Normalerweise lese ich solche Anthologien nicht (typischer Satz, ich weiß). Animiert durch das Gespräch mit einer Freundin, kaufte ich mir dieses Buch. Und wie es manchmal ist, führte eines zum anderen, kurz: Ich schreibe meine Rezension. Na, dann wollen wir mal.
Zuerst eine Person, deren Inneres auch außen zu glänzen vermag, dann eine Person, die ihre Wahrheit wiedergibt, wie es direkter kaum geht, und dann der zum Ende hin abfallende Rest - so könnte man diese Textsammlung in einem Satz beschreiben.
Während Giulia Patruno sich ernsthaft und doch leicht, vor allem gut zugänglich mit der titelgebenden Thematik auseinandersetzt, wie sie darüber empfindet, was sie empfindet, schöpft Felix Martin Gutermuth aus seinem Erleben zwischen Mangel und Überlebensrausch. Beides sind zwei gute Ausgangspunkte für ein oft zitiertes Motiv, und sie ergänzen sich, wenn man sich denn darauf einlässt: Hier die gefühlvolle Benennung, dort die schlichte Wiedergabe.
Diese derart beschriebenen Seiten gefielen mir ganz gut.
Doch da ist auch der Strudel, um nicht gar zu sagen der Mahlstrom der Beliebigkeit.
Manche mag es "abholen", was die anderen Autor*innen präsentieren - ich zähle mich nicht dazu. In den lieber ungenannt belassenen Werken der ebenso für mich namenlos zu bleibenden Schreibenden finde ich weder mich noch meine Ansichten wieder, sie ekeln mich nicht an, sie lassen mich nichts tiefer spüren oder wiedererkennen. Anfangs trauerte ich um die durch das Durchlesen verlorene Zeit, mittlerweile sind sie mir egal.
Ehrlich gesagt hätten die beiden erstgenannten Verfassenden allein eine dyarchische Veröffentlichung füllen können, vielleicht in einer Art Dialog über ihre Texte, die beispielsweise einen Zustand aus der jeweils ganz eigenen Befindlichkeit beschrieben, erst die eine, dann der andere, in dieser oder einer ähnlichen Form. Leider, dieses Wort muss dabei fallen, leider ist es anders gekommen.
Ich werde den literarischen Lauf von Frau Patruno und Herrn Gutermuth weiterhin so interessiert wie kritisch verfolgen: Sie steigt, während sie sich entwickelt, und ihm scheint es ziemlich egal - beides mag ich.
Darum 3,5 von 5 Sternen, um Patruno und Gutermuth zu ermöglichen, beim nächsten Mal unter bessere Gesellschaft zu geraten; ansonsten wäre es ein halber Stern weniger, aber das nur zur Erläuterung
Bleibt noch die Frage, wem dieses Werk, pardon: die Werke ans Herz gelegt sei, denn um die Liebe soll es ja gehen, soll es sich drehen. Gute Frage.
Mögen Sie die Emotionen in sich, die Sie mit dem Wort "Liebe" verbinden? Lesen Sie die Texte von Giulia Patruno. Wollen Sie sich echt, wahr, kurz und knapp mit Lebenserfahrungen identifizieren? Lesen Sie die Texte von Felix Martin Gutermuth. Über alles andere und alle anderen schweigen wir lieber.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.