Cover des Buches Der Knochensammler - Die Rache (ISBN: 9783651025011)
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Rezension zu Der Knochensammler - Die Rache von Fiona Cummins

"Der Knochensammler, der Nachtmann, der Mann, der den Tod mit sich brachte [...]" (Seite 361)

von wortgetraenkt vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein zweiter Band, der weit hinter seinem Vorgänger liegt!

Rezension

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wortgetraenktvor 7 Jahren

| © Janna von www.KeJas-BlogBuch.de |


Dies ist der zweite Band aus der Knochensammler-Reihe und somit spoilert meine Rezension bezüglich des Ausgangs vom ersten Teil „Der Knochensammler – Die Ernte„! Wer den ersten Teil noch lesen möchte, sollten nun Abstand von meiner Besprechung nehmen.


Ich habe mir vom Folgeband wirklich viel versprochen, denn das Ende von Band 1 reizt schon sehr! Der Knochensammler ist frei und lässt Jakey nicht so leicht gehen – er soll der Beginn einer neuen Sammlung sein.


Band 2 beginnt drei Monate nach der Flucht des Knochensammlers. Und nicht nur er taucht wieder auf – das Buch besteht in seiner Mehrheit aus den bekannten Protagonisten des ersten Bandes. Ein für mich absoluter Pluspunkt. Denn das Täter und Opfer in einem Reihenband wieder auftauchen ist doch eher selten. Ein Serienmörder über mehrere Bände, das Ermittlerteam oder auch mal ein früheres Opfer – hier aber versammeln sich alle Rollen wieder.


Der Knochensammler lauert. Aber Jakey allein steht nicht im Fokus. Ein weiterer Junge erweckt seine Aufmerksamkeit, sein „Sohn“. Er will einen Nachfolger und hat in Saul einen für ihn würdigen gefunden.


"Die anderen Gedanken bedrängten ihn, und obwohl er sich sehr bemühte, sie zu ignorieren, war es ihm unmöglich, ihnen auszuweichen."
(Seite 13)


Saul ist ebenso düster wie der Mann, welcher ihn als seinen „Sohn“ auserkoren hat. Auch er ist Sammler. Auch er hat Geheimnisse. Doch bevor Saul und der Knochensammler sich kennen lernen, lernen wir Leser zunächst Saul kennen. Welchen Zweck dies hat ist mir wohl bewusst, aber es war mir eindeutig zu sehr in die Länge gezogen! Seine Mutter Alkoholikerin, ohne Vater – die Grundzutaten für einen Thriller. Dies störte mich nicht mal, ich muss es aber nicht immer und immer und immer wieder lesen, um zu begreifen wie die Familienverhältnisse sind. Meine Neugierde bezog sich in erster Linie auf die im Klappentext angekündigte Beziehung, der Knochensammler und sein Erbe. Und dort lauert, neben der Ermittlerin, mein großer Kritikpunkt!


Oh es hätte düster werden können. Es hätte an die Tiefe solch einer Beziehung gehen können. Es hätte psychologisch aufgearbeitet werden können. Es hätte brutal werden können. Hätte! Können! Genau darin liegt das Problem, es war nichts von alledem, nur in kleinen Sequenzen und diese waren für mich persönlich zu minimal. Es zieht sich zu sehr in die Länge, bis es in der Geschichte selbst voran geht. Die Möglichkeiten für ein Katz-und-Maus-Spiel waren vorhanden, es hätte ein so genannter Pageturner werden können, indem die Autorin die Beziehung dieser beiden dunklen Wesen in den Fokus genommen hätte. Gut, so viel muss ich hier zugestehen, im Fokus waren sie, aber leider nicht einnehmend. Wenn ich bei einem Thriller nach knapp 190 Seiten mir den Satz „Bislang zieht sich die ganze Story“ aufschreibe, ist dies meist ein Zeichen dafür, das mich auch der weitere Verlauf nicht mehr packen kann.
Ein Thriller lebt nun mal von Spannung, dies war für mich nicht wirklich gegeben. Wo waren die Szenen, in denen der Knochensammler gar zärtlich erscheint, ihn mir als Menschen näher bringt und mich dadurch in ein moralischen Zwiespalt bringt! Wo waren seine Gedanken, die alle seine Finsternis repräsentiert? Wo waren die Szenen der Begegnungen zwischen dem Knochensammler und zufälligen Zeugen? All das was mich in Band 1 begeistern konnte, fand ich in diesem Band nur noch in kleinen Auszügen.
Auch die Begegnung und daraufhin entstehende Beziehung zwischen dem Knochensammler und Saul war mir zu oberflächlich. Ein leiser Einfluss beginnt, ein Vorhaben welches einen erschaudern lässt. Diese Versprechungen wurden mir als Leserin zu Beginn gemacht, doch dann stagniert dies und während es zunächst nicht wirklich voran geht, überholen sich die Handlungen im späteren Verlauf.


Tja … eindeutig sollte man Autoren-Zitate auf Klappentexten nicht allzu viel Wert beilegen, denn weder fand ich es außergewöhnlich, noch brilliant.


Bereits im ersten Band konnte ich zu Sergeant Etta Fitzroy keine Beziehung aufbauen. Ihre Perspektiven störten mich stellenweise sogar und dies änderte sich leider auch nicht bei diesem Teil. Vielmehr packt die Autorin noch eine Schippe Dramaturgie obenauf und dies war mir einfach zu viel. Weder hat dies eine Bedeutung für den Verlauf, noch hat es eine unterschwellig angespannte Atmosphäre geschaffen. Etta ist mir nicht unsympathisch, sie ist mir einfach egal. Eine Polizist in ihrer Ermittlungsarbeit an sich hätte für beide Bücher mehr als ausgereicht. Weder ihre Handlungen noch ihre Gedankengänge bringen sie mir als Protagonistin näher – eine Ermittlerin, die sich in Kummer und Selbstmitleid suhlt. Mir persönlich nahm dies zu viel Raum ein und hat sie mir eher unsympathisch gemacht.


Womit mich die Autorin Fiona Cummins wie auch in Band 1 packen konnte, waren die Perspektiven der Familie Foyle. Immer noch ist Clara verschwunden. Kein Lebenszeichen, keine Leiche. Kaum Hoffnung und nicht trauern können.
Wie gehen Eltern mit solch einer Situation um? Welche Gefühle und Gedanken entwickeln sich? Wie schon in Band 1, berührten mich auch in diesem Band wieder besonders die Sichtweise dieser Familie. An dieser Stelle hätte es sogar noch ausführlicher sein dürfen, denn genau solche Szenen fehlen oft in anderen Thrillern. Die Gefühlswelt der Opfer die keinen Abschluss finden (können). Ich war gefesselt von der unterdrückten Trauer, dem Versuch einer Mutter für die andere Tochter zu funktionieren. Berührt hat mich die Autorin, obwohl es genaugenommen eher oberflächlich beschrieben wird. Familie Foyle hätte weitaus mehr Raum in dem Buch erhalten dürfen! Ein Wechselspiel zwischen den Perspektiven von Opfer und Täter, die Unwissenheit über Clara und der die Ausbildung eines Erben – DAS hätte mich dort abgeholt, wo ich bei Band 1 stehen gelassen wurde. Dies wäre ein gelungener Thriller für mich.


Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und hat auch einige interessante sowie einnehmende Szenen, aber ich bin von dem Folgeband wirklich enttäuscht. Es hätte wirklich brutal oder auf psychologischer Ebene verlaufen können, beides wäre für die Geschichte sehr passend gewesen. Leider jedoch verliert sich die Autorin in verschiedenen Schilderungen und nahm mir die Spannung beim Lesen!

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