Turboabi in acht Jahren (natürlich ist man auch schon mit fünf eingeschult worden !), wenn man an der Uni mit knapp siebzehn Jahren dann für alles die Unterschrift der Eltern braucht ? Und indem sie jede für sich und in zahllosen Gesprächen miteinander ihr bisheriges Leben Revue passieren lassen, bekommt der Leser einen Eindruck von ihren Wegen, ihren Anstrengungen, Hoffnungen und Enttäuschungen. In Carlynn und Ellen hat Felicitas Pommerening zwei Figuren geschaffen, die in all ihrer Unterschiedlichkeit doch eines zeigen: sie geben ein Gefühl „von den wichtigen Momenten im Leben und wie man sie am besten verpasst.“ Ich wünsche den jüngeren Lesern und vor allen Dingen den Leserinnen unter ihnen, dass dieses Buch sie anregt dazu, die wichtigen Fragen in ihrem Leben zu klären und den Mut aufzubringen, sie auch zu entscheiden. Ich wünsche ihnen, dass sie sich freimachen können von den Erwartungen ihrer Herkunftsfamilie einerseits und von denen der sog. Gesellschaft andererseits. Was will ich für mich persönlich? Wie und wo will ich arbeiten? Wo und wie will ich leben? Möchte ich eine Familie gründen? Möchte ich Kinder? Ich kenne viele Frauen aus der Generation der sechziger Jahre, die diese irgendwann notwendigen Entscheidungen so lange vor sich hergeschoben haben, bis es keine wirkliche Entscheidung mehr gab. Ich habe aus dem Buch gelernt, dass es die in den Achtzigen Geborenen in dieser Hinsicht leichter und schwerer zugleich haben. Es entbindet sie aber nicht davon, die Vielzahl der Möglichkeiten zu reduzieren, und sich zu entscheiden. Nicht ganz leicht für junge Menschen, die gelernt haben, bei Nichtgefallen einfach auf das nächste Programm zu zappen. Das empfehlenswerte Buch hat mein Verständnis für die Lebensentwürfe dieser Generation geschärft.
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