Skandal im beschaulichen Weimar: Kleiner Kriminalfall entwickelt sich zu rasantem Thriller mit Gänse
von Nachtschattenpflanze
Kurzmeinung: Skandal im beschaulichen Weimar: Kleiner Kriminalfall entwickelt sich zu rasantem Thriller mit Gänsehautgarantie
Rezension
Das Buch beginnt nicht sonderlich schockierend, es braucht einige Zeit, um den verschiedenen Handlungen folgen zu können und zu verstehen, welche Rolle sie für den weiteren Verlauf spielen. Ab dem ersten Drittel der Geschichte zieht das Tempo jedoch stetig an, was anfangs eher nach unspektakulärem Kriminalfall aussieht, entpuppt sich zu immer mehr Gänsehautmomenten. Spätestens da hatte mich Felix Leibrock wieder in den Bann seiner Geschichte gezogen, meine Befürchtungen, dass es dieses Mal etwas seichter sein könnte, als in „Todesblau“, verkehrten sich glücklicherweise ins Gegenteil. Insbesondere die Praktiken der Sekte „Axt Satans“ bewirkten ein angenehm-gruseliges Herzklopfen (verbunden mit dem Gefühl der wohligen Sicherheit, die ein heimisches Sofa beim Lesen vermittelt).
Im Vergleich zum ersten Buch ist die Geschichte noch verzwickter und vielschichtiger, die verschiedenen Wege, Verdächtigen und potentiellen Mordmotive noch mehr miteinander verflochten.
Die handelnden Figuren bieten weitere Einblicke in ihr Privatleben und wirken auch in „Eisesgrün“ sehr überzeugend und authentisch. Hier ist es aber noch eher die Handlung, die großartige Steigerung im Verlauf der Geschichte, die mich als Leserin wieder begeistert zurückgelassen hat. Bei einem guten Buch möchte man, dass es schnell zu Ende ist, um den Ausgang zu erfahren. Andererseits will man gerade dies nicht, weil damit auch die fesselnde Lesezeit vorbei ist. Demnach ist „Eisesgrün“ nicht nur ein gutes Buch für mich, sondern ein mitreißendes, es wird kaum möglich sein, mindestens die letzten 100 Seiten nicht in einem Rutsch durchzulesen.
An den Schreibstil hatte ich nach dem Lesen des ersten Bandes hohe Erwartungen, die auch hier in keinster Weise enttäuscht wurden, ebenso ergeht es mir mit der Schlüssigkeit der Handlung. Auch die hervorragende Recherchearbeit des Autors zeigt sich wieder, dieses Mal unter anderem deutlich in medizinischen Belangen. Und ohne zuviel verraten zu wollen: Der Schluss ist logisch und passend, alle losen Fäden finden zum Hauptknoten und die mittlerweile bekannten Figuren würde ich liebend gerne in einem weiteren Buch wiederfinden.
Insgesamt hat mir „Eisesgrün“ noch ein bisschen besser gefallen als „Todesblau“, allerdings nur, weil es etwas blutrünstiger ist und noch eher in den Bereich des Thrillers geht. Kritikpunkte habe ich bei beiden nicht finden können, von mir gibt es eine klare und deutliche Kaufempfehlung für beide. Wenn ich Noten vergeben müsste, wäre „Todesblau“ eine 1 und „Eisesgrün“ eine 1 mit Sternchen.