Rezension zu "Knocking on hell's door" von Filia V. Temporis
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Dennoch hatte ich für möglich gehalten, es aufgrund der harten Thematik und Ereignisse unter Umständen abbrechen zu müssen, sollte ich damit nicht umgehen können.
Aber eine der Besonderheiten dieser Geschichte ist tatsächlich, dass sie eindringlich Erschreckendes erzählt - und dennoch zuvor und währenddessen einen Rahmen schafft, der das Ganze aushaltbar macht.
In erster Linie, da das Ganze glaubwürdig einem Ziel gewidmet ist. - So dass die Charaktere in ihrem Ansinnen durchaus nachvollziehbar sind. Außerdem werden sie immer authentisch geschildert. Mit ihren Unsicherheiten, Ängsten, Sorgen - und nicht zuletzt ihrem Mut, über sich hinauszuwachsen. Weit über ihre eigenen Grenzen zu gehen. Aber auch mit ihrer Verzweiflung.
Sie entwickeln Strategien, um nicht daran zugrunde zu gehen - auch wenn ihnen die große Gefahr durchaus bewusst ist - und sie es dennoch für wahrscheinlich halten. Das Ziel, tausendfaches Leid so verhindern zu können, lässt sie sich bereitwillig opfern. Dennoch haben sie natürlich immer wieder schwer zu kämpfen. Und je weiter die Handlung fortschreitet, desto verheerender wird ihre Lage.
Eindrucksvoll wird ab einem gewissen Punkt bei beiden Charakteren zwischen ihrer eigentlichen Person und ihrer nun verkörperten Rolle im Erzählen und Empfinden unterschieden. Beide Ebenen werden deutlich, auch und vor allem die Widersprüche.
Und auch vom Anführer des Kinder-Sklaven-Rings wird ein bewundernswert scharfes, facettenreiches und glaubhaftes Bild gezeichnet. Mit aller Gönnerhaftigkeit, Manipulation, jeglichen Finessen, abstrusen Überzeugungen und Betrügereien.
Was mich besonders berührt hat, ist allerdings der letzte Teil, der sich der Heilung widmet. Dass diese fraglich ist, wird immer deutlicher. Und das auf beiden Seiten, bei beiden Männern. Nicht mehr körperlich in einer Situation festzustecken, bedeutet eben noch lange nicht, wahrhaft entkommen zu sein. Während Daniel vor allem Erinnerungen und Ängste plagen, steht für Todd - zusätzlich zu seinen Erinnerungen und Schuldgefühlen - sein ganzes Gefühlsleben Kopf. Seine Sexualität.
Denn das Erlebte hat beide Männer untrennbar miteinander verbunden. Und das muss im realen Leben erstmal einen Stellenwert bekommen. Und einen Platz.
Dieser Weg, wie glaubwürdig das alles beschrieben wird, die Prozesse, die beide durchlaufen und durchleben - ist einfach eine wahre Meisterleistung!
Absolute und unbedingte Leseempfehlung!