Ich muss zugeben, das war mein erster Schirach. Das war vielleicht etwas unklug, da dieses Buch zweigeteilt ist und ein Part davon ein Interview enthält, in dem dem Autor viele persönliche Fragen gestellt werden, in denen es u. a. um seine vorherigen Werke geht.
Da ich diese nicht kenne, konnte ich keinen Bezug dazu nehmen.
Jedoch ist mir eines sofort aufgefallen und zwar dieser außergewöhnliche Schreibstil. So etwas habe ich noch nie gelesen. Ich liebe die klugen Formulierungen und Denkansätze. Überhaupt beeindruckt mich seine Sicht auf die Dinge und es regt absolut zum Nachdenken an. Wie oft unterhält man sich mit jemandem und stellt fest, es gibt für die Menschen nur schwarz oder weiß, aber selten sticht jemand mit seiner Meinung aus der Menge heraus und das einfach nur, weil er sich zuerst Gedanken gemacht hat bevor er sich einer bereits bestehenden Sichtweise nur noch anschließt.
Der erste Teil des Buches ist eine Erzählung, in der er vom Gericht kommt und als Schöffe abgelehnt wurde. Damit beginnt es, aber dieses Ereignis erinnert ihn an so viel anderes in der Welt, dass er darauf aufbauend Bezug nimmt. Dieses Buch ist tatsächlich keine erdachte Geschichte mit tiefsinnigen Figuren, die Traumatisches erlebten oder mit einem Spannungsbogen, der die Nerven beinahe zerreißt. Das Buch ist ein Monolog. Es beinhaltet auch nur knapp 105 - 110 Seiten. Dafür ist zugegebenermaßen ganz schön teuer. Das kann man hier als Kritikpunkt ruhig anmerken. Denn es ist von der Fülle her mehr ein Heft als ein Buch. Es ist ein Monolog. Das muss man wissen beovr man es kauft und man muss es mögen. Ich mag es.
Im ersten Part redet er von der Geburt Aphrodites, über das Wetter, über die Erfahrung als Schöffe, über seine erste Liebe, Schreibblockaden, warum die Menschen reisen und wohin es sie verschlägt. Ein Thema baut aufs andere auf und er kombiniert Tatsachen mit seiner eigenen Meinung.
Der zweite Teil ist ein sehr persönliches Interview. Ich mochte es total. Es war sehr ehrlich, sehr klug und er nennt Personen, die ihn im positivsten beeinflussten (Epiktet, Seneca uvm). Wer bezieht sich heute noch auf längst verstorbene kluge Köpfe, Philosophen, Dichter usw.? Viele Fragen werden gestellt, über die der Leser dann selbst nachdenkt: Wie lange im Leben sind wir durchgängig glücklich? Warum fürchten die Menschen den Tod? Wie gelangt man aus einem Gedankenkarussell? Ist es schlimm, wenn man nie mehr so glücklich war wie in Teenagerjahren zur Zeit seiner ersten Liebe?
Ich mochte auch den Satz "Draußen ist es nur von drinnen schön."
Tolles Buch, toller Schreibstil. Ich möchte mehr von Schirach lesen.