Cover des Buches Verbrechen und Strafe (ISBN: 9783596900107)
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Rezension zu Verbrechen und Strafe von Fjodor M. Dostojewski

Wenn Druck aus Menschen keine Diamanten macht...

von JessSoul vor 11 Jahren

Rezension

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JessSoulvor 11 Jahren

Dostojewskij´s Werk "Verbrechen und Strafe", auch unter "Schuld und Sühne" bekannt, handelt von dem ehemaligen Studenten Raskolnikow, der aus Mangel an Geld und aus Überzeugung eine Pfandleiherin ermordet und ausraubt, hinterher aber mit der Angst, gefasst zu werden, nicht umgehen kann.

Dostojewskij hat einen auf Psychologie fundierten Kriminalroman verfasst, der von Dialogen und Monologen beinahe überschwemmt wird. Die fast karikative Darstellung der Charaktere ist gewöhnungsbedürftig, lässt sich aber wahrscheinlich sehr gut auf die russische Mentalität zurückführen.

Die Erörterung der Beweggründe vieler Figuren ist beinahe zuviel des Guten, an anderer Stelle mangelt es dafür wiederum an Erläuterung. Auffallend sind auch die unzähligen Andeutungen zu gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Theorien seiner Zeit, wahrscheinlich könnte man allein mit der Analyse dieses einen Buches Monate verbringen.

Insgesamt konnte mich dieses Buch zwar zum Ende hin ebenfalls fesseln, viele Charaktere waren für mich allerdings weder greifbar noch ihr Handeln nachvollziehbar, was allerdings weniger dem Buch bzw. Autor zu Lasten fällt, sondern vielmehr den vielen Jahren zwischen der damaligen und der heutigen Gesellschaft. Zumindest glaube ich, das es so ist, denn ich kann mir manchmal doch nur schwer vorstellen, dass sich die Menschen damals so überzogen benommen haben sollen. Deshalb beurteile ich die Figuren auch als karikativ.

Interessant ist allerdings der psychoanalytische Ansatz und die Darstellung der Menschen und deren Reaktionen auf wachsenden gesellschaftlichen Druck, sowie einhergehend auf Armut, Perspektivlosigkeit und Missstände. Dabei wurden auch die Aspekte Glaube und Unglaube in das Geschehen und die Charaktere eingeflochten, was dieses Werk zu einer mehr als 700-seitigen Diskussion werden lässt.

Ich bereue nicht, es gelesen zu haben, aber wenn ich nur an Schriftsteller wie Fontane denke, dann wird Dostojewskij niemals zu meinen favorisierten Autoren gehören, und ich glaube nicht, dass der Vergleich hinkt, lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

Ich frage mich allerdings inständig, warum hier fast ausnahmslos 5 Sterne vergeben werden? Traut sich niemand, einen Klassiker schlechter zu bewerten oder erschließt sich mir der Sinn nicht? Bisher konnte mir auch niemand die Frage beantworten, warum gerade dieses Buch zu den Klassikern gehört? Viele sagen: Aufgrund der Tiefe der Figuren, das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, da habe ich viele Bücher gelesen, die das besser konnten, z.B. "Der Klavierstimmer" von Pascal Mercier und der ist bis jetzt auch kein "Klassiker". Es tut mir leid, aber es geht mir hier wie mit moderner Kunst: Es wird manchmal, nicht unbedingt bezogen auf dieses Werk, in den Himmel gelobt, was nicht dorthin gehört!

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