Eine schottische Forscherin versucht, ein ganzes Jahr lang wie ihre Vorfahrin aus dem 18. Jahrhunderts zu leben. Sie verwendet viel Mühe auf Recherchen, organisiert die "korrekten" Gerätschaften, Kleidungsstücke und Bücher aus der Zeit, lernt vergessene Alltagstechniken und zieht schließlich für ein Kalenderjahr in das alte Cottage neben ihrem Wohnhaus.
Das Buch ist unterhaltsam zu lesen, die Aufmachung des Titels ist reizend, mit vielen Fotos, handschriftlichen Notizen und Zeichnungen. Das sieht aus wie die „Landlust“. Aber was will dieser Text eigentlich sein?
Da gibt es intensive Schilderungen häuslicher Tätigkeiten des 18. Jahrhunderts, die zeigen, wie beschwerlich das Leben damals war. Es gibt Rezepte mit Kaninchenfleisch und Hafer. Es gibt auch die Freude darüber, aus dem schnellen, lauten 21. Jahrhundert für eine Zeitlang in die Stille und Ursprünglichkeit entronnen zu sein. Und ich rechne es Frau Houston hoch an, dass sie nicht verschweigt, wie schwer es ihr oft gefallen ist, nicht zu „schummeln“.
Eines gibt es aber nicht: den roten Faden. Alles bleibt oberflächlich, beliebig, nur kurz angerissen. Mich haben die vielen Abschweifungen genervt, wenn Besucher, Fotografen und Journalisten kamen, die sich für ihr Experiment interessierten. Und wenn die Autorin beschreibt, dass sie eben doch mit dem Bus fahren musste und warum, bleiben die Überlegungen über die Kompromisse mit der Jetztzeit ebenfalls dünn. Oder sie gehören einfach nicht in dieses Buch.
Außerdem unverständlich: Warum hat der Gerstenberg-Verlag die gebundene Version des Buches unter einem anderen Titel veröffentlicht ("Mit Haube und Hacke")? Zu diesem Buch gibt es übrigens ebenfalls eine (sehr viel wohlwollendere) Rezension bei Lovelybooks.