Felix Schmidt

 4,7 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte, Amelie und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Felix Schmidt gehört zu den einflussreichsten Journalisten des Landes. Als Ressortleiter Kultur des Spiegel, als Chefredakteur der Welt am Sonntag sowie des Stern, der Hörzu und als Programmdirektor des Südwestfunks prägte er das publizistische und intellektuelle Leben seit den 1960er-Jahren in Deutschland. Auch im Fernsehen setzte Felix Schmidt Zeichen, produzierte unter anderem für Sat.1 den Talk im Turm und für das ZDF das "Philosophische Quartett". Felix Schmidt lebt in Berlin. "Amelie" ist sein erster Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Felix Schmidt

Cover des Buches Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte (ISBN: 9783955102753)

Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte

 (5)
Erschienen am 22.02.2022
Cover des Buches Amelie (ISBN: 9783955102128)

Amelie

 (1)
Erschienen am 25.02.2020
Cover des Buches Der Eremit (ISBN: 9783876671321)

Der Eremit

 (0)
Erschienen am 01.01.2021
Cover des Buches Geigele (ISBN: 9783940964465)

Geigele

 (0)
Erschienen am 17.10.2022
Cover des Buches Geigeles Jenseitsreisen (ISBN: 9783940964595)

Geigeles Jenseitsreisen

 (0)
Erschienen am 22.02.2023

Neue Rezensionen zu Felix Schmidt

Cover des Buches Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte (ISBN: 9783955102753)
ulrikerabes avatar

Rezension zu "Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte" von Felix Schmidt

Authentisches und intensives Memoir
ulrikerabevor 2 Jahren

Eine kleine Stadt am Rhein, in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Hier lebt die Familie des Ich-Erzählers. Der Vater ist Kriegsheimkehrer nach einer Verwundung, ein zorniger Mann, der sich nicht von der Hitlermaschinerie vereinnahmen lässt. Seinen Unmut offen kund tut, sich und die Familie oftmals gefährdet. Der kindliche Ich-Erzähler findet vor allem Schutz und Trost bei der Großmutter.

Weit über 80 Jahre ist der Erzähler, als er wieder in die Stadt seiner Geburt zurückkehrt und sich zu erinnern beginnt.

Felix Schmidt, renommierter Journalist, Produzent von politischen Talkformaten im Fernsehen und Autor, erzählt hier die Geschichte (s)einer Kindheit. „Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte“ beeindruckt mit einer intensiven Authentizität vom Heranwachsen in der Kriegszeit, vom Wunsch dazugehören zu wollen und von Auflehnung, von der Angst vor und um den Vater, von den Schrecken eines Krieges und der Tyrannei.

„Auch heute noch genügen vergleichbare Geräusche, um den Schrecken und die Angst von damals wachzurufen. So etwas Unheimliches verschwindet wohl nicht mehr aus dem Kreislauf der Gefühle. Einen verängstigten Jungen hat mich die fein empfindende Großmutter genannt. Ein verängstigter Mann bin ich zeitweilig immer noch.“

Dieses Buch spricht nicht nur an, was heute immer noch und derzeit so präsent und bedrohlich ist wie schon Jahrzehnte lang nicht mehr in Europa: Krieg und seine unfassbaren Auswirkungen Diese Buch hilft auch, mit die eigene Eltern- und Großelterngeneration und all die vererbten Traumata besser zu verstehen.

Vielen Dank für dieses eindringliche Memoir, Herr Schmidt!

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Cover des Buches Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte (ISBN: 9783955102753)
kingofmusics avatar

Rezension zu "Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte" von Felix Schmidt

Bemerkenswertes Kleinod
kingofmusicvor 2 Jahren

„Da ist es wieder, dieses Gefühl. Es ist so betagt wie ich, es ist mein lebenslanger Begleiter. Ich kenne das alles. Es ist wie das Crescendo in der Musik, steigt langsam an, erreicht einen Höhepunkt und verebbt dann wieder. […] Es ist ein diffuses Gefühl existenzieller Bedrohung, dem man hilflos ausgeliefert ist. Es ist so, als hechle ein großer bissiger Hund ständig hinter einem her. Es ist Grauen, Lähmung und Panik in einem und kommt von tief unten aus einer Seelenschicht, in die das, was man mit dem Allerweltsbegriff Angst umschreibt, nicht hinabreicht. Es ist ein Seelengefängnis. Wie nur bin ich da hineingeraten?“ (S. 9)

Ausgehend von diesem Gefühl und dieser Frage nimmt uns Autor Felix Schmidt, der mit „Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte“ seinen zweiten autobiografisch-fiktionalen Roman im kleinen, aber feinen Hamburger Osburg Verlag veröffentlicht hat, mit auf eine (emotionale) Reise in seine Vergangenheit.

Dabei sind die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion nicht wirklich erkennbar. Das macht (mir) aber nichts. Im Gegenteil: es zeigt, wie gut es Herrn Schmidt gelingt, „in einem Fluss“ zu schreiben – was man zwar bei einem gelernten Journalisten voraussetzen kann, jedoch nicht (das zeigt die Erfahrung) muss *g*.

In sparsamen, jedoch einfühlsamen und inhaltsschweren Worten und Sätzen reist Herr Schmidt an den Ort seiner Kindheit und erinnert sich dort u. a. an seinen tiefbraunen sprich nazitreuen Lehrer, der es schaffte, zwischen Vater und Sohn eine Kluft zu schaffen, die ein Leben lang nicht mehr zusammenwachsen sollte. Und doch ist das Buch eine Hommage an einen Vater, der widersprüchlicher nicht sein kann bzw. konnte.

Selbstkritisch reflektiert Felix Schmidt das Unverständnis seinerseits gegenüber dem Vater, der sich vehement gegen Hitler und seine todbringenden Schergen gewehrt hat – auch in der Nachkriegszeit, als viele Westen von Nazis „rein gewaschen“ wurden und alte, teils hochdotierte Posten wiederbekamen, als sei nichts gewesen. Dieses System funktioniert heutzutage leider immer noch (zu) gut…Felix Schmidt beschönigt nichts, agiert kindlich-naiv ohne Weitblick; aber woher soll man als Kind/ Jugendlicher auch diesen Blick auf die Welt hernehmen?

Einzige „Konstante“ in seinem jungen Leben war die Großmutter, die versuchte auszugleichen „[…] was die Eltern mir an Liebe nicht geben konnten.“ (S. 19). Die Bescheidenheit der Großmutter spiegelt sich auch in einem Absatz wieder, in dem Felix Schmidt in wenigen Sätzen, dafür aber voller Emotionen und Dankbarkeit, ihren Tod verschriftlicht hat. Intensiver und wertschätzender geht´s nicht.

Am Ende steht er „[…] wieder vor dem Haus, in das ich hineingeboren wurde und wo ich nach einer schweren Geburt den ersten Schrei ausstieß.“ (S. 152) und fragt sich ob „[…] von der Angst, die ich in diesem Haus ausgestanden habe, etwas zurückgeblieben [ist].“ (S. 154)

Und so endet nach knapp 160 Seiten ein Buch, das – so kurz es auch ist – durch seine Intensität der gewählten Worte mehr an Inhalt bietet als manch 600 Seiten-Roman!

Außergewöhnlich, intensiv, großartig – die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Glasklare 5* und eine absolute Leseempfehlung! Und klarer Kandidat für die „King´s Crown Juwels 2022“!

©kingofmusic

Kommentare: 3
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Cover des Buches Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte (ISBN: 9783955102753)
Christian1977s avatar

Rezension zu "Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte" von Felix Schmidt

Ausbruch aus dem Seelengefängnis
Christian1977vor 2 Jahren

Als der namenlose 87-jährige Ich-Erzähler von seinem Arzt eine beunruhigende Diagnose erhält, sind sie plötzlich wieder da: die Angst, die Bedrohung, das "Seelengefängnis", wie er es selbst nennt. Doch woher stammen diese existenziellen Gefühle und wie kann man sich ihnen entgegenstemmen? Um der Wurzel dieses Übels auf den Grund zu gehen, reist er in die "Kleine Stadt am Rhein", in der er schon seine Kindheit verbrachte. Die zentrale Figur seiner Gedanken ist der Vater - ein Mann, der sich einerseits den Nationalsozialisten mit aller Vehemenz in den Weg stellte, auf der anderen Seite aber in seiner Rolle als Familienvater kläglich versagte...

Der nur gut 150 Seiten umfassende zweite Roman des Journalisten Felix Schmidt ist ein Werk, das durch die Kriegshandlungen in der Ukraine einen erschreckend aktuellen Bezug erhält. Es ist ein bemerkenswert kluger und authentischer Roman, der in einigen Momenten gar schmerzhaft ehrlich erscheint. Denn Felix Schmidt, der nicht zufällig im selben Alter ist wie sein Protagonist, beschönigt und verheimlicht nichts. 

In schnörkelloser und klarer Sprache versetzt er die Leser:innen ganz in die Perspektive des Jungen und beurteilt die Kriegsjahre und die Nachkriegszeit eben so, wie ein Junge seines Alters sie auch beurteilen würde. Denn während das Kind, aufgestachelt von einem "braunen Lehrer", gefangen scheint zwischen Faszination und Angst, zwischen Führerverehrung und Gottesglauben, positioniert sich der Vater so eindeutig gegen die Nationalsozialisten, dass Familienkonflikte unausweichlich scheinen. 

"Ich hätte gerne einen anderen, einen verständnisvolleren Vater gehabt", heißt es ganz offen an einer Stelle. "Ihre wärmenden Hände haben mir auch in späteren Jahren die Liebe und den Halt gegeben, die ich von den Eltern nicht bekam", erzählt er über die liebevolle Großmutter an einer anderen. Aus diesen empathischen und ehrlichen Sätzen klingt die Stimme eines Jungen heraus, dem in der Familie zu wenig Liebe entgegengebracht wurde und der ohne die familiäre Unterstützung in diesen schweren Zeiten zu zerbrechen drohte.  

Dennoch ist der Vater eine bemerkenswerte, eine zutiefst ambivalente Figur. Denn während er zuhause laut, rechthaberisch und bisweilen cholerisch auftritt, ist er auf der anderen Seite so standhaft und aufrecht in seiner Haltung, dass er damit sogar die eigene Familie in Gefahr bringt. Selbst nach dem Ende des Krieges lässt er sich nicht verbiegen und trotzt irgendwelchen Rachegedanken.

So ist es nicht verwunderlich, dass Felix Schmidt dieser Vaterfigur einen Roman widmet und sie sogar in den auf den ersten Blick zweideutigen Titel aufnimmt. 

Stilistisch ist der Roman fern von jeder Modernität, was er aber auch gar nicht sein muss und möchte, denn es sind die immer wieder durchschimmernden klugen und pointierten Sätze, die ihn zu einer Besonderheit machen und eben nicht eine besonders komplexe Erzählstruktur. Dennoch hätte ich mir an einigen Stellen gewünscht, dass der Ich-Erzähler aus der Nacherzählung ausbricht, Dinge stärker und ausführlicher zeigt. So sind beispielsweise dem Tod der geliebten Großmutter recht wenige Zeilen gewidmet, obwohl sie in der Erziehung des Jungen eine erhebliche Rolle spielte. Und in den Nachkriegsjahren nimmt das Erzähltempo plötzlich so zu, dass ich es etwas bedauerlich fand, den Protagonisten auf seinem Weg zum jungen Erwachsenen nicht länger begleiten zu dürfen.

Kleinere Kritikpunkte eines ansonsten aber überzeugenden und sehr lesenswerten Romans.

"Ich habe später einmal gelesen, dass die Augen das Fenster zur Seele seien. Wenn da etwas dran ist, dann war das Fenster des Vaters zu oft beschlagen", fasst Felix Schmidt in einer besonders bewegenden Szene das Verhältnis des Ich-Erzählers zu seinem Vater zusammen. Es sind solche Sätze, die den Wert des Romans zeigen und uns dankbar machen sollten, dass wir noch immer die Möglichkeit haben, Zeitzeug:innen zu lauschen - egal, was autobiografisch und was fiktiv ist. Immer und gerade in den heutigen Zeiten.

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