Ferdinand Saalbach schildert in diesem Buch, wie er als erwachsener Mann nicht ohne Erfolg beruflich agierte, Statussymbole schätzte, sexuelle Eroberungen machte ( wird aber glücklicherweise nicht breitgetreten ), funktional war, aber aneckte und sich Feinde machte.
Diverse Trigger und physische Beschwerden führten bei ihm allmählich dazu, zu erkennen, daß seine Psyche arg mitgenommen ist, sich somatisch bei ihm auswirkt ( e ) und riesige Breschen ( Wunden ) bei ihm geschlagen hat.
Er begann eine Psychotherapie und mußte schmerzhaft erkennen, wie seine Mutter, Vater und Stiefmutter destruktiv bis ins Erwachsenenalter gewirkt haben, von der frühesten Kindheit an.
Traumata, tief wie der Marianengraben und er allmählich die Verknüpfungen nachverfolgen konnte, wie das mit seinem Charakter und Verhalten als Erwachsener zusammenhängt. Er konfrontiert seinen Vater. Aber mit kathartischem Ergebnis? Werden sie überhaupt einen Weg finden?
Die Ausführlichkeit und Detailfülle der Kapitel laden zu einem konstruktiven, intensiven Dialog mit dem Leser ein. Das Buch erfordert Zeit und reflektiertes Nachdenken.
Es ist emotional und berührend, läßt einen nicht kalt. Natürlich ist es radikal subjektiv, aber der Autor kann logischerweise nur aus seiner ureigenen Perspektive berichten.
Es gibt eine sinnvolle Triggerwarnung zu Beginn und Hinweise, wo man Teile überspringen kann, wenn es einem aus verschiedenen Gründen zuviel wird. Ich habe das gesamte Buch gelesen, um mich tief damit auseinanderzusetzen. Ich empfinde es nicht als langatmig.
Allerdings sehe ich einige Aussagen sehr kritisch: man erzählte ihm als Kind von klein auf, daß er als Hochintelligenter superior gegenüber seinem inferioren Umfeld sei und das verfängt irgendwann.
Er betont hingegen jedoch auch, daß er Erwachsener sehr gut reflektieren könne und jeder selbst seine Gegenwart und Zukunft als Volljähriger gestaltet bzw. handelt. Zitat: "Da mir die meisten Menschen geistig und bildungstechnisch unterlegen sind, führt das oft dazu, dass sich Menschen von mir diskriminiert fühlen." Das wundert mich gar nicht! Meint er nur Menschen seines Umfeldes oder selbige ganz allgemein?
Es gibt viele Ebenen der Intelligenz und Bildung. Diese Aussage impliziert Arroganz und Selbstgefälligkeit, weil er noch erwähnt, daß Menschen nicht mit ihm mithalten könnten, obwohl der Autor dieses toxische Muster aus der Kindheit besser erkennen sollte. Wenigstens ist er selbstkritisch genug und ehrlich, seine Fehler zu erkennen, daß er zum Narziß erzogen wurde, aber manchmal fehlt mir die Selbstreflexion, obwohl er die Wichtigkeit selbiger akzentuiert.
Ansonsten aber ist es ein Buch, das sich durchaus zu lesen lohnt, weil es Leser noch zusätzlich neben eventueller eigener traumatischer Vergangenheit, für Mißbrauch im direkten eigenen Umfeld sensibilisieren kann.