Fereshta Ludin

 4,8 Sterne bei 10 Bewertungen

Lebenslauf

FERESHTA LUDIN, geboren 1972, kam als Tochter eines afghanischen Diplomaten erstmals im Alter von fünf Jahren nach Deutschland. Danach lebte die Familie in Saudi-Arabien, kehrte aber 1986 in die Bundesrepublik zurück. Ludin studierte in Baden-Württemberg auf Lehramt für Grund- und Hauptschulen, erhielt nach dem Referendariat aber keine Einstellung an staatlichen Schulen, weil sie ein Kopftuch trägt. Sie klagte bis zum Bundesverfassungsgericht, das ihr 2003 im sogenannten Kopftuchurteil Recht gab. Daraufhin erließ Baden-Württemberg ein neues Schulgesetz. Seit 1999 arbeitet Ludin in Berlin an einer staatlich anerkannten, islamischen Privatschule. Sie erhielt 2012 für ein interreligiöses Schulprojekt den Drei-Königs-Preis gestiftet vom Diözesanrat der Katholiken in Berlin.

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Cover des Buches Enthüllung der Fereshta Ludin (ISBN: 9783943737219)

Enthüllung der Fereshta Ludin

 (10)
Erschienen am 02.04.2015

Neue Rezensionen zu Fereshta Ludin

Cover des Buches Enthüllung der Fereshta Ludin (ISBN: 9783943737219)
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Rezension zu "Enthüllung der Fereshta Ludin" von Fereshta Ludin

Enthüllung der Fereshta Ludin: Die mit dem Kopftuch
Tigerbaervor 9 Jahren

Das Buch „Enthüllung der Fereshta Ludin: Die mit dem Kopftuch“ habe ich innerhalb weniger Stunden verschlungen und bereits während des Lesens ging mir die Frage "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit! Aber wie gelangen wir zu den Tätigkeitswörtern?" von Stanislaw Jerzy Lec durch den Kopf. Wenn man diese Frage etwas abwandelt und fragt „Toleranz, Offenheit, Aktzeptanz! Aber wie gelangen wir zu den Tätigkeitswörtern?“, dann trifft dies meine Gedanken bei der Buchlektüre wie den sprichwörtlichen „Nagel auf den Kopf“.

„Das Kopftuch-Urteil“ ist sicherlich eines von vielen Schlagwörtern, die man mit Fereshta Ludin verbinden kann. Die afghanische Lehrerin klagte sich Anfang der 2000er Jahre durch alle gerichtlichen Instanzen bis vor das Bundesverfassungsgericht, um im staatlichen Schuldienst ein Kopftuch tragen zu dürfen.
Ich gebe zu, dass ich das Urteil und die damit verbundenen gesellschaftlichen Diskussionen seinerzeit eher nebenher zur Kenntnis genommen habe bzw. mich nicht weiter damit beschäftigt habe. Die Frage, ob eine Lehrerin in der Schule ein Kopftuch tragen darf, hätte ich jetzt mal so ganz spontan mit „Ja, warum auch nicht!?“ beantwortet.
Erst durch das Buch habe ich mich nun intensiver mit Frau Ludin und ihrer Entscheidung, die ihr und das Leben unzähliger anderer Menschen nachhaltig beeinflusst hat, beschäftigt.

Frau Ludin erzählt von ihrer Kindheit, Familie, dem Leben in den Ländern Afghanistan, Saudi-Arabien, Amerika und Deutschland und die Vor- wie auch Nachgeschichte des „Kopftuch-Urteils“.
Das Buch hat mich auf ganz verschiedenen Ebenen bewegt und ich spüre, wie sich in mir Fragen formen, ich Dinge zu hinterfragen beginne und mein Blick sich ändert.

Erschreckt und beschämt hat mich bei den Erzählungen von Frau Ludin das hohe Maß an Diskriminierung, dass ihr gerade auch in Deutschland begegnet ist und mir ist vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise und den damit verbundenen Diskussionen schmerzlich bewusst geworden, wie dünn unser „Deckmantel der Toleranz für andere Kulturen und Traditionen“ doch in Wahrheit ist. Ein minimaler Ruck an der Decke und eine hochmütige Menschenunfreundlichkeit zeigt ihr hässliches Gesicht. Ich muss mich selbst zukünftig viel mehr in die Pflicht nehmen, meine Meinung deutlicher zu vertreten und Menschenunfreundlichkeit fest ins Gesicht zu schauen und ihr entgegen zu treten. Bisher habe ich – so war mein Empfinden beim Lesen – dies nicht lautstark genug getan.

Vielen Dank Fereshta Ludin, dass Sie ihren Weg mit einer so großen Überzeugung gegangen sind und für so viel mehr als „ein Kopftuch“ stehen!

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Rezension zu "Enthüllung der Fereshta Ludin" von Fereshta Ludin

"Nicht aufgeben"
skurrilvor 9 Jahren

Das hat sich wohl auch die Autorin der Autobiografie "Enthüllung der Fereshta Ludin", namentlich Fereshta Ludin, des Öfteren gedacht.

Fereshta Ludin wird 1972 als 5. Kind des späteren afghanischen Botschafters Muhammad Bashir Ludin in Kabul geboren. Als der Vater Botschafter Afghanistans wird, zieht die Familie nach Bonn, später nach Saudi-Arabien. Mit 14 Jahren kommt Ferestha mit ihrer Mutter wieder nach Deutschland. 

Fereshta macht ihr Abitur und bekommt von einigen tollen Lehrern viel Unterstützung, erfährt hingegen auch damals schon viel Abneigung und Skepsis. Noch in Saudi-Arabien hatte sie sich aus religiösen Gründen dazu entschieden, ein Kopftuch zu tragen und nun gehört es einfach zu ihr, zu ihrer Persönlichkeit. Viele Lehrer, Mitschüler und auch fremde Menschen auf der Straße können dies, damals wie heute, nicht akzeptieren.

Nach dem Abitur studiert Fereshta auf Lehramt. Bis sie allerdings den Lehrberuf nach Beendigung des Studiums ausüben darf, vergeht eine Weile, denn ihr werden jeden Menge Steine in den Weg gelegt. Nur wegen ihres Kopftuchs. Nicht nur von unbekannten Menschen, sondern auch von Politikern und Personen des öffentlichen Lebens. 

Fereshta geht mit allen ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln gegen dieses Berufsverbot vor und bekommt letzten Endes im Jahr 2003 vom Bundesverfassungsgericht recht: Das Land Baden-Württemberg darf es ihr nicht verbieten, zu unterrichten, da es keine gesetzliche Grundlage für ein derartiges Verbot gibt. Kurz darauf erlassen einige Länder, darunter Baden-Württemberg, die sog. "Kopftuchgesetze". Eine dagegen gerichtete Klage der Autorin bleibt erfolglos. Hier hat sie dann doch "aufgegeben" und keine weiteren Klagen mehr eingereicht. Nunmehr hat, zu Fereshtas großer Freunde, das Bundesverfasungsgericht am 15.03.2015 entschieden, dass das "Kopftuchverbot" nicht mit den Grundrechten vereinbar ist. Endlich. 

Bis hierhin war es ein langer Weg, und es ist unglaublich, wie Fereshta all dies durchstehen und nie den Mut verlieren konnte. Während ich die Biografie gelesen habe, musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, so unglaublich erschien mir alles, was die Autorin erfahren hat. Diskriminierung wegen eines Stückes Stoff - muss das sein? Beleidigungen auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln wegen eines Stückes Stoff - muss das sein? Wie auch der Autorin ist es mir unverständlich, wie man sich gegenüber anderen Menschen derart verhalten kann. 

Mir hat die Biografie sehr gut gefallen und wie Fereshta denke ich, dass es vielen Menschen helfen würde, ihre Worte und ihre Geschichte zu lesen. Einfach, um ein besseres Verständnis vom Islam zu bekommen und auch um zu sehen, wie sich eine Frau mit Kopftuch, die derartige Diskriminierungen erleiden muss, fühlt. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, die Autorin würde irgendwie übertreiben oder die Erlebnisse zu subjektiv schildern, um den Leser auf ihre Seite zu ziehen. Ehrlichkeit ist es, die Fereshta Ludin an den Tag legt und die es dem Leser ermöglicht, mitzufühlen und zu verstehen. 

Man kann das Buch sehr gut lesen, der Schreibstil ist einfach gehalten und im Anhang des Buches werden in einem Glossar einige Begriffe erläutert. Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die Zeittafel im Anhang des Buches. Hier kann man kurz zusammengefasst nochmal das Leben der Autorin nachvollziehen.

Nachdem ich einige andere Rezensionen gelesen habe und dort darauf gestoßen bin, dass sich die Rezensenten gewünscht hätten, dass die Autorin mehr auf die Einzelschicksale von Muslimas eingeht, die zum Tragen des Kopftuchs gezwungen werden und die nicht in einer so "lockeren" Familie aufgewachsen sind, kann ich dem nur zustimmen. Auch ich habe während des Lesens gedacht, dass es auch nicht alle so frei entscheiden können wie sie. Dies deutet die Autorin auch häufiger an, geht aber nicht weiter darauf ein.

Wünschenswert wäre es auch gewesen, dass die Autorin ihre Gründe für das Nichtablegen des Kopftuchs näher dargelegt hätte. Es ist ja nicht nur so, dass sie das Kopftuch ablegen muss. Viele Menschen erfahren in ihrem Beruf Einschränkungen, die ebenfalls ihre Persönlichkeit betreffen können. 

Alles in allem aber eine sehr gelungene Biografie, die zum Nachdenken anregt und mir sehr gut gefallen hat, insbesondere da ich meine eigene Einstellung hier noch einmal überdenken und "prüfen" konnte.

Ich habe das Buch im Rahmen einer Buchverlosung erhalten und bedanke mich noch einmal recht herzlich dafür, dass ich dabei sein durfte.

Cover des Buches Enthüllung der Fereshta Ludin (ISBN: 9783943737219)
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Rezension zu "Enthüllung der Fereshta Ludin" von Fereshta Ludin

Die Geschichte der Fereshta Ludin
Birgit-Bvor 9 Jahren


Als Tochter des afghanischen Botschafters hat Fereshta Ludin in verschiedenen Ländern gelebt bevor sie mit 14 Jahren nach Deutschland, ihrer jetzigen Heimat, kam. Nach einer wohlbehüteten aber von Schicksalsschlägen gezeichneten Kindheit muss sie sich nun wieder in einer fremden Kultur zurechtfinden, ist aber ehrgeizig und lernt schnell. Ferestha kommt gut zurecht, begegnet aber immer wieder Abneigung und Fremdenhass ihr gegenüber. Ein Problem stellt offenbar besonders ihr Kopftuch dar, welches sie als gläubige Muslimin entschieden hat zu tragen. Während ihrer Ausbildung zur Lehrerin erlebt sie wegen ihrer Kopfbedeckung starke Benachteiligung und später wird es ihr sogar verboten, mit Kopftuch Kinder zu unterrichten. Schließlich geht die junge Frau vor Gericht und will erreichen, dass Religionsfreiheit gelebt werden darf.

In ausdrucksstarker, melodischer Sprache lernen wir die Geschichte dieser starken Frau, von ihrer Kindheit an bis zum heutigen Zeitpunkt, kennen. Ihre Schilderungen wirken ehrlich und strotzen nur so vor innerer Kraft. Die Geschichte verläuft linear und bietet somit Orientierung, ohne jemals langatmig zu sein. Im Gegenteil, ich empfand das Werk als anregend und mitreißend. Es regt dazu an, seine eigenen Einstellungen zu überprüfen und sich mit der Thematik genauer auseinanderzusetzen, was bei der heutigen Aktualität nur zu empfehlen ist. Die Autorin besitzt beeindruckende Stärke und doch zerbricht sie fast an der enormen Last, die sie während der Jahre rund um den Prozess trägt. Ich bewundere sie und ihren ehrlichen Bericht, bedauere das Unrecht, das ihr widerfahren ist, nur habe ich das Gefühl, es fehlt mir etwas. Bei all den Konflikten, die sie wegen ihrem Kopftuch bewältigen muss, fehlt mir eine noch genauere Erklärung, was  ihre Beweggründe sind. Meiner Meinung nach ist sie im Recht und doch weiß ich nicht um ihren persönlichen Antrieb. Weiters hätte ich gern erfahren, wie sie auf die vielen geschilderten Vorurteile der Menschen aber auch auf tatsächliche Missstände in arabischen Ländern reagiert. Mit den Vorurteilen sind auch wir konfrontiert und vielleicht haften uns manche an,  gerade deshalb hätt ich gerne gewusst, wie sie über all die im Buch erwähnten Themen (beispielsweise Unterdrückung der Frau) denkt. Alles in Allem eine gelungene, interessante Biografie, die teilweise noch mehr ins Detail gehen und noch klarer hätte sein können.

Gespräche aus der Community

Passend zum aktuellen Urteil des Verfassungs-Gericht hat der Deutsche Levante Verlag das Erscheinen der Autobiografie von Fereshta Ludin vorgezogen. Sie war es, die 2003 darum kämpfte, als Lehrerin mit Kopftuch in einer Schule zu unterrichten. 

Ich hatte Gelegenheit, das Buch schon zu lesen und fand die Lebensgeschichte von Frau Ludin total packend: Fereshta Ludin, geboren 1972, kam als Tochter eines afghanischen Diplomaten erstmals im Alter von fünf Jahren nach Deutschland. Danach lebte die Familie in Saudi-Arabien, kehrte aber 1986 in die Bundesrepublik zurück. Ludin studierte in Baden-Württemberg auf Lehramt für Grund- und Hauptschulen, erhielt nach dem Referendariat aber keine Einstellung an staatlichen Schulen, weil sie ein Kopftuch trägt. Sie klagte bis zum Bundesverfassungsgericht, das ihr 2003 im sogenannten Kopftuchurteil Recht gab. 

Im Buch bin ich einer Frau begegnet, die das Vorurteil, dass Frauen mit Kopftuch immer unterdrückte Frauen sind, ausräumt. Die Autorin erzählt eindrücklich, wie es ist, in Deutschland als erkennbare Muslima zu leben. 

Das Buch erscheint am 02.04. Und Ihr bekommt Eure Exemplare sofort zugeschickt, sobald sie bei uns eintreffen. Bitte mailt mir in den Verlag an cm@levante-verlag.de, wo Ihr Eure Rezension postet. Unter allen Teilnehmern verlosen wir am Stichtag 15 Bücher. Freut Euch auf eine spannende Lebensgeschichte mit einem brandaktuellen Thema! Ich freue mich auf Eure Mail Christoph.
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Letzter Beitrag von  skurrilvor 9 Jahren

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