Rezension zu Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach
Interessanter Kriminalfall, ziemlich nüchtern erzählt.
von Gulan
Kurzmeinung: Interessante Geschichte, schnell zu lesen, nüchterne Sprache. Denke aber, dass Kurzgeschichten von Schirach eher liegen.
Rezension
Gulanvor 10 Jahren
Im Hotel Adlon wird der über 80 Jahre alte Großindustrielle Hans Meyer brutal vom Italiener Fabrizio Collini ermordet, der sich anschließend widerstandslos festnehmen lässt. Collini, der über 30 Jahre als Gastarbeiter in Deutschland gearbeitet hat, gesteht die Tat, schweigt aber ansonsten. Caspar Leinen wird zu seinem Pflichtverteidiger ernannt, sein erster Schwurgerichtsfall als frischgebackener Anwalt. Leinen, die Staatsanwaltschaft und auch die Angehörigen des Opfers stellen sich eine entscheidende Frage - was ist das Motiv für die Tat?
Ferdinand von Schirach erzählt die Geschichte aus dem Blickwinkel des jungen Anwalts Caspar Leinen. Leinen ist ein ambitionierter Junganwalt, der lukrative Angebote ausgeschlagen, um sich seiner Passion, dem Strafrecht, zu widmen. Er nimmt die Pflichtverteidigung an und bemerkt erst später, aufgrund eines ihm nicht bekannten Vornamens, dass er das Opfer gut gekannt hat. Hans Meyer ist der Großvater eines ehemaligen Schulfreunds aus dem Internat, bei dem er früher viel Zeit verbracht hat. Dies bringt ihn in erhebliche Gewissenskonflikte, zumal er eine Affäre mit der Enkelin des Opfers beginnt. Dennoch entschließt er sich, die Verteidigung nach bestem Wissen und Gewissen zu übernehmen und er entdeckt schließlich auch das Motiv, über das sich Collini ausschweigt.
Die Handlung ist nicht sehr ausschweifend, von Kindheitserinnerungen Leinens zur Familie Meyer abgesehen, finden eigentlich keine Nebenhandlungen statt. Es ist vielmehr eine präzise Beschreibung der Motivsuche und der Gerichtsverhandlung. Der Autor beschreibt dies ziemlich kühl und nüchtern, dadurch bleiben einem die Charaktere aber ziemlich fremd. Was mir bei von Schirachs Fallsammlungen (Verbrechen, Schuld) gut gefallen hat, dieser klare, nüchterne Stil, funktioniert hier im Roman nur bedingt. Lange Zeit plätschert es so dahin. Erst als das Motiv vor Gericht zur Sprache kommt, wird es wieder interessant, weil hier auch ein Justizskandal aus den 1960er Jahren zur Sprache kommt (hier ist von Schirach deutlich in seinem Element).
Insgesamt ein passabler und schnell für zwischendurch zu lesender Kriminal- und Gerichtsroman mit einem interessanten Fall, aber mir war es über die Gesamtlänge etwas zu nüchtern. Ich denke, Kurzgeschichten liegen Ferdinand von Schirach eher.
Ferdinand von Schirach erzählt die Geschichte aus dem Blickwinkel des jungen Anwalts Caspar Leinen. Leinen ist ein ambitionierter Junganwalt, der lukrative Angebote ausgeschlagen, um sich seiner Passion, dem Strafrecht, zu widmen. Er nimmt die Pflichtverteidigung an und bemerkt erst später, aufgrund eines ihm nicht bekannten Vornamens, dass er das Opfer gut gekannt hat. Hans Meyer ist der Großvater eines ehemaligen Schulfreunds aus dem Internat, bei dem er früher viel Zeit verbracht hat. Dies bringt ihn in erhebliche Gewissenskonflikte, zumal er eine Affäre mit der Enkelin des Opfers beginnt. Dennoch entschließt er sich, die Verteidigung nach bestem Wissen und Gewissen zu übernehmen und er entdeckt schließlich auch das Motiv, über das sich Collini ausschweigt.
Die Handlung ist nicht sehr ausschweifend, von Kindheitserinnerungen Leinens zur Familie Meyer abgesehen, finden eigentlich keine Nebenhandlungen statt. Es ist vielmehr eine präzise Beschreibung der Motivsuche und der Gerichtsverhandlung. Der Autor beschreibt dies ziemlich kühl und nüchtern, dadurch bleiben einem die Charaktere aber ziemlich fremd. Was mir bei von Schirachs Fallsammlungen (Verbrechen, Schuld) gut gefallen hat, dieser klare, nüchterne Stil, funktioniert hier im Roman nur bedingt. Lange Zeit plätschert es so dahin. Erst als das Motiv vor Gericht zur Sprache kommt, wird es wieder interessant, weil hier auch ein Justizskandal aus den 1960er Jahren zur Sprache kommt (hier ist von Schirach deutlich in seinem Element).
Insgesamt ein passabler und schnell für zwischendurch zu lesender Kriminal- und Gerichtsroman mit einem interessanten Fall, aber mir war es über die Gesamtlänge etwas zu nüchtern. Ich denke, Kurzgeschichten liegen Ferdinand von Schirach eher.