Nach SCHNITTERGARN und GÖTTERGARN umgarnt euch der Leseratten Verlag erneut mit mystischer Funtastik. Diesmal geht es direkt in die Hölle. In dieser Anthologie dreht sich alles um den Teufel und seine Alltagsprobleme und Verlustängste. Und da es definitiv nicht leicht ist, immer böse zu sein, entführen euch 18 Autor:innen in ihre persönlichen Abgründe ihrer irrsinnigen Fantasy.
Den Auftakt der Anthologie macht
Felixz Eckstein mit »Brotoles«.
Brotoles ist ein Sohn des Teufels und auf seiner ersten Mission, er soll Manfred in die Hölle holen, dieser ist auch ziemlich kooperativ, nur Kooperation reicht nicht, es braucht auch ein klein wenig Angst.
Ein sehr gelungener Einstieg und ausgesprochen witzig, genauso amüsant geht es auch weiter.
Alisha Pilenko - Apokalypse jetzt – oder später
Mit einem Kater aufzuwachen und dann mit einer Hiobsbotschaft nach der anderen konfrontiert zu werden, ist ja nun wirklich kein guter Einstieg in den Tag. Und es wird nicht besser für Lucy, die Herrin der Hölle, die Dämonen langweilen sich, die Energiekosten steigen ins unbezahlbare, dann kommt auch noch die Erinnerung daran, die Hölle beim Würfelspiel verloren zu haben. Eigentlich würde es mal Zeit für die Apokalypse.
Günther Kienles - PIK-AS
Der Sensenmann wurde aus seinem Job vertrieben und sein Nachfolger hat doch tatsächlich Lemmy von den Motörhead geholt, wenn ich das richtig verstanden habe, weil er Bass mit einem Plektrum gespielt hat. Gemeinsam mit Lemmy dringt der Sensenmann zum Teufel vor, um so einiges klarzustellen. Auf dem Weg dahin müssen sie Bergteufel bezwingen und Mozart im 8 Bit Mix als Fahrstuhlmusik ertragen, das hätte aber schlimmer werden können, früher lief da Coldplay.
Für diese Story braucht man etwas Hintergrundwissen, das ändert aber nichts daran, dass sie sehr amüsant geschrieben ist.
Agnes Sint - Eindringlinge
Da plant man Jahrhundertelang das Event, das alle Höllenbewohner begeistern sollen und dann das: Schädlinge und alle Versuche diese zu beseitigen schlagen fehl. Diese Geschichte braucht ein bisschen, aber sobald man erst einmal herausgefunden hat, worum es sich bei den Schädlingen handelt, ist sie wahnsinnig lustig und so nah an dem, was jeder von uns schon mal erlebt hat. Ich verrate euch jetzt nicht, worum es geht und wie das Problem gelöst wird.
Torsten Low - Das Dämonenproblem
Wo man hinschaut »Energiekrise« Das Fegefeuer kann nur noch 8 Stunden am Tag betrieben werden und es ist echt kühl in der Hölle. Das kommt davon, wenn man nicht aufpasst und niedere Dämonen nicht im Auge behält. Torsten Low spart nicht mit Andeutungen auf die aktuelle Politik.
Marco Rauch - Pizza Diavolo
»Kommt ein Exorzist in eine Pizzeria.«
Und bringt alles durcheinander, kurz zusammengefasst beginnt so diese Story, in der Wenckmann während seines Urlaubs mit einem Exorzisten wegen des ähnlichen Namens verwechselt wird. Da kann es schon mal geschehen, dass man in einen Hinterhalt gerät und wieder einmal nur knapp einer Kugel entgeht, dass die dann jemand anderen in einer anderen Zeit trifft, ist dumm gelaufen, aber irgendwas ist ja immer. Viele Verweise auf Science-Fiction-Filme machen diese Story zu einem besonderen Spaß. Wenn ihr wissen wollt, was Katzen und Luzifer gemeinsam haben, lest die Geschichte und sowieso solltet ihr das ganze Buch lesen.
C. G. Bittner - Der Teufel steckt im Detail
Die AGB lesen, ist so wichtig, das wissen wir alle und doch klicken wir, ohne sie gelesen zu haben auf JA, ich habe sie gelesen. Dass das fatale Folgen haben kann, erfährt nun auch Luzifer, dem vom Erzengel Michel die Kündigung der Hölle überbracht bekommt.
Einen Monat hat er Zeit, dann muss er raus.
Eine sehr amüsante Story.
Tanja Kummer - Teufelskomplott
Die Seele von Luzifers Lieblingskatze wird aus Versehen vorzeitig von Krag dem Tod der Tiere geholt, um diesen Fehler wiedergutzumachen, begibt er sich mit dem Tod der Menschen auf den Weg in die Hölle. Luzifer scheint allerdings nicht allzu verärgert, er bittet sie zur Wiedergutmachung nur darum, einige persönliche Gegenstände aus seiner früheren Wohnung im Himmel zu holen, die er bei seinem Auszug vergessen hat. Das allerdings hat fatale Folgen.
Lufzifer kann einem schon fast leidtun. Warum, das müsst ihr selber lesen.
Kimberly Bühler - Teuflisches Spiel
Oh ein Krimi, ich liebe Krimis. Kommissarin Olgana Quarzell muss den Tod des Immobilienmoguls Tenebris Calvar aufklären, der während eines Würfelspiels in Luzifers Casino plötzlich tod umfiel. Unterstützung bekommt sie durch den magischen Forensiker Felix Krüger. An Verdächtigen mangelt es ihr nicht, nur das Motiv scheint nicht ganz klar.
Hier mochte ich besonders die Beschreibungen wie ein magischer Forensiker arbeitet und natürlich die Auflösung.
Wolfgang Schroeder - Hölle 2.0
Auf der Suche nach einem Ort für eine Zweigstelle, beauftragt ein gewisser Mr. Lewied , Captain DiMarco ihn innerhalb von 10 Tagen zu 10 verschiedenen Planeten zu bringen. Die Suche gestaltet sich schwierig, denn Mr. Lewieds Ansprüche sind hoch und irgendwas ist immer nicht optimal auf den besuchten Planeten: unter Artenschutz stehende Minidrachen, Weihnachtslieder singende Fauna und Flora oder eine Sekte, die mit der Natur in Einklang lebt. Der richtige Planet ist irgendwie nicht dabei, aber dann hat DiMarco eine zündende Idee.
Ich mochte sehr, wie der Autor in einer so kurzen Story, so viele unterschiedliche Lebenswelten vorstellte.
Armando Grillo - Wenn man vom Teufel spricht
»Bevor ich zu dem Typen ins Bett steige, friert die Hölle zu.«
Diese leichtfertig dahingesagten Worte Christines lösen in der Hölle hektische Betriebsamkeit aus, die Temperaturen sinken, weil die Ölheizung ausgefallen ist und alle Angestellten sind damit beschäftigt, das alte Heizsystem mit Pech und Schwefel wieder in Betrieb zu nehmen. Da haben es die Teufelskerle doch wieder einmal geschafft, das Zufrieren der Hölle zu verhindern. Yeah. Moment, da war ja noch ein Toilettendeckel und eine versiffte Badewanne bei Christines 2. Date mit Paul.
Johanna Brenne - Ein Weihnachtsgeschenk für den Teufel
Vorweihnachtszeit! Es gibt kaum eine schlimmere Jahreszeit, für Luzifer, alle sind fröhlich und milde gestimmt, bäh, da bleibt man doch besser zu Hause. Blöd nur, wenn das Brot alle und das letzte Ei auch verputzt ist, Luzifer muss einkaufen gehen. Im Supermarkt trifft er auf einen kleinen Jungen. Eine schöne Geschichte, die beweist, dass auch das Böse manchmal Gutes hervorbringt.
Jörg Fuchs Alameda - Mortimer Todd und die Fürsten der Finsternis und des Friedens
Jetzt tut mir der Teufel tatsächlich etwas leid, ich vermute mal jeder, mit Kindern an der Schwelle zum erwachsen werden, wird das ähnlich sehen. Aber der Reihe nach.
Satan trifft sich mit dem Tod im Waypoint FiftyNine, der berühmt, berüchtigten Weltraumkneipe um in Ruhe über die Sorgen mit seinem Sohn Fridjofs zu sprechen, Mortimer ist Fridjofs Patensohn und soll ihn wieder auf die rechte Spur bringen oder auf die falsche, das kommt drauf an wie man es sieht. Wie auch immer, Fridjof rebelliert gegen seinen Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit, er klebt sich an die Tür des Höllenofens, treibt sich mit Jesus herum und debattiert mit ihm in einem Buchclub. Und jedes Mal, wenn Satan das Gendern vergisst, muss er eine Seele freilassen.
Mortimer hat auch schnell einen Plan bereit, sie werden gemeinsam Fridjofs 666 Geburtstag feiern, in einem Horror Freizeitpark auf Ekkulon. DAS WIRD EIN SPASS.
Mehr erzähle ich euch nicht, die Geschichte ist sehr witzig, mit vielen Bezügen zu der Anthologie Waypoint FiftyNine. Bei allem Spaß enthält sie aber tatsächlich auch eine wichtige Botschaft für alle Eltern.
Susann Huschka - Demon optimum est.
Es gibt nichts Schlimmeres als dass jemand in die Firma kommt und erzählt, wie etwas optimiert werden kann, was schon seit tausenden von Jahren hervorragend funktioniert. Diesen Albtraum muss Luzifer gerade erleben. Ich liebe das Ende dieser Geschichte.
Petra Pribitzer - Hier unten ist die Hölle los
Burn Out anders können die Teufelchen Tier und Bert (eigentlich haben sie nur Nummern, nennen sich selbst aber bei Namen) den abrupten Aufbruch des Teufels nicht erklären und jetzt geht in der Hölle alles drunter und drüber, aber das kriegen die kleinen Teufelchen schon hin. Und ich weiß jetzt, wie Zombies und Co. entstehen, und dass der Teufel guten Argumenten durchaus zugänglich ist.
Kornelia Schmid – Calamity Management
Das richtige Personal zu finden, ist heutzutage so schwierig. Da lässt man geeignete Bewerber nicht so schnell wieder vom Haken, so wie das Einhorn, das sich gerade vorstellt. Der Teufel lässt es Probe arbeiten, eine Ente soll es besorgen.
Ich hätte nicht gedacht, dass Einhörner so dämlich sein können und dass der Teufel so langmütig ist, ich hätte das verfressene Ding längst zum Teufel gejagt. Ob das Einhorn seinen Auftrag erfüllt oder nicht, verrate ich euch natürlich nicht.
Monika Grasl - Geburtstag
Ausgeladen! Gabriel hat Luzifer eine Ausladung von seiner Geburtstagsparty geschickt. Diese Frechheit muss natürlich gebührend beantwortet werden und da scheint der Plan Merfyns, Luzifer solle selber eine Geburtstagsparty veranstalten, um Gabriel ausladen zu können, gar nicht so dumm, vor allem weil es auch Geschenke gibt. Geschenke liebt jeder, selbst Luzifer. Eine Gästeliste ist schnell erstellt, ebenso wie eine Ausladungsliste. Dass Luzifer auch seine Mutter Luzifa einladen muss, passt ihm zwar nicht, aber:
»Eine einzige beleidigte Mutter, kann die ganze Hölle zum Einsturz bringen.«
Und dann wird es turbulent.
Manuel Otto Bendrin - Antiqua Graeca Infernum Latinum
Baphomet, Fürst der Hölle, hat es nicht leicht, erst wird er von einer Gruppe Jugendlicher gerufen, die gar nicht wissen, was sie tun und nachdem er ihnen eine Standpauke gehalten hat, wird er auch noch von einem Jesuitennovizen heraufbeschworen, der nicht einmal weiß, was er da auf Latein gelesen hat. Damit geht der Ärger erst so richtig los, denn hier ist es mit einer Standpauke allein nicht getan. Ob Baphomet noch rechtzeitig zu seinem Streifenpokerspiel kommt?
Mit dieser Geschichte ist der kleine Ausflug in die Hölle schon wieder vorbei und wir als Leserinnen und Leser durften den Fürst der Finsternis mit all seinen Facetten kennenlernen.
Mir hat die Anthologie ausnehmend gut gefallen und ich gebe sehr gern eine absolute Leseempfehlung.