Cover des Buches Siebentürmeviertel (ISBN: 9783462047646)
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Rezension zu Siebentürmeviertel von Feridun Zaimoglu

Siebentürmeviertel

von Sikal vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine düstere beklemmende Stimmung in die der kleine Wolf hier hineingeworfen wird. Schwierig zu lesen, doch brandaktuell.

Rezension

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Sikalvor 8 Jahren

Der kleine Wolf muss mit seinem Vater Franz Nazideutschland verlassen, als dieser kritische Äußerungen gegenüber der Partei von sich gab. Die beiden kommen in einen Stadtteil Istanbuls, das Siebentürmeviertel und finden bei Abdullah Bey und seiner Familie einen Unterschlupf. Doch Franz verlässt die Stadt um zu arbeiten und lässt den kleinen Wolf bei seiner neuen Familie zurück. Innerhalb der Familie wird der blonde Deutsche gut aufgenommen und wert geschätzt, mit seinem neuen Bruder Batur verbindet ihn eine Menge. Das Viertel selber hat eine raue Schale, in der Wolf anfangs nicht zurechtkommt. Die vielen Kulturen mit ihren Eigenarten, die unterschiedlichen Gepflogenheiten der Armenier, Türken, Tschetschenen und die Rituale der Moslems sowie der Aberglaube, dem Wolf ständig begegnet, machen es ihm schwer in die Gemeinschaft hineinzufinden und ein Teil dieser zu sein. Doch Wolf boxt sich durch, er ist ein kleiner Kämpfer und bald auch schon mit Narben übersät. Als er teilweise aus seinem geschützten Umfeld herauskommt, wird er mit anderen Schwierigkeiten konfrontiert. Wird Wolf auch hier bestehen?

Feridun Zaimoglu macht es seinen Leserinnen und Lesern nicht gerade leicht – 800 Seiten hat dieser Roman und den Schreibstil liest man nicht mal schnell nebenbei. Er will uns fordern und das gelingt ihm auch. Er schafft eine düstere Atmosphäre und viele dunkle Szenen rund um Wolf. Viele Male wurde mir schwer ums Herz und während des Lesens musste ich längere Lesepausen einschieben.

Ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil hier die Flüchtlingssituation gespiegelt wird und wenn ich auch oftmals abbrechen wollte, bin ich letztendlich froh, durchgehalten zu haben.

Unfassbar klar kristallisieren sich hier die Schwierigkeiten einer neuen „Heimat“ heraus, die fehlenden Wurzeln, das Nicht-Wirklich-Dazugehören und auch das vollständige Verlieren der Sitten und Gebräuche der eigenen Herkunft.

„Wer sein Land verlasse, tue das nicht aus nichtigen Gründen.“

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