Cover des Buches Terror (ISBN: 9783442714964)
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Rezension zu Terror von Ferdinand von Schirach

Terror. Ferdinand von Schirach.

von buecherkompass vor 7 Jahren

Rezension

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buecherkompassvor 7 Jahren
INHALT

Ein Kampfpilot sitzt vor Gericht. Ihm wird der Mord an 164 Menschen vorgeworfen. An 164 unschuldigen Menschen, die nur einen einzigen Fehler begingen: zur falschen Zeit in das falsche Flugzeug zu steigen.

Ein Terrorist kaperte das Flugzeug und drohte damit, dieses in ein voll besetztes Stadion zu fliegen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 70.000 Menschen in dem Stadion. 70.000 weitere Unschuldige die sterben würden, sollte es soweit kommen.

Major Koch entschied sich dazu das Leben dieser 70.000 Menschen zu retten, indem er das Passagierflugzeug abschoss. Der Kampfpilot handelte gegen das Gesetz und entschied sich bewusst dazu, das kleinere Übel zu wählen. Er tötete wenige Menschen, um viele Menschen zu retten.

Nun ist es an den Schöffen zu entscheiden: Freispruch oder Verurteilung.

MEINUNG

In Terror behandelt Ferdinand von Schirach ein hochaktuelles Thema. Im Januar des Jahres 2005 trat das Luftsicherheitsgesetz in Kraft. Dieses erlaubte es, unschuldige Menschen im Falle einer Flugzeugentführung zu töten. Im darauffolgenden Jahr wurde der Paragraph 14 Absatz 3 des Gesetzes für verfassungswidrig erklärt. Der Grund: Das Gesetz verstoße gegen die Menschenwürde und das Recht auf Leben. Ein Menschenleben könne nicht gegen ein andere Menschenleben aufgewogen werden.

In Zeiten der Bedrohung durch terroristische Akte, ist die Auseinandersetzung mit der Frage nach rechtmäßigem Handeln wichtiger denn je zuvor. In seinem Nachwort statuiert Schirach: „Es ist albern zu glauben, der Staat sei dem Terror gegenüber schutzlos. Aber jetzt nützen uns weder Kriegsgeschrei noch blindwütige Aktion.“

Wichtig sei es sich in Zeiten des Terrors auf die Grundrechte zu verlassen, auf Regeln die wir uns selbst gaben. Solange wir unsere Werte nicht verraten, werden wir überleben.

Das Theaterstück erlaubt den Lesern eine Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Ausführungen dringen in das eigene Bewusstsein vor und öffnen die Augen für das Wesentliche. Die Argumente von Verteidigung und Staatsanwaltschaft sind in sich schlüssig, offenbaren zugleich jedoch die Komplexität der Situation.

Das Buch endet mit der Rede, die von Schirach anlässlich der Verleihung des M100-Sanssouci Medien Preises an Charlie Hebdo hielt. Auch hier zeigt sich die Besonnenheit von Schirachs, im Umgang mit der Frage danach, in welcher Art Staat wir leben möchten.

Mich hat das Buch in meinen eigenen Überlegungen sehr viel weiter gebracht. Ein Buch das die Lektüre absolut wert ist.
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