Ich war noch nie in Lissabon. Und trotzdem habe ich das Gefühl, ich kenne die Stadt – seit ich Mein Lissabon von Fernando Pessoa gelesen habe. (Mehr zu Pessoa: https://love-books-review.com/de/rezensionen-nach-autor/fernando-pessoa/ ) Dieses Buch ist kein Reiseführer, kein Roman, kein Gedichtband. Es ist ein Gefühl. Ein leises, verträumtes, manchmal trauriges Gefühl, das sich langsam zwischen die Zeilen legt.
Pessoa schreibt, als würde er neben dir herlaufen. Er zeigt dir Cafés, in denen die Zeit stillsteht, Gassen, die ins Nichts führen, und Plätze, an denen man einfach nur sitzen will. Und dabei erzählt er von sich. Von Sehnsucht, Einsamkeit, vom Beobachten und Nicht-Dazugehören.
Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, als würde ich durch Nebel gehen. Nicht alles ist klar, nicht alles greifbar. Aber genau das macht es so besonders. Pessoa denkt laut, aber nie aufdringlich. Er flüstert mehr, als dass er spricht.
Mein Lissabon ist ein Buch zum Verweilen. Zum Mitgehen. Zum Mitfühlen. Die Stadt wird zur Spiegelung seiner Gedanken – und plötzlich auch meiner.
Was mich besonders berührt hat: wie Pessoa das Kleine groß macht. Einen Schatten auf der Wand. Einen zufälligen Blick. Einen halben Satz im Café.
Dieses Buch ist keine Reise. Es ist ein Zuhause auf Zeit. Und ich komme ganz bestimmt zurück. Vielleicht nicht nach Lissabon. Aber zu Pessoa.