Fiona McFarlane

 3,4 Sterne bei 34 Bewertungen
Autorenbild von Fiona McFarlane (© Andy Barclay)

Lebenslauf

Fiona McFarlane wurde in Sydney geboren, studierte an der dortigen Universität und promovierte an der University of Cambridge. Sie hat bisher Kurzgeschichten in namhaften Zeitschriften veröffentlicht, war Stipendiatin im Fine Arts Work Center in Provincetown, Massachusetts, im St. John’s College in Cambridge, England, und ist gegenwärtig am Michener Center for Writers der University of Texas in Austin. "Nachts, wenn der Tiger kommt" ist ihr erster Roman; er erscheint in mehr als einem Dutzend Sprachen.

Alle Bücher von Fiona McFarlane

Cover des Buches Nachts, wenn der Tiger kommt (ISBN: 9783421046079)

Nachts, wenn der Tiger kommt

 (34)
Erschienen am 10.03.2014
Cover des Buches Nachts, wenn der Tiger kommt (ISBN: 9783837126310)

Nachts, wenn der Tiger kommt

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Erschienen am 10.03.2014

Neue Rezensionen zu Fiona McFarlane

Cover des Buches Nachts, wenn der Tiger kommt (ISBN: 9783421046079)
Herbstroses avatar

Rezension zu "Nachts, wenn der Tiger kommt" von Fiona McFarlane

Alter und Einsamkeit – gehören die wirklich zusammen?
Herbstrosevor 7 Jahren


Seit fünf Jahren schon, seit dem Tod ihres Mannes Harry, lebt die 75jährige Ruth allein in dem abgeschiedenen Haus in den Dünen am Meer. Mit ihren beiden Söhnen hat sie nur telefonisch Kontakt, sie führen weit weg ihr eigenes Leben - Jeff in Sydney und Phil in Hongkong. Bisher konnte sie alles noch ganz gut allein bewältigen, doch in letzter Zeit fühlt sich Ruth sehr einsam. Die Arbeit wird immer mühsamer, das Gedächtnis lässt sie öfters im Stich und neben den Schlafstörungen sind es die nächtlichen Geräusche, die sie nicht zu identifizieren vermag. Sind es Schritte? Ist es der Wind? Oder ist es gar ein Tiger, der durchs Wohnzimmer schleicht? Ruth ist mehr und mehr verunsichert. Da kommt Frida nicht ungelegen, die eines Morgens vor der Tür steht - vom Staat geschickt, wie sie sagt - um sich um Ruth und den Haushalt zu kümmern. Zunächst ist Ruth froh über Fridas Fürsorge, doch bald fühlt sie sich bevormundet und kontrolliert. Nach dem Besuch eines Jugendfreundes verändert sich Ruth dramatisch. Sie verliert immer mehr den Bezug zur Realität und Frida übernimmt vollends das Kommando …

Die Autorin Fiona McFarlane wurde in Sydney geboren, studierte an der dortigen Universität und promovierte an der University of Cambridge. Sie schrieb Kurzgeschichten, die in einigen namhaften Zeitschriften veröffentlicht wurden. „Nachts, wenn der Tiger kommt“ ist ihr erster Roman. Er erschien 2013 unter dem englischen Titel „The Night Guest“ und wurde inzwischen in 19 Ländern und 15 Sprachen publiziert. 2014 wurde Fiona McFarlane als die beste Australische Nachwuchsautorin ausgezeichnet.

Erstaunlich, wie einfühlsam die junge Autorin die Thematik des Alterns, der Einsamkeit und des Verwirrtseins behandelt. Sehr real empfindet man die Übergänge zwischen Wirklichkeit und Wahnvorstellung und ertappt sich als Leser des Öfteren dabei, an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Man ist mit seiner Sympathie voll und ganz bei Ruth und leidet mit ihr, wie sie langsam von der Realität in einen Dämmerzustand abgleitet, der nur noch ab und zu von Versuchen des Aufbegehrens und der Selbstbestimmung unterbrochen wird. Gute Gefühle kann man aber auch Frida entgegenbringen. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Tatkraft und Aufopferung sie den Haushalt wieder in Schuss bringt und mit welch stoischer Ruhe sie Ruths Eigenheiten erträgt. Auch wenn von Anfang an klar ist, dass mit Frida etwas nicht stimmen kann, entbehrt das Buch nicht einer gewissen Spannung. Man ahnt, dass die Geschichte nicht gut ausgehen kann, hofft aber dennoch auf ein gutes Ende.

Der Schreibstil der Autorin ist von beeindruckender Intensität, flüssig, gut verständlich und gelegentlich leicht ironisch. Sehr gut und außergewöhnlich lebendig sind die Protagonisten heraus gearbeitet. Die doch so gegensätzlichen Charaktere der beiden Frauen ergänzen sich großartig. Die detailgetreue Beschreibung des einsam gelegenen Hauses in den Dünen, des Meeres und des sonnendurchfluteten Strandes wirkt sehr authentisch und bringt eine gewisse Leichtigkeit in die sonst eher bedrückende Atmosphäre.

Fazit: Ein großartiger Roman, der den Leser in seinen Bann zieht und ihn am Schluss sehr nachdenklich zurück lässt.

Cover des Buches Nachts, wenn der Tiger kommt (ISBN: 9783421046079)

Rezension zu "Nachts, wenn der Tiger kommt" von Fiona McFarlane

Nachts wenn der Tiger kommt
Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren

Weshalb ich dieses Buch unbedingt lesen wollte war das wunderschöne Cover...  "Nachts, wenn der Tiger kommt" ist eine faszinierende Schilderung über die Volkskrankheit Demenz. Und nicht nur das, die Autorin schafft es den Leser zum Nachdenken zu bringen.
Die Stärke dieses Debüt-Romans ist, dass er den Leser ganz mit hineinnimmt in den „Kopf von Ruth“ und ihn mehr und mehr teilhaben lässt an der „Verwaschung“ der Realität der alten, alleinstehenden Dame. Und das sehr gekonnt, in einer Sprache, die sich nicht dem Tempo der „Lösung“ verpflichtet, sondern der Gründlichkeit der Darstellung. Das Alter, sich abschwächende Erinnerungen, Demenz, bis hin zu Fantasien eines „Tigers im Haus“, die gekonnt zwischen Realität und Illusion gehalten werden.

Cover des Buches Nachts, wenn der Tiger kommt (ISBN: 9783421046079)
lesenslusts avatar

Rezension zu "Nachts, wenn der Tiger kommt" von Fiona McFarlane

Getigertes Altern
lesenslustvor 10 Jahren

 

“Der drollige Spiegel, der Jeffreys Gesicht war, hatte es ihr verraten – , dass sie das Stadium erreicht hatte, in dem ihre Söhne sich ihretwegen Sorgen machten.”

Zitat, Seite 10

Ruth lebt seit dem Tod ihres Mannes ein einsames Leben in einem entlegenen Haus am Meer. Mit ihren Söhnen telefoniert sie nur gelegentlich, scheint ihnen durch das Altern ein Klotz am Bein. Alte Freunde gibt es nur wenige, für regelmäßige Besuche wohnen sie zu weit weg. So schleppt Ruth sich mühsam durch die Tage, beobachtet Wale, lauscht dem Rauschen des Meeres oder dem Tosen des Windes. Das Erledigen des Haushaltes gelingt ihr nur schleppend: Sie überlässt es vielmehr einem persönlichen Spiel und den darauf folgenden Zeichen der Natur, ob sie erledigt werden oder nicht.

“Sie sah aufs Meer hinaus und zählte die Abfolge der Wellen: Wenn es vor der nächsten großen weniger als acht kleine gab, würde sie den Sand vom Gartenweg fegen.”

Zitat, Seite 14

Eines Nachts vernimmt sie in ihrem Haus einen erdigen dschungelgleichen Geruch und das Schnauben und Schnaufen eines großen Tieres; ein vibrierendes Atmen, dass sie vor Angst erstarren lässt. Ruth ist sich sicher, dass ein Tiger durch ihr Wohnzimmer schleicht.

Am Tag darauf steht eine fremde Frau vor der Tür zum Garten, die behauptet, von den Behörden geschickt worden zu sein. Da Frida tüchtig ist und sich zuverlässig um alles kümmert, überlässt ihr Ruth nach und nach das Regime. Doch Frida kümmert sich nicht nur um den Hausputz, das Kochen oder Ruths Medikamente, sondern erlangt auch langsam aber sicher die Kontrolle über Ruth. Und während sich die alternde Ruth völlig auf Frida verlässt, entgleitet ihr Schritt für Schritt das Gefühl für die Realität.

Und irgendwann stellt sich die Frage: Ist Frida tatsächlich ein Geschenk des Himmels oder hegt sie ganz andere Absichten?

“Die Bedeutsamkeit erwuchs aus den Geräuschen, die sie hörte, und aus denen, an die sie sich nur erinnerte; sie lag irgendwo genau dazwischen, fand dort einen Platz, und wuchs.”

Zitat, Seite 65

“Nachts, wenn der Tiger kommt” ist ein intensiver Roman über das Älterwerden. Die Protagonistin Ruth schließt man sofort ins Herz. Durch ihr zunehmend hilfloses und verwirrtes Wesen möchte man sie am liebsten pausenlos in die Arme schließen und ihr bedächtig über den Kopf streicheln. Den schleichenden Prozess des Älterwerdens verdeutlicht Fiona McFarlane durch plötzliche Szenenwechsel zwischen Realität und Fiktion, die nicht immer leicht zu lesen sind. So gerät der schon im Titel erwähnte Tiger Zugang zur Geschichte. Ein surrealer Wegbegleiter, der für viel Aufregung und Irritationen sorgt. Nicht nur bei Ruthie, sondern auch beim Leser. Das Haus am Meer wird zum Dschungel, Ruths verstörtes Wesen zum Tiger.

Trotz ihres jungen Alters, ist es der Autorin gut gelungen, sich in die alternde Ruth hineinzuversetzen und ihr Altern sehr authentisch darzustellen. Die fortschreitende Demenz der Hausbesitzerin verbildlicht McFarlane durch abwechslungsreiche Szenen, in der Ruth zunehmend die Kontrolle über den eigenen Körper und ihre Gedanken verliert. Sie scheint oft wie betäubt, stetig im Kampf mit sich selbst. Während sie im einen Moment völlig klar bei Verstand ist, verwechselt sie Vergangenheit und Gegenwart im anderen, ruft nach ihrem verstorbenen Ehemann oder meint, noch immer auf Fidschi zu leben. So stößt auch der Leser nicht selten an seine Grenzen, scheint wie gefangen, vom unheimlichen Sog der Geschichte.

Bei Frida, die angeblich vom Staat als Haushaltshilfe geschickt wird, ahnt man von Anfang an nichts Gutes. Ihr Wesen ist anstrengend und kräftezehrend. Immer wieder gelangt eine neue Facette ihres undurchsichtigen Ichs zum Vorschein, täuscht und überfordert mich. Oft hätte ich ihr gerne einfach nur eine geklatscht oder sie gebeten, zu gehen. Doch Fridas wirsches Wesen scheint Ruth oftmals wie eine schallende aber notwendige Ohrfeige zu treffen, die sie aus ihrer Trance erwachen lässt, sie den Wunsch verspüren lässt, alte Freunde wiederzusehen oder mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Es ist ein Wechselbad der Gefühle.

So hat Fiona McFarlane mit ihrem Debüt ein undurchsichtiges und spannendes Werk geschaffen, das von Liebe, Vertrauen, einer gefährlichen Täuschung und dem Altern erzählt. Auf äußerst einfallsreiche und zugleich irritierende Weise hat sie meine Tage mit einer Geschichte gefüllt, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Sie hätte gern eine einzige Wolke am Himmel gesehen. Das wäre kuschelig und fröhlich und irgendwie tröstlich gewesen. Wenn ich eine Wolke sehe, dachte sie, bedeutet das, dass ich wieder hochkomme. Es bedeutet, dass ich nicht gefallen bin.

Zitat, Seite 219/220

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