Als Ethik/Philosophie-Lehrer in der Ausbildung wurde mir dieses Buch als Vorbereitung für die Didaktik-Prüfung empfohlen. Allgemein fand ich aber die penetrante (unphilosophische) Art des Autors unangebracht, dem Leser einzutrichtern, was er zu denken habe und was für Positionen er zu vertreten habe. So wird man ständig darauf hingewiesen, dass Kant schlecht und Schopenhauer gut sei. Im Kapitel zum Hedonismus reduziert der Autor (trotz gegenteiliger Beteuerungen) Hedonismus einfach auf sexuelle Lust und gibt auch Epikurs Positionen falsch wieder. Im Kapitel über das Böse will er einem auch vorschreiben, wie man Gides "Der Immoralist" zu behandeln habe, übersieht aber dabei, dass das eigentliche Problem im Roman (oder "das Böse") das Problem der Gesellschaft mit Homosexualität ist. Absurd und äußerst bedenklich fand ich schließlich, dass der Autor zum Ende des Buches Gehlens faschistisch verbrämte Theorien als fantastische Gesellschaftskritik würdigt. Somit wirkt das Buch vielleicht auf den ersten Blick gut lesbar und praxisorientiert, der Teufel steckt allerdings in den Details.
Rezension zu "Die Angst des Ethiklehrers vor der Klasse" von Ferdinand Fellmann