Die Geschichte des Buches führt uns zurück in die Zeit nicht lange nach dem 2. Weltkrieg in einen kleinen Ort in England. Dort lebt Lydia mit ihrem Mann und ihrem 10jährigen Sohn Charlie in einer Reihenhaussiedlung. Schon seit längerem kriselt es gewaltig in der Ehe, doch Charlie bekommt davon wenig mit. Erst als sein Vater immer länger außer Haus bleibt, beginnt er die sich verändernden Lebensbedingungen zu erahnen. Viel Zeit verbringt er im verwilderten Garten von Dr. Markham mit den Bienenstöcken, die es ihm besonders angetan haben. Den Bienen vertraut er auch seine Geheimnisse an, die dann später in den Blasen des frischgeschleuderten Honigs gen Himmel entschwinden.
Dr. Jean Markham ist eine Ärztin mit Leib und Seele. Für ein geregeltes Privatleben bleibt da wenig Zeit. So ist sie alleine geblieben und hat nur eine Haushälterin, die sich vor allem um ihr leibliches Wohlergehen kümmert. Als Jean jedoch die Mutter von Charlie näher kennen lernt, erlebt sie zum ersten Mal in ihrem Leben, wie ihr ganzes Wesen von tiefgehenden und sie beunruhigenden Gefühlen durchflutet wird. Als Lydia diese Gefühle erwidert, schweben beiden im 7. Himmel, doch immer mit der Befürchtung im Hinterkopf, etwas Unanständiges und Verbotenes zu verfolgen.
So beginnt ein Versteckspiel, auch gegenüber Charlie, was sich aber umso schwieriges gestaltet, als er und seine Mutter bei Jean einziehen, nachdem die alte Haushälterin gekündigt hat und Lydia ihre Wohnung verliert, da ihr Mann sich weigert, Unterhalt zu zahlen. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, könnte man denken. Und anderes als die vorhergehende Haushälterin, teilt Lydia fortan nun auch das Bett mit Jean.
Alles Verheimlichen endet letztendlich in einer Sackgasse, die Gerüchteküche brodelt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Robert, der Vater von Charlie davon Wind erhält und dem Treiben ein Ende bereitet......
Der Roman ist in einer recht flüssig zu lesenden Sprache gehalten. Der Handlung gelang es, mich über die kompletten mehr als 400 Seiten bei der Stange zu halten. Interessant sind die eingebauten Perspektivwechsel, in der die Sichtweise von den unterschiedlichen Agierenden ins Auge gefasst werden. Die konzentrieren sich auf Jean und Lydia. Es gibt aber auch die Ebene des Erzählers. Das Verhalten des 10jährigen Charlie gegen Ende des Handlungsverlaufs finde ich jedoch eher ungewöhnlich für ein normal gebundenes Kind diesen Alters.
Es geht klar um eine lesbische Beziehung zwischen Lydia und Jean, in einer Zeit, in der es noch keinen rechtlich geschützten Rahmen für gleichgeschlechtliche Liebe gab. Doch der Fokus wird dabei nicht zu sehr auf die körperliche Seite, sondern auf die emotionale Ebene und die gesellschaftlichen Auswirkungen gelegt. Das Ganze wird eingerahmt von einer kurzen Geschichte des erwachsenen Charlie, der sich auf die Spuren seiner Vergangenheit begibt.
Fazit: Eigentlich eher ein „Frauenroman“, der aber auch mir als Mann recht gut zu gefallen wusste.