Etwas ängstlich war ich schon, ob der vorliegende Band die herausragende Qualität des ersten Werkes: Die Hügel der Toskana , fortsetzen könne. Um es vorweg zu nehmen:
Jawohl, wieder ein ganz , ganz außergewöhnliches Buch.
Sie sind wieder da , die wundervolle Candice mit ihrem feinsinnigen ,ironischen und trocknen Humor. Der lebenshungrige, kantige Ferenc und Buster ,gemeinsamer Sohn und ebenso lebenshungrig, abenteuerlustig, wagemutig und liebenswert wie seine Eltern.
Diesmal suchen „wir“ kein Haus sondern einen Weinberg. Natürlich gestaltet sich die Suche zunächst schwierig aber dann kommt eben dieses Glücksquentchen zum Tragen, dass Ferene immer irgendwie bei sich trägt.
Die Drei erwerben ein 60 Hektar großes Weingut, in bester und außergewöhnlicher Lage, bei Montalcino . Der Umbau der Ruine wird zur persönlichen Herausforderung. Zum Einen schmelzen die finanziellen Reserven und zum Anderen wäre Ferenc nicht Ferenec ,wenn er nicht sehr bestimmte Vorstellungen von diesem Umbau hätte. Es soll so werden, wie es war nur mit den Annehmlichkeiten der Neuzeit. Also machen sich diese „Wahnsinnigen“ auf Balken, Türen, Fenster und Türdrücker zu beschaffen. Auf diese Weise finden sie einen neuen Freund : Dante.
Nebenher setzen die Drei um, was ihr eigentlicher Plan war : sie beginnen mit dem Weinanbau. Mit Angelo Gaja , einem der talentiertesten Weinspezialisten lernt Ferenc einen hilfreichen Nachbarn kennen und das ist gut, denn die Mátès verstehen ursprünglich gar nichts vom Weinanbau. Sie lernen in diesem Buch Schritt für Schritt alles was zu einem Winzerleben nötig ist und lassen den Leser mitlernen. Es genügt eben nicht Sprösslinge zu pflanzen und zu ernten. Der Weinarbeit ist Knochenarbeit und wer die Ambitionen und Sehnsüchte nicht in sich trägt wird keinen Erfolg haben. Die Mátés aber wollen und so nehmen sie es auch neben der Arbeit auf sich für zwei Jahre nach Rom zu gehen damit Candace eine Ausbildung zum Sommelier absolvieren kann.
Der Leser leidet mit als das Wasser zum Bewässern zu fehlen scheint und freut sich mit wenn ein hilfreicher Nachbar eine Quelle findet. Natürlich alles liebevoll verpackt: die Tische biegen sich und die Anekdoten erfreuen. Wir wandern durch das neue und unbekannte Land und irgendwann meint man den Brunello zu riechen.
Es wird für den Leser zum persönlichen Stolz, wenn der erste Wein nach drei Jahren harter Arbeit am Heiligabend auf dem Tisch steht. Ich wäre gerne dabei, würde das Schildchen mit Candaces Zeichnung bewundern und habe das Verlangen die Aromen zu schmecken.
Für mich war es die Verleihung eines Adelstitels, als der „dottore“ zum „ Il Tagliatore“ dem Schnitter wird. Warum? Lesen sie es selbst.
Ein wunderschönes Buch das süchtig macht nach mehr. Auch die optische Gestaltung ist dem Thiele Verlag wieder sehr gelungen. Es gibt im Anhang schöne unspektakuläre, bäuerliche Rezepte zum Nachkochen und eine Beschreibung des Mátès Weingut.
Mir bleibt zu Schluss nur , zu hoffen , dass dieser besondere Autor längst an einem neuen Buch schreibt.