Cover des Buches Wilder Sommer (ISBN: 9783570309056)
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Rezension zu Wilder Sommer von Fiona Wood

Ein Sommerbuch mit überraschend viel Tiefgang.

von TanjaLovesBooks vor 10 Jahren

Rezension

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TanjaLovesBooksvor 10 Jahren

Buchgestaltung

Die deutsche Aufmachung gefällt mir um Längen besser, denn dank der knalligen Farben fällt das Buch direkt ins Auge. Außerdem finde ich diese Art von „Gedankenblase“ passt sehr gut zum Roman, da es viel um Wünsche und Träume geht. Wilder Sommer passt auch viel besser zum Buch als „wildes Leben“. Die englische Aufmachung ist aber auch nicht schlecht. Sie zeigt vermutlich die beiden Freundinnen – aber man sieht ja nur die Beine und Füße :P

Meinung


Wilder Sommer erzählt eigentlich zwei verschiedene Geschichten, die sich, da sie am selben Ort spielen, immer wieder kreuzen. Die erste Erzählerin der Geschichte ist Lou. Sie hat ihren Freund bei einem Unfall verloren und ist seitdem ziemlich abwesend, was ihr eigenes Leben angeht. Sibylla oder auch Sib genannt ist das genaue Gegenteil von der ruhigen und melancholischen Lou, denn sie ist ziemlich verknallt in einen Jungen und hat eine Liste mit aufgeweckten Plänen, wie sie diesen rum bekommen kann. Die beiden Mädchen haben eines gemeinsam: Sie verbringen ihren Sommer aus unterschiedlichen Gründen in einem Camp, weit von zu Hause entfernt, fast in der „Wildnis“ und eigentlich will keine der beiden das so recht.


Aufgrund des Klappentextes könnte man meinen, dass die Handlung mehr auf Sib fokussiert ist, aber hier wechseln die Perspektiven eigentlich immer sehr ausgeglichen. Dabei läuft die Geschichte am Anfang erst mal eine Weile in unterschiedliche Richtungen, wenn wir beide Mädchen näher kennenlernen. Gerade der Wechsel zwischen den sehr verschiedenen Blickwinkeln und Gefühlen war unheimlich interessant. Dadurch wird das Buch auch nie langweilig oder gar deprimierend. Im einen Augenblick leidet man mit Lou, dann hat man wieder Spaß mit Sib. Der Autorin ist die Balance hier wirklich sehr gut gelungen. Das Buch hatte auch einfach so viel mehr Tiefgang als man von einem solchen „Sommerbuch“ wohl erwarten würde. Während Lou mit ihrem Verlust kämpft und Sib Probleme mit Vertrauen gegenüber ihren Freunden hat, gibt es viele Nebenfiguren, die ebenfalls ordentlich Wind in die Handlung bringen. Es gibt Schwierigkeiten an jeder Ecke und die Autorin thematisiert doch mehr als nur die typischen Jugendbuch-Konflikte.


Ansonsten hat das Buch natürlich auch so seine Stereotypen. Vom Plot her gab es auch genau das, was ich mir erhofft hatte. Man erlebt eine witzige, teilweise ernste Geschichte in einem Camp voller Menschen, die zusammen Abenteuer erleben oder unterhaltsam-dramatische Momente lebendig werden lassen. Durch die zwei Perspektiven bekommt man einfach eine Menge mit und ich denke, dass für jeden Leser etwas dabei sein wird. Zwar konnte ich mich weder mit Lou, als mit Sib identifizieren, aber ihre Charaktere waren durch die Schwächen und Stärken, die sich klar im Verlauf der Handlung gezeigt haben trotzdem sehr sympathisch.


Was ich besonders gerne mochte war, dass es im Buch auch mehr um Freundschaft als um eine tatsächliche Liebesgeschichte geht. Viele Romane bieten ja entweder nur das eine oder das andere. Ich fand die vielen Momente zwischen Lou und Michael wirklich schön gemacht und auch die Streits zwischen Sib und Holly haben gezeigt: Manche Freundschaften sind entweder für die Ewigkeit bestimmt oder nicht.


Das Buch ist für eine Contemporary-Geschichte meiner Meinung nach ziemlich dick. Dadurch entstanden zwischendurch teilweise ein paar Kapitel, die als nicht ganz so interessant empfand. Das lag sicher daran, dass viele der Szenen sich durch den Alltag im Camp wiederholten. Dafür hat sich Fiona Wood jedoch genug Zeit genommen, um das Ende in sich abzuschließen und den zwei Protagonistinnen ein zufriedenstellenden Abschluss zu geben. Alles in allem war die Geschichte wirklich gut durchdacht aufgebaut. Was ich mir allerdings noch ein wenig mehr gewünscht hätte, wäre eine Eskalation bestimmter Konflikte. Besonders in Lou tobt ein Sturm, der nie ganz zum erliegen kam, aber sie hat sich nicht komplett damit auseinander gesetzt. Vielleicht lag das aber auch einfach an ihrem Charakteretyp.


Fazit


Wilder Sommer ist in vieler Hinsicht das Genre-übliche Sommerbuch, hat jedoch mehr Tiefgang als die meisten Geschichten. Besonders die vielen Charaktere machen es möglich, mit unterschiedlichen Problemen mitzufühlen oder Interesse zu wecken. Die ganze Camp-Konstellation sorgt für viel Aufregung, kleine Romanzen und das Schließen von neuen Freundschaften. Fiona Woods hat den Sommer in ihrem Roman definitiv wild gestaltet, wenn auch ab und zu anders als vom Leser gedacht.



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