Rezension zu "Lebenslektionen meiner Mutter" von Fen Verstappen
Selten hat mich ein Buch so berührt:
LEBENSLEKTIONEN MEINER MUTTERFen Verstappen
Ihre Mutter ist anders - cooler, ein wenig aufmüpfig, unangepasst, wenn sie auf Partys tanzt, dann mit einem Glas in der Hand. Sie trägt Springerstiefel und ist eine Modedesignerin. Sie ist geschieden und hat drei Kinder. Alle arbeiten für sie. Die Mittlere macht Handtaschen, der Jüngste Schmuck und unsere Erzählerin, die älteste Tochter, ist Grafik Designerin. Doch jetzt liegt ihre Mutter im Krankenhaus - ist irgendwo zwischen Leben und Tod. Sie wird ihre Mutter nie wieder anrufen können.„Wir sind erwachsen. Wir können schwimmen. Aber ob wir an derselben Küste angespült werden und ob wir uns dann noch wiederfinden, ist die Frage.“ (S. 30)
„Während ich mit meinem Handy über den Flur laufe, versuche ich vergebens Zeit wettzumachen, die ich achtlos verschwendet habe. Verbummelte Stunden, in denen ich dich nicht zurückrief, weil ich keine Lust dazu hatte; Wochen, in denen ich zu faul war, deine E-Mail zu beantworten; Monate, in denen ich dich nicht besuchte, weil kleine neue Verärgerungen an alten Verletzungen rührten.“ (S. 42)
Erinnerungen werden wach. Lebenslektionen ihrer Mutter gab es reichlich: „Nur Menschen, die es allen recht machen, werden von allen gemocht. Sorge dafür, dass nicht jeder dich mag.“ (S. 19)
Was für ein tolles Debüt! Fen Verstappen schreibt kurze, prägnante Kapitel. Mal erzählt sie von der Zeit vor dem Unglück in Paris, mal springt sie ins Jetzt und Heute. Die Familie, die so beeindruckend zusammenhält, ist mir so unglaublich sympathisch. Ja, und die Mutter ist so wahnsinnig toll!Ein großartiges Buch, ich musste es mehrmals aus der Hand legen. So eine traurige Geschichte, die mich total aufgewühlt hat, mit wenigen wunderschönen Worten erzählt.
Übersetzt aus dem Niederländischen von Janine Malz.